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Keine halben Küsse mehr!: Roman (German Edition)

Keine halben Küsse mehr!: Roman (German Edition)

Titel: Keine halben Küsse mehr!: Roman (German Edition)
Autoren: Lorelei Mathias
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sind gespannt, was wohl als Nächstes passiert – alle fünfzig. Viele müssen stehen, da es keine Sitzplätze mehr gibt. Das Ganze erinnert mich mehr und mehr an eine vollgestopfte U-Bahn zur Rushhour. Ich frage mich, ob das vielleicht so geplant ist, damit man sich in der Enge schon mal ein wenig näherkommt.. Nun, bei mir funktioniert das jedenfalls nicht, ich finde es grässlich. Das ist wie bei einem Vorstellungsgespräch, zu dem alle Bewerber gleichzeitig bestellt worden sind – und man hat nicht nur die Konkurrenz vor Augen, sondern obendrein den möglichen »Käufer«. Alle ganz demokratisch versammelt, bis das formelle »Interview« beginnt. So viel zum pünktlichen Start um 19:00 Uhr.
    Immerhin habe ich so Zeit, mir ein paar Notizen zu machen. Da wären zum Beispiel die Instruktionen. Ob das ein Witz sein soll? Nein, wohl nicht. Kein Schimmer von Ironie, was da steht, ist todernst gemeint, selbst diese Zeile (fürchte ich): »Die Teilnehmer werden gebeten, während der Gespräche Höflichkeit und gute Formen zu wahren und ihre Bewertung erst am Ende abzugeben.«
    Komisch, wie jeder jeden heimlich mustert und – man kann es förmlich an der Miene ablesen – in die Kategorie »wär was« beziehungsweise »bleib mir vom Leib« einordnet. Viele notieren sich schon mal verstohlen die Namen jener, die ihnen gefallen, um hinterher besser den Überblick zu behalten. Leider müssen die Jungs härter arbeiten, die armen Würmer. Offenbar dürfen wir Mädels hübsch sitzen bleiben, während die Herren von Tisch zu Tisch wandern müssen. Duncan fragt sich – und nicht zu Unrecht -, wie er da die blöde Bewertungskarte ausfüllen soll, ohne dass das Mädchen es mitkriegt? Unterwegs zum nächsten Tisch? Da bleibt ihm nicht viel Zeit, da nur ungefähr zehn Zentimeter dazwischenliegen! Oder erst mal hinsetzen und es vor dem neuen Mädchen machen? Egal wie, mir erscheint es in jedem Fall peinlich und unsensibel. Und meinen Namen notiert sich keiner im Voraus – ich werde mein Namensschildchen erst in allerletzter Sekunde dranstecken.
    Duncan ist total begeistert. Wir haben ihm nämlich mitgeteilt, dass er unter all den anwesenden Männern der bei weitem attraktivste ist. Was nicht viel heißen will, aber er findet’s toll. Er witzelt, dass er so viele »Kreuzchen« kriegen wird, dass er die Post-Speed-Dating-Flut nur mit einer Gruppen-E-Mail wird bewältigen können:
    Betr.: Gratulation! Du hast Duncan auserwählt
     
     
    Hallo Mädels, wann passt es euch denn? Bitte Datum ankreuzen! Freue mich auf ein Rendezvous, euer Duncan
    Ja, ja, Duncan, beruhig dich wieder. Wir machen uns jedenfalls in der Zwischenzeit mit den Regeln vertraut. Offenbar hat man, wenn man keinen »Treffer« landet (es gibt drei Optionen – »ja«, »nein« oder »vielleicht eine Freundschaft«), einen weiteren Besuch frei. Ich muss lachen, wenn ich das lese – da blüht doch sicher der Missbrauch, oder? Wer weiß, wie viele auf so eine Option hin »süchtig« werden und zum »Serien-Speed-Dater« mutieren? Nicht auszudenken.
    Ach – haben soeben erfahren, dass der Grund für die Verspätung in der unauffindbaren Fast-Love-Glocke liegt, mit der der Beginn und das Ende der dreiminütigen Dates eingeläutet wird. Offenbar hat Camilla, unsere charmante Gastgeberin (würg), die Glocke verschusselt, und ohne die geht’s nun mal nicht. Umso besser. Vielleicht wird die Veranstaltung aufgrund der Verspätung ja verkürzt und mir bleiben ein paar Dates erspart. Zumindest habe ich jetzt noch Zeit für eine schnelle Zigarette.

    Starbucks, gegenüber von All Bar One, 21:00 Uhr
     
    Puh, endlich eine Pause. Die habe ich allerdings auch bitter nötig! Musste einfach raus und frische Luft schnappen und das Ganze ein wenig verdauen. Ich hasse Starbucks, aber es war das Erste, worauf mein traumatisiertes Auge fiel, als ich aus dem Club stürzte. Keine Zuflucht war mir je so willkommen. Anderthalb Stunden Speed-Dating – neunzig Minuten meines Lebens unwiderruflich dahin. Hab nicht viel Zeit, nur eine Viertelstunde, dann muss ich wieder zurück, aber lieber hier sitzen und eine rauchen, als zwischen all den anderen Fast Lovern hocken zu müssen.
    Eins ist klar: Meine Befürchtungen haben sich in vollem Umfang bestätigt, denn dies ist DIE HÖLLE AUF ERDEN. Nein, schlimmer noch.
    Ich will das erklären. Jedes Mädchen hat es wohl schon einmal erlebt: Du lehnst in einem Club an der Bar oder sitzt irgendwo und plötzlich taucht irgend so ein schleimiger Typ
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