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Kein Weg zurück

Kein Weg zurück

Titel: Kein Weg zurück
Autoren: Natalie Schauer
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war es der schönste Name überhaupt. Es war ein magischer Winter. Viele Menschen sagen, man müsse Paris im Sommer besuchen, wenn die Gassen belebt sind und das Leben auf der Straße stattfindet. Für mich steht allerdings fest, dass dieser Winter in Paris der schönste meines Lebens war. Es schneite und war kalt. Wir kuschelten uns in Giselles geheizter Wohnung ein und gaben uns der Lust und der Kunst hin. Es war einmalig. Ich brach den Kontakt zu meiner Familie fast vollkommen ab, lebte nur noch in den Tag hinein. Durch meine ausgefallenen Zeichnungen bekamen wir auch wieder mehr Kunden. Ich beobachtete Giselle, wie sie Menschen verschönerte, und war fasziniert. Es kamen Kerle, die sich ihre Babys auf den Arm tätowieren ließen, Frauen, die sich den Namen des Ehemanns auf den Allerwertesten stechen ließen und natürlich ganz Verrückte, die am ganzen Körper den Teufel trugen. Mir gefiel das Leben in Paris, durch Giselle konnte ich mein Leben so leben, wie ich es wollte, das dachte ich zumindest.
     
    Es war der 22. Februar, das weiß ich noch genau. Ich holte für Giselle und mich Croissants. Wir hatten eine wunderbare Nacht verlebt und brauchten dringend eine Stärkung. Als ich zurückkam, lag sie immer noch im Bett, das freute mich. Ich kam mit frischem Kaffee und den Croissants ins Bett und küsste sie wach. Als sie die Augen öffnete, sagte ich:
    „ Ich liebe dich, Giselle.“
    Sie stieß mich zur Seite und flippte völlig aus.
    „ Wie kannst du das sagen? Nach so kurzer Zeit? Du weißt nicht, was wahre Liebe ist!“
    „ Was hast du auf einmal? Ich spreche doch nur das aus, was wir miteinander haben.“
    Ich war wie vor den Kopf gestoßen. Sie schmiss mich aus der Wohnung und sagte, sie wolle mich nie wieder sehen. Ich klopfte wie wild an die Fenster des Studios, aber es tat sich nichts. Den ganzen Tag verbrachte ich vor ihrer Tür, bevor sie mich wieder hineinließ.
    „ Sag nie wieder, dass du mich liebst!“
    Das war alles, was sie mir sagte, dann war wieder alles wie vorher. Doch ich behielt ein schlechtes Gefühl. Wochen später sagte ich ihr, dass sie mir nun ein Tattoo stechen sollte. Ich wollte ihr damit beweisen, dass ich sie wirklich liebte. Sie freute sich sehr darüber.
    „ Was für ein Motiv willst du?“
    „ Such du eins für mich aus.“
    „ Ich steche dir ein Tattoo, aber du darfst es erst betrachten, wenn es wirklich ganz fertig ist.“ Sie brauchte zwei Tage, bis sie mit meinem Rücken fertig war. Ich genoss es, von ihr gestochen zu werden. Es tat nicht weh, sondern fühlte sich richtig an. Ich wusste, dass Giselle das richtige Motiv ausgesucht hatte. Nach diesem Tag, sagte sie mir, ich solle in meiner eigenen Wohnung schlafen und dann das Tattoo alleine betrachten. Ich war zwar überrascht, dachte mir aber, dass es eine Überraschung sein sollte. Sie wollte nicht dabei sein, wenn ich sehen würde, was sie gestochen hatte. Ich fühlte mich wie nach unserer ersten Begegnung, frei und unbefangen. Meine Mitbewohner waren überrascht, als ich plötzlich wieder vor der Türe stand, und auch mein Zimmer war bereits weiter vermietet, doch das war mir egal - für diese Nacht würde auch die Couch reichen. Als ich meinen Pullover auszog und die Folie abnahm, spürte ich wie das Adrenalin durch meinen Körper schoss. Ich drehte mich mit dem Rücken zum Spiegel im Badezimmer und versuchte das Tattoo zu betrachten. Ich war überwältigt und sehr glücklich. Ich blickte in das Gesicht von Giselle und darunter war mit schnörkeliger Schrift geschrieben: Ich liebe dich. Diese Nacht war die glücklichste Nacht in meinem bisherigen Leben.
     
    Als ich am nächsten Morgen voller Eifer in das Studio kam, war es abgeschlossen. Niemand war zu sehen. Ich klopfte, aber Giselle öffnete nicht. Egal, ich beschloss zu warten, bis sie kam. Aber sie kam nicht. Sie kam nie wieder. Ich erkundigte mich bei den Nachbarn, aber von Giselle wusste niemand etwas. Auch vom Vermieter erfuhr ich nur, dass sie bereits vor drei Monaten ihren Mietvertrag gekündigt hatte und nun weg war. Ich war verzweifelt und wusste nicht, was ich machen sollte. Ich verbrachte noch einen Monat in Paris, doch die Suche nach Giselle blieb ergebnislos. Ich wusste nur ihren Vornamen und deshalb konnte mir keiner weiterhelfen. Das Einzige, was mir geblieben ist, ist das Tattoo auf meinem Rücken.
     
    Der Tag hatte sich ganz schön hingezogen. Ich war natürlich gespannt, was Dominik zu meinem Brief sagen würde, in dem ich ihm von meiner
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