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Keine halben Küsse mehr!: Roman (German Edition)

Keine halben Küsse mehr!: Roman (German Edition)

Titel: Keine halben Küsse mehr!: Roman (German Edition)
Autoren: Lorelei Mathias
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den letzten freien Sitzplatz sinken ließ und zu dem wütenden, fassungslosen sechsundzwanzigjährigen Mädchen namens Amelie Holden hinausgrinste, das, mit Taschen beladen, zornig herumfuchtelte, ging die Bustüre, einen Millimeter vor Amelies Nasenspitze, auch schon zu. Amelie machte einen letzten Versuch, das Herz des Busfahrers zu erobern: Sie schlug mit der flachen Hand an die Türscheibe. Aber der Bus hatte sich bereits in Bewegung gesetzt.
    »Scheiße!«, wiederholte Amelie aus tiefstem Herzensgrunde, trat zurück und ließ sich entnervt auf die Wartebank plumpsen. Verdammte Busfahrer, dachte sie, sagte es aber nicht, denn sie wusste, wenn sie nicht wieder einmal versucht hätte, in letzter Minute alles mögliche gleichzeitig zu erledigen, dann säße sie jetzt in diesem Bus. Prost Neujahr!, dachte sie zynisch und spürte dabei, wie ihr zwei Tage alter Katzenjammer – der Preis einer feuchtfröhlichen Silvesternacht – jäh wieder zum Leben erwachte.

    Eine halbe Stunde später platzte Amelie mit zerzausten braunen Locken und hochroten Wangen ins Shish Bar & Grill.
    »Sorry, Herzchen, alles Gute zum Geburtstag! Sorry, aber der Bus war die reinste Katastrophe. Ich hab versucht, dir eine SMS zu schicken, aber ich hatte leider keinen Saft mehr auf dem Handy.«
    »Läufst immer noch mit leerer Prepaidkarte rum, was?«, sagte Claire, ihre älteste und beste Freundin gutmütig, während sie sich umarmten. Amelie war mit Claire und deren Lebensgefährten, Dan, zu einem späten Lunch verabredet, um Claires Geburtstag zu feiern, bevor die beiden zu einem romantischen Kurzurlaub nach Paris aufbrachen.
    »Ja, ja. Aber ich habe mir fest vorgenommen, sobald wie möglich einen festen Vertrag mit einer Telefongesellschaft abzuschließen! Sobald ich dazu komme! Was wollt ihr trinken?«
    »Wir haben uns schon eine Flasche Pinot bestellt«, sagte Dan. »Nimm dir ein Glas und trink mit! Wir haben noch nicht richtig bestellt, erst mal nur Knoblauchbrot, du kannst also noch in die Speisekarte schauen – aber lass dir nicht zu viel Zeit, Schätzchen, wir müssen schließlich unseren Zug kriegen.«
    Solche Kommentare war Amelie gewöhnt, die bekam sie oft zu hören. Sie wusste selbst, dass sie die Königin der Unentschlossenen war. Hätte es eine diesbezügliche Olympiade gegeben, sie hätte locker die Goldmedaille gewonnen, ganz besonders in der Disziplin »Essensbestellung in Restaurants«. »Nein, nein, ich mache ganz fix, versprochen. Ich weiß sowieso schon, was ich möchte, ehrlich. Will nur noch sehen, was sie sonst noch haben.«
    Mit dem Gedanken, dass sie definitiv Lust auf einen Salade Niçoise habe, bummelte Amelie durch die Speisekarte. Aber was nahmen die anderen beiden? Davon hing alles ab.
    »Ich nehme eine Pizza, die Vier-Jahreszeiten, und Dan nimmt ein Steak«, sagte Claire hastig, denn sie wusste, dass davon alles abhing.
    »Wenn das so ist, dann nehme ich Pasta. Oder Lasagne. Nein, nein – doch den Salade Niçoise. Genau. Das ist es. Ich habe mich entschieden.«
    Der Kellner tauchte an ihrem Tisch auf. Sie nannten ihre Bestellung, Amelie zuerst. Als der Kellner, ein schüchterner italienischer Jüngling, alles notiert hatte, las er ihre Wünsche noch einmal laut vor.
    »Ja, genau, danke schön«, sagte Dan. Der Kellner lächelte und wandte sich zum Gehen.
    »Ach«, stieß Amelie plötzlich hervor. Ihr war eingefallen, dass sie ja immer noch unter diesem Kater litt, der jämmerlich nach Kohlehydraten maunzte. »Momentchen noch. Nein. Sorry, dass ich so eine Nervensäge bin, aber könnte ich vielleicht doch lieber die Pizza haben? Eine Quattro Stagione, bitte«, sagte sie mit einem entschuldigenden Lächeln.
    Claire und Dan wechselten einen gutmütig-entnervten Blick. Dan ergriff unter dem Tisch Claires Hand und drückte sie zärtlich. »Also, Amelie. Morgen geht’s wieder in die Arbeit, nicht?«
    »Erinnere mich bloß nicht daran! Und ihr dagegen werdet in ein paar Stunden in Paris sein! Ich bin fürchterlich neidisch.«
    »Fängt diese Woche nicht auch dieses australische Wunderkind als neuer Creative Director bei euch an?«
    »Erinnere mich daran bitte auch nicht! Duncan und mir graust es jetzt schon.«
    »Ach, so schlimm wird’s schon nicht werden«, beschwichtigte Claire optimistisch. »Man weiß ja nie, etwas frisches Blut kann eurer Werbeagentur vielleicht nur guttun. Ach ja, übrigens, wie war die Silvesterparty bei deiner Schwester?«
    »Toll, echt toll«, antwortete Amelie. »Wirklich schade, dass
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