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Kein Zurueck nach Oxford

Kein Zurueck nach Oxford

Titel: Kein Zurueck nach Oxford
Autoren: Veronica Stallwood
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Augenblick zum Schweigen zu bringen.
    Gedenke nicht meiner Jugendsünden , meiner Missetaten nicht . Gedenke dessen nur , was deiner Gnade würdig ist , um deiner Güte willen , Herr .
    Vielleicht war es auch der Vers aus dem 25. Psalm, der ihm einen Dämpfer versetzt hatte, dachte Kate.
    Selig die Trauernden , sie werden getröstet werden .
    Hoffentlich stimmt das!
    Der Chor des Colleges sang den 23. Psalm, wie Kate vorgeschlagen hatte, anschließend lasen Herren im Talar. Schließlich erhob sich der Rektor – es war Careys Vater – und hielt eine Ansprache über Andrew.
    »Andrew Grove war Absolvent des King’s College der Universität London. Allerdings hat er so lange an der Bodleian gearbeitet, dass er sich irgendwann für einen echten Oxforder gehalten haben muss. Seinem Abschluss in Theologie fügte er eine Qualifikation als Bibliothekar hinzu. Nachdem er ein Jahr die Bibliothek und das Archiv der Kathedrale verwaltet hatte, wechselte er in die Theologische Abteilung der Bodleian Bibliothek, wo er bis zu seinem Tod blieb.«
    Das klingt alles so einfach und so langweilig, dachte Kate. Dabei war Andrew viel mehr, als dieser Nachruf uns glauben macht. Die Leute fragen sich sicher, was es für einen Unterschied macht, dass er nicht mehr bei uns ist, aber er war wirklich wichtig. Wichtig für mich, für Paul und für Harley. Jim hat uns alle ein großes Stück ärmer gemacht. Aber warum?
    »Aber das war nicht alles«, fuhr der Rektor mit seiner volltönenden Stimme fort, an die Kate sich so gut erinnerte. »Wie wir hier sehen können, hatte Andrew einen großen Freundeskreis. Er war ein äußerst geselliger Mensch.«
    Das dürfen Sie ruhig noch mal sagen, dachte Kate und erinnerte sich ihrer Gelage in der Krypta , wo sie sich durch die Weinkarte getrunken und über Gott und die Welt diskutiert hatten.
    »Andrew hatte eine Stammkneipe, wo er regelmäßig Darts zu spielen pflegte und sich bei Gelegenheit auch schon einmal an Team-Wettbewerben beteiligte.«
    Tatsächlich? Mir hat er jedenfalls nichts davon gesagt, wunderte sich Kate. Oder vielleicht doch? Hatte ich vielleicht nur wieder einmal nicht richtig hingehört?
    »Und obwohl man ihn nicht unbedingt als Athleten bezeichnen konnte« – leises Lachen brandete auf –, »spielte er ausgezeichnet Tennis.«
    Und auch davon hatte ich nur eine vage Ahnung, dachte Kate.
    Und jetzt ist er nicht mehr bei uns. Wie wird man mit Jim Barnes verfahren? Sperrt man ihn in der Psychiatrie ein, hält ihn fern von der Gesellschaft? Warum ist er überhaupt und ausgerechnet auf mich verfallen?
    Die Gemeinde stand auf, und die Orgel begann zu spielen.
    »Dürfen wir jetzt singen?«, fragte Harley.
    »Klar, wenn du die Melodie kennst.« Kate nickte. »Der Text steht hier im Buch.«
    »Logisch kenne ich das«, trumpfte Harley auf und sang lauthals mit.
    So nimm denn meine Hände .

    Ein wenig später schlenderten sie mit ihrem Wein und den Lachsschnittchen im Empfangssaal umher, unterhielten sich mit Carey und Camilla und ein oder zwei anderen Leuten, die Kate kannte. Kate fühlte sich in gewisser Weise an ihre Lesereise erinnert, obwohl die Atmosphäre hier freundlicher war und nicht ständig eine Kasse im Hintergrund klingelte.
    »Wir müssen los«, sagte Paul schließlich.
    Sie sammelten Harley ein, der Berge von Schnittchen vertilgte.
    »Was ist da überhaupt drauf?«, fragte er. »Schmeckt irgendwie nach Fisch.«
    »Räucherlachs«, antwortete Kate. »Du solltest ihn genießen.«
    »Wenn du meinst.«
    Sie verabschiedeten sich vom Rektor und gingen zu Pauls Auto.
    »Hat die Versicherung sich schon gemeldet?«, erkundigte sich Kate.
    »Noch nicht. Aber das Auto hatte Totalschaden. Wir müssten etwas dafür bekommen.«
    »Obwohl Devlin gefahren ist?« Kate seufzte. »Wenn er es nicht getan hätte, gäbe es mich vielleicht nicht mehr. Nur Devlin ist fähig, in aller Seelenruhe den Rückwärtsgang einzulegen und dabei sicher zu sein, es wäre der erste.«
    »Wie geht es seinem Hals?«
    »Er trägt immer noch eine dieser Halskrausen, aber damit schindet er jede Menge Mitleid bei den Frauen.«
    »Ich dachte, er würde ab sofort auf solche Dinge verzichten.«
    »Nächsten Monat heiratet er Jacko mit allem Prunk und Pomp, und sämtliche kleinen Devlins dürfen Blümchen streuen.«
    »Du liebe Zeit!«
    »Ich bin eingeladen. Begleitest du mich?«
    »Ich glaube schon. Schließlich brauchst du einen Aufpasser, wenn Devlin in der Nähe ist. Was macht dein Rücken?«
    »Tut nicht allzu weh.
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