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Keine halben Küsse mehr!: Roman (German Edition)

Keine halben Küsse mehr!: Roman (German Edition)

Titel: Keine halben Küsse mehr!: Roman (German Edition)
Autoren: Lorelei Mathias
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hat...«, meinte sie müde, während sie durch die Drehtür ins Gebäude treten und die Aufschrift »Wir denken, also kauft ihr« überquerten, die in großen Lettern in den Fußboden der Eingangshalle eingelassen war – das liebenswert-anmaßende Motto der Werbeagentur.
    »Das bist du ja nie. Aber ich finde, du solltest es dir noch mal überlegen, was meine Idee betrifft«, sagte Duncan, drückte auf den Liftknopf und lehnte sich an die Wand.
    »Nie im Leben. Nur über meine Leiche. Vergiss es.«
    »Aber – jetzt überleg doch mal!« Der Lift ging auf und sie stiegen ein.
    »Ich. Gehe. Nicht. Zum. Speed. Dating.« Amelie haute zornig auf den Knopf fürs fünfte Stockwerk, und der Lift setzte sich in Bewegung. Sie fing Duncans Blick im Spiegel auf und fügte streng hinzu: »Auf gar keinen Fall, Duncan. Nicht für den ganzen Tee in China oder sämtliche Reklameplakate in Cannes. Ist mir egal, wie speedy das sein soll, für mich wär’s immer noch zu lang.«
    Der Lift öffnete sich, und die beiden traten hinaus und machten sich auf den Weg zurück in ihr Büro.
    »Aber!«, brüllte Duncan.
    »NEIN!«
    »Aber Bill Bernbach hat gesagt -«
    »Ich weiß, was er gesagt hat!«, schimpfte Amelie, die sich peinlich bewusst war, dass man sie wahrscheinlich im ganzen Creative Department hören konnte.
    »Amelie, wir haben keine Wahl«, sagte Duncan, sobald sie wieder an ihren Schreibtischen saßen. Er warf einen bezeichnenden Blick auf die leeren DIN-A3-Blätter, die vor Amelie auf dem Tisch lagen. »Oder hast du vielleicht eine Idee, die irgendwas taugt?«
    »Lass mir nur ein bisschen Zeit, ein, zwei Tage, oder so … ich weiß, mir wird was einfallen. Okay?! Überlass das mir.«
    »Und wenn dir nichts einfällt? Was dann?«
    »Hör zu, Duncan, wenn du unbedingt ein Mädchen finden willst, dann geh allein. Fällt mir nicht ein, diesen Fleischmarkt auch noch durch meine Anwesenheit zu unterstützen, nein, auf so ein Niveau lasse ich mich nicht herab! Und mir das Ganze als ›Recherche‹ verkaufen zu wollen, beleidigt meine Intelligenz! Du willst doch bloß, dass ich mitkomme, damit du selber nicht so erbärmlich dastehst!«
    Duncan wirkte zutiefst verletzt. »Das war ein Schlag unter die Gürtellinie. Du kannst manchmal ein richtig gemeines Biest sein.« Damit stürmte er davon und ließ eine geschockte Amelie zurück. Sie und ihr verflixtes Temperament! Sie wünschte, sie könnte das eben Gesagte zurücknehmen.
    »Scheiße«, sagte sie und ging ins Billardzimmer, um in Ruhe eine dringend benötigte Zigarette zu rauchen. »Kacke.« Jetzt hatte sie in dieser Woche schon zwei gute Freunde vor den Kopf gestoßen – was war bloß los mit ihr?! Sie ließ sich auf ein Sofa plumpsen und nahm einen tiefen Zug von ihrer Zigarette. Da fiel ihr Blick auf den Sofatisch, und sie sah, dass dort eine Zeitschrift lag, die Campaign . Sie rang mit sich, versuchte sich davon abzuhalten, nach dem Blatt zu greifen, doch dann konnte sie doch nicht widerstehen: Sie musste wissen, was die Fachzeitschrift über die Ideen der anderen großen Werbeagenturen zu berichten hatte. Nach einem raschen Blick nach links und rechts griff sie mit beiden Händen danach und begann verstohlen darin herumzublättern. Schon auf Seite zwei blieb sie hängen. Dort, auf einer Doppelseite, strahlte ihr ein Hochglanzfoto von Joshua Grant entgegen, der mit einem lässigen, selbstbewussten Grinsen an einer der weißen Säulen des Eingangsbereiches von LGMK lehnte, das dunkle Haar kunstvoll zerzaust. So sehr es ihr widerstrebte das zuzugeben, aber das Foto war gut getroffen – er sah unglaublich jung aus. Tatsächlich war er unglaublich jung für einen Creative Director, der eine Endvierzigerin von ihrem Posten verdrängt hatte. Auf diesem Foto sah er keinen Tag älter als neunundzwanzig aus. Nach einem genaueren Blick musste sie zugeben, dass man ihn sogar als attraktiv hätte bezeichnen können. Wenn man so was mochte. Gefühlvolle braune Augen, sonnengebräunte Haut, groß, muskulös – die üblichen Surferqualitäten eben.
    Sie verschlang die Schlagzeile und verzog das Gesicht: »Australisches Wunderkind von britischer Werbeagentur nach London geholt« stand da in dicken schwarzen Lettern. Nervös las sie weiter. Der Artikel berichtete, wie Josh vom Vorstand des finanziell angeschlagenen Werbekonzerns LGMK abgeworben worden war, dass man von ihm erhoffte, die Firma wieder in die schwarzen Zahlen zu bringen, dass er die vorherige CD, Jana Morris, abgelöst hatte, die
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