Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Keine Lady fuer Lord Strensham

Keine Lady fuer Lord Strensham

Titel: Keine Lady fuer Lord Strensham
Autoren: Elizabeth Beacon
Vom Netzwerk:
hatte nicht das Recht, das erste reizende Geschöpf zu verführen, das ihm begegnete. Der Gedanke an Miss Hetty Smith ließ ihn schmunzeln. Zweifellos würde die temperamentvolle kleine Person ihm gehörig die Meinung sagen, wenn er sie bat, seine Mätresse zu werden.
    Vor seinem inneren Auge erschien ein Bild von ihr, wie sie mit vom Schlaf geröteten Wangen und niedlich zerzaustem Haar in seinem Bett lag. Marcus war so tief in Gedanken versunken, dass es seinem klugen Pferd überlassen blieb, die Nähe gemütlicher Ställe zu wittern, als sie sich Sir Edward Darraines Landsitz näherten. Er erinnerte sich an Hetty und wie bezaubernd sie ausgesehen hatte mit dem langen nussbraunen Haar, das ihr über die schmalen Schultern fiel. Genauso deutlich sah er jedoch, wie verwirrt und ängstlich sie ihn aus ihren tiefgrünen Augen angesehen hatte, als sie neben ihm aufwachte. Sie war zumindest in den Wonnen der Liebe eine Unschuld, wenn nicht auch in jeder anderen Hinsicht.
    Andererseits tat er ihr vielleicht Unrecht. Immerhin hatte sie seine Börse nicht angerührt. Also war sie weder eine Diebin noch bereit, sich ihr Brot auf dem Rücken liegend zu verdienen. Leider war die traurige Wahrheit, dass sie verhungern würde, wenn sie nicht zu einem Gewerbe dieser Art Zuflucht nahm. Die Vorstellung, sie könnte doch dazu gezwungen werden, fand Marcus unerträglich.
    Zwar rückte es seine eigenen Hoffnungen auf die süße Hetty in weite Ferne, aber er musste sie vor der sicheren Armut retten, ohne ihre Verletzlichkeit auszunutzen und sie in sein Bett zu locken. Das Verlangen, ihren Körper zu spüren, war plötzlich so heftig, dass es Marcus erschreckte. Um nicht den Respekt vor sich selbst zu verlieren, musste er dafür sorgen, so wenig wie möglich in Hettys Nähe zu kommen.
    Zehn Minuten später trieb Marcus entschlossen seinen Hengst auf den Innenhof von Ned Darraines Landsitz und rief den verblüfften Stalljungen Befehle zu, als wären sie Soldaten aus seiner alten Brigade. Er strahlte so viel Autorität aus, dass keiner von ihnen sein Recht in Frage stellte, sie so herumzukommandieren.
    „Marcus, was für eine Freude, dich zu sehen, alter Junge!“ Der Herr des Gutes begrüßte ihn, als hätten sie sich erst gestern getrennt und nicht vor über einem Jahr, als Ned ebenfalls, wenn auch unter ganz anderen Umständen, sein Erbe angetreten hatte.
    „Für mich auch, Ned. Aber wo ist Lydia, wenn ich sie nötig habe?“
    „Zieht sich an. Was sollte sie sonst tun um diese zeitige Stunde?“
    Marcus lachte. „Früher wäre sie schon längst auf den Beinen gewesen. Ihr seid mir vielleicht Langschläfer geworden, seit ihr wieder zu Hause lebt.“
    Ned wirkte nicht besonders betroffen vom Tadel seines Cousins.
    „Ich brauche dich“, fügte Marcus ernst hinzu.
    Ein Plan begann in seinem Kopf Gestalt anzunehmen, der gleichzeitig seine beiden Schützlinge retten würde. Also setzte er ihn besser so schnell wie möglich in die Tat um, bevor seine niederen Regungen doch noch die Oberhand gewannen.
    Es verging nur eine knappe halbe Stunde, und die Kutsche der Darraines war für die Abreise bereit – ausstaffiert mit unzähligen Kissen, einem Korb aus Lady Darraines Küche und der vornehmen Dame höchstselbst.
    „Marcus fährt mit mir“, teilte sie ihrem Gatten mit, und der wies den Stallknecht an, das zweitbeste Jagdpferd an die Kutsche zu binden, damit Marcus auf ihm zurückreiten konnte.
    „Ned hasst es, in der Kutsche zu fahren“, wandte Lydia sich an Marcus. „Eine gute Gelegenheit für dich, mir zu erzählen, was du angestellt hast. Und lass keine Einzelheit aus, hörst du?“
    Marcus ließ sogar sehr viel aus. Schließlich brauchte er Lydias Mitgefühl für seine kleine Ausreißerin, kein Misstrauen.
    „Du hast der armen Kleinen befohlen, mitten in der Nacht deine Pferde zu tränken, nachdem du brutal in ihre Zuflucht eingebrochen bist und sie halb zu Tode erschreckt hast? Marcus, wie konntest du nur?“
    „Nick war bewusstlos, und es gab meilenweit keine Unterkunft.“
    Lydia seufzte. „Zweifellos ist deine kleine Dienstmagd irgendwo davongelaufen. Es wäre mir nicht lieb, wenn irgendein erboster Herr auf meiner Schwelle erschiene und sie zurückforderte, wenn ich sie bei mir aufnehme. Und wie soll ich Ned davon überzeugen, dass sie sich nicht mit dem Tafelsilber aus dem Staub machen wird? Oder gar mit einem seiner geliebten Pferde?“
    „Gegen deinen ersten Einwand kann ich nichts vorbringen. Sie hat zugegeben, ihre
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher