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Kein Weg zurück

Kein Weg zurück

Titel: Kein Weg zurück
Autoren: Natalie Schauer
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Geburt von Josephine abgehauen war. Jonathan konnte sich nicht vorstellen, wie jemand so ein schönes Wesen alleine lassen konnte. Josephine schien es nichts auszumachen, dass die Lehrer sie nicht mochten und dass ihre Versetzung fast jedes Jahr gefährdet war. Jonathan wusste es allerdings besser, denn er beobachtete sie aufmerksam. Sie wirkte zwar stark, doch im Innern war sie ängstlich und traurig.
     
    Es war Mai und die Schule war wie immer, Jonathan saß alleine in der Pause und sah den anderen zu: beim Knutschen, beim Lachen, beim Reden. Mit ihm redete natürlich niemand, was hätte er auch zu erzählen? Er war noch nie auf einer Party und saß am Wochenende zusammen mit seinen Eltern vor dem Fernseher. Privatsender waren tabu, so musste er sich irgendwelche Quizshows ansehen. Er war 15 Jahre alt, durfte aber noch nicht einmal einen Fernseher in seinem Zimmer haben, dabei sehnte er sich so sehr nach einer Freundin oder wenigstens nach einem Freund, mit dem er etwas unternehmen konnte. Jonathan war in Gedanken versunken und bemerkte nicht, wie Josephine auf ihn zukam.
    „ Hey Jonathan!“
    Ihre Stimme war unwirklich, fast göttlich. Jonathan sah sie vor sich stehen, ihre zarte braune Haut, ihre langen Wimpern, ihre kleinen Sommersprossen auf der Nase und ihre weißen Zähne. Ja, ihre verdammten weißen Zähne, sie schimmerten und redeten und redeten, doch er hörte nichts. Der Schweiß brach ihm aus und er konnte nichts sagen.
    „ Jonathan? Alles ok?“
    Er brachte ein „Ja“ hervor und fing sich wieder ein bisschen.
    „ Ich weiß, wir haben noch nicht viel miteinander gesprochen, aber ich will dich um etwas bitten.“
    Sie hatten genau genommen noch nie miteinander gesprochen, kein einziges Wort. Was sollte das, was wollte sie von ihm?
    „ Wenn du nicht willst, ist es auch in Ordnung. Ich brauche Hilfe in manchen Fächern, sonst schaffe ich das Schuljahr nicht. Ich wollte dich fragen, ob du mir Nachhilfe geben kannst?“
    Er konnte es nicht glauben, das musste ein blöder Scherz sein. Er schaute sich um, doch niemand beobachtete sie. Seine „Peiniger“ waren alle auf dem Fußballplatz, sie waren vollkommen alleine.
    „ Ja, ich würde dir sehr gerne helfen.“
    Sie strahlte über das ganze Gesicht.
    „ Das ist ja prima. Können wir gleich heute nach der Schule anfangen? Wir können ja draußen auf dem Schulhof lernen, wenn die anderen alle nach Hause gegangen sind. Das Wetter ist fantastisch.“
    Sie drehte sich um, lief die Treppen hoch und er sah nur ihr Kleid um ihre Beine schwingen. Jonathan musste sich hinsetzen. Sein Körper bebte und sein Gesicht musste rot wie eine Ampel sein, so sehr schwitzte er. Er würde seiner Josephine Nachhilfeunterricht geben, das war seine einmalige Chance, vielleicht seine einzige, um bei ihr zu landen.
     
    Sie saß bereits auf der Bank im Schulhof, als Jonathan um die Ecke bog. Er war nach der letzten Stunde noch auf die Toilette geeilt, um sich auf Josephine vorzubereiten. Als sie ihn bemerkte, lächelte sie ihn an. Sie war ein netter Mensch, sie war nie an den Hänseleien gegen ihn beteiligt und sie war auch keine Zicke. Obwohl sie das schönste und natürlichste Mädchen der Klasse war, nutzte sie das nicht aus. Fast alle Jungs waren bei ihr abgeblitzt, doch alle versuchten es ein zweites und ein drittes Mal. Sie wollten sie nicht, weil sie so war wie sie war, sie wollten sie nur als Trophäe. Sie wollten sie besitzen. Anders als Jonathan, der sie wirklich liebte. Er nahm ihr gegenüber Platz und klappte gleich sein Mathematikbuch auf. „So, wo fangen wir an? Wo hast du Probleme?“
    Er spuckte die Worte fast aus, so übel war Jonathan.
    „ Naja, ich habe fast überall Probleme. Ich glaube, ich bin einfach zu dumm für Mathe“, sagte sie mit einem Lächeln.
    „ Du bist doch nicht dumm. Die Lehrerin erklärt es einfach nicht richtig. Ich helfe dir, das verspreche ich dir.“
    Josephine lächelte und für die nächsten zwei Stunden galt die Aufmerksamkeit der Arbeit. Jonathan stellte fest, dass Josephine das gesamte letzte Schuljahr nichts gemacht hatte. Sie wusste die einfachsten Dinge nicht. Aber das störte ihn nicht, im Gegenteil, ihm gefiel, dass sie wirklich seine Hilfe brauchte. Er war in seine Gedanken vertieft, als er bemerkte, dass sie ihn beobachtete. Auf einen Schlag wurde er rot und sah sie an.
    „ Wieso bist du so aufgeregt?“, fragte sie ihn sanft.
    „ Ich… ich weiß es nicht. Ich bin immer aufgeregt.“
    „ Vor mir brauchst du keine
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