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Keine wie sie (keine wie ...) (German Edition)

Keine wie sie (keine wie ...) (German Edition)

Titel: Keine wie sie (keine wie ...) (German Edition)
Autoren: Kera Jung
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sah erneut auf. Langsamer diesmal. Ab diesem Moment schien er gebannt.
    Die Ähnlichkeit war überwältigend!
    Sie
war es nicht, ganz offensichtlich handelte es sich um den falschen Typ Frau. Aber das Gesicht, der Gang – als wäre soeben ihr Zwilling aufgetaucht.
    Fassungslos beobachtete Daniel, wie sie sich mit absoluter Selbstverständlichkeit an die Bar setzte. Zuvor hatte sie ihren Mantel ausgezogen und einen schlanken, perfekt modellierten Körper enthüllt. Er steckte in einem hautengen, schwarzen Oberteil und hellen Tuchhosen. Daniels Blick fiel auf die Schuhe. Helle, zierliche, recht hohe Damenschuhe, keine Stiefel. Häufig bewegte sie sich wohl nicht zu Fuß.
    Im Spiegel hinter der Bar beobachtete er sie und wurde mit jeder Sekunde konfuser.
    Es handelte sich tatsächlich um ein Plagiat, wie es wohl besser und genialer nicht gezeichnet werden konnte. Tom hätte sich lachend am Boden gewälzt oder den Mund nicht mehr geschlossen.
    Nach Lachen stand ihm momentan weniger der Sinn, Daniel tendierte eher zu der anderen Alternative.
    Aber sie konnte es nicht sein! Zunächst fand er keine Brille und Tina hätte nie freiwillig derartige Schuhe getragen, nur, wenn er sie mehr oder weniger zwang. Sie als schlank zu bezeichnen, käme einer Untertreibung gleich, ihr Körper entsprach Modellmaßen. Das dunkle Haar bildete einen festen Knoten am Hinterkopf, nur jeweils links und rechts an den Schläfen wurde eine breite Strähne davon verschont. Das Make-up wirkte nicht gut, sondern
perfekt
.
    Dies traf auf die gesamte Frau zu! Als wäre sie soeben dem Himmel entsprungen und Daniel ließ sich sonst bestimmt nicht zu geistlosen Anmachsprüchen hinreißen.
    Zwei Indizien untermauerten jedoch seinen Verdacht, dass es sich
nicht
um Tina handelte:
    In den dunklen Augen fand er keine Wärme und um die vollen Lippen spielte nicht das schmalste Lächeln. Sie wurden auch in keiner anderen Emotion verzogen, zeigten nichts, hätten in ihrer Ausdruckslosigkeit einer Puppe gehören können. Ohne den Barkeeper eines Blickes zu würdigen, nahm sie ihren Cocktail entgegen.
    Ein Cosmopolitan – kein Gin.
    Doch als sie das Glas absetzte, schloss sie die Augen und Daniel erstarrte.
    Dichte
Wimpern, das fünffache Volumen als sonst üblich, so dicht und dunkel, wie er sie bisher nur einmal sah, wie sie höchstwahrscheinlich nur einmal
existierte
.
    Als sie die Lider öffnete, sah sie in den Spiegel und ihre Blicke trafen sich. Da
ahnte
er, sein Urteil wohl etwas vorschnell getroffen zu haben.
    Die Augen weiteten sich nicht im plötzlichen Erkennen, die Wangen färbten sich nicht rot, sie wurde auch nicht blass oder wütend – irgendwas, verdammt! Stattdessen verengte sich ihr Blick um einen kaum merklichen Bruchteil, knapp nickte sie und widmete sich ihrem Glas.
    Daniel leerte seinen Whisky.
    * * *
    Auf
diese Art vergingen die folgenden zwei Stunden.
    Sie
(Tina?)
bestellte Cosmopolitan, er Whisky und stumm, ungefähr zwei Meter voneinander entfernt, vernichteten sie ihre Getränke. Nach einer Stunde schloss sie nicht mehr die Augen. Doch es folgte kein Lächeln, kein weiteres Nicken oder gar eine Aufforderung. Ganz nebenbei ließ sie reihenweise die Männer abblitzen und das auf derart vernichtende Art, wie Daniel sie selten zuvor erlebte. Die Interessenten wurden nicht einmal mit einem Blick belohnt. Dennoch benötigte es eine Weile, bevor auch der Letzte verstand, dass er auf verlorenem Posten kämpfte.
    Nach eineinhalb Stunden wollte Daniel zu ihr hinüber zu gehen und sie zu fragen, wer sie war und was sie mit Tina angestellt hatte. Ihr warnender Blick hinderte ihn erfolgreich, selten hatte er eine derartige emotionslose Autorität erlebt.
    Abgesehen von den ersten, hervorstechenden Parallelen, fand er bald mehr. Die Hände stimmten, die Form des Gesichtes, die hohen Wangenknochen, die Ohren, der Hals. Selbst die Größe der Oberweite, wenn er das Schätzen nicht indes verlernt hatte. Auch die Haarfarbe entsprach dem Original.
    Sie war es ... und auch wieder nicht.
    Eines ließ sich nach zwei Stunden nicht länger leugnen. Nun gut, eigentlich bereits nach fünf Sekunden, zu diesem Zeitpunkt dachte Daniel nur noch nicht so weit.
    Er
musste
sie ansprechen, hatte sich bereits verliebt, als sie die Bar betrat. Oder seine Verliebtheit war wieder aufgelebt, was wusste er denn? Aber weshalb lächelte sie denn nicht?
    So nachtragend konnte doch kein Mensch sein!
    Vergebens wartete er auf ein Zeichen, ein Erröten, ein Kichern, irgendeinen
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