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Kein Weg zurück

Kein Weg zurück

Titel: Kein Weg zurück
Autoren: Natalie Schauer
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Angst zu haben, ich bin auch immer aufgeregt, auch wenn es nicht gleich auffällt, so wie bei dir.“
    Er wusste nicht, was er darauf sagen sollte, aber es berührte ihn tief. Sie sprach mit ihm, wie mit einem normalen Menschen.
    „ Hast du Lust auf ein Abenteuer?“
    „ Wie meinst du das? Jetzt?“
    „ Ja, klar jetzt, oder musst du dich bei Mami abmelden?“
    Sie packte ihn am Arm und zog ihn mit sich. Gemeinsam liefen sie zur nächsten U-Bahnhaltestelle und stiegen ein. Jonathan wusste nicht, wohin sie fuhren, denn er fuhr ja immer mit dem Rad zur Schule, nicht mit der Bahn.
    „ Wo fahren wir hin?“
    „ Lass dich überraschen.“
    Sie mussten zweimal umsteigen und nun saßen sie in der Straßenbahn. Die Fahrt dauerte 40 Minuten und während dieser Zeit schwiegen die Beiden. Josephine hörte auf ihrem iPod Musik und Jonathan beobachtete sie. Es musste einfach ein Traum sein. Gestern noch hatte er Pläne geschmiedet, wie er seinem Leben ein Ende setzen konnte, und heute saß er mit seiner Traumfrau in der Straßenbahn. Sie stiegen aus und Jonathan wusste nicht genau, wo sie waren. Die Stadt lag hinter ihnen und er bemerkte, dass er sich hier draußen freier fühlte – weniger Autos, weniger Leute, weniger Stress und vor allem weniger Angst.
    „ Komm mit, wir müssen noch ungefähr eine halbe Stunde zu Fuß gehen.“
    Es war heiß und beide schwitzten. Sie kamen an einen kleinen See, der von Bäumen eingerahmt war. Er sah sehr schmutzig aus, doch Josephine schien der Anblick zu gefallen.
    „ Und? Was sagst du? Es ist doch toll, oder? Hier ist fast nie jemand, weil man hier eigentlich nicht mehr schwimmen darf.“
    „ Wieso soll man hier nicht schwimmen?“
    „ Na ja, einfach so halt. Ich weiß es nicht, aber ich bade hier immer. Komm schon, sei kein Feigling!“
    Sie sprang mit sämtlichen Klamotten ins Wasser und tauchte unter. Sie blieb ungefähr 20 Sekunden unter Wasser und tauchte erst in der Mitte des Sees wieder auf.
    „ Na komm schon, sei kein Frosch! Es ist erfrischend.“
    Er setzte sich auf den Steg, denn er konnte nicht. Er konnte nicht hinein. Sie würde ihn auslachen, wenn sich herausstellte, dass er nicht schwimmen konnte. Als sie wieder herauskam, waren ihre Brustwarzen hart geworden, das konnte er durch das Kleid sehen, auch ihren makellosen Körper. Ihre Hüften, ihren String-Tanga. Sie setzte sich neben ihn und bespritzte ihn mit Wasser.
    „ Willst du nicht oder traust du dich nicht?“
    „ Ich hab jetzt einfach keine Lust.“
    Er legte sich mit dem Rücken auf den Steg und spürte die pralle Sonne auf seinem Gesicht.
    „ Möchtest du auch manchmal nur noch weg? Weg von all dem hier, von der Schule, von den Eltern?“
    Er war auf diese Frage nicht vorbereitet und setzte sich wieder auf. Er zögerte eine Weile, bevor er antwortete.
    „ Ich möchte nicht nur weg, ich wünsche mir ein anderes Leben.“
    Sie redeten über Gott und die Welt und verstanden sich auf Anhieb sehr gut. Jonathan konnte endlich einmal frei über all seine Ängste und Sorgen sprechen und auch Josephine schien der Nachmittag zu gefallen. Sie verabschiedeten sich erst um 22 Uhr und Jonathan war glücklicher als jemals zuvor. Seine Eltern machten natürlich einen Aufstand zuhause, doch das war ihm egal. Er legte sich aufs Bett und träumte von einem besseren Leben, einem Leben mit Josephine.
     
    Als er am nächsten Morgen aufwachte, hatte er ein komisches Gefühl in der Magengegend. Er hatte Angst, panische Angst. Was, wenn sie ihn nur verarscht hatte? Wenn es ein Scherz war? Er wurde nervös, wollte nicht in die Schule. Er hatte sich blamiert, er hatte mit ihr über intime Dinge gesprochen. Sie würde es sicherlich in der ganzen Schule erzählen. Er steigerte sich so sehr in diese Vorstellungen hinein, dass er sich übergeben musste. Er musste sich endlich beruhigen. Vielleicht sah er Gespenster, vielleicht mochte sie ihn ja wirklich. Erst zwei Minuten vor Schulbeginn betrat er das Schulgebäude. Die meisten Schüler waren bereits in ihren Klassenräumen und Jonathan beeilte sich, in den Physikraum zu gelangen. Herr Dünnbier hasste es, wenn man zu spät kam. Gerade in der letzten Sekunde betrat Jonathan den Raum und es war auf den ersten Blick alles wie immer. Thorsten, Ben und Momo alberten rum und beachteten ihn nicht. Die anderen waren entweder am Reden oder in ihre Bücher vertieft. Jonathan versuchte, Josephine nicht zu beachten, und steuerte auf seinen Platz zu, als er plötzlich eine Hand auf seinem Gelenk
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