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Kein Weg zurück

Kein Weg zurück

Titel: Kein Weg zurück
Autoren: Natalie Schauer
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eigentlichen Sinne, doch sie hatte etwas Einzigartiges, das mich magisch anzog. Noch nie hatte ich solche Augen gesehen, düster und verletzlich zugleich. Ich ging in meine kleine Wohnung, die ich mir mit zwei anderen Studenten teilte, und träumte von der Unbekannten. Am nächsten Tag lungerte ich einige Zeit vor dem Studio herum, ehe ich mich hineinwagte. Wieder war kein Kunde in Sicht.
    „ Oh, du bist doch gekommen? Dachte, du wärst nicht interessiert?“
    Sie hatte ein T-Shirt an, das ihre Arme frei gab und so konnte ich sehen, dass ihr gesamter linker Arm tätowiert war, und es gefiel mir.
    „ Was hast du für einen Job für mich?“
    „ Du kannst Zeichnungen für mich anfertigen. Ich suche etwas Spezielles, das ich in deiner Kunst gesehen habe.“
    Sie erklärte mir, was sie wollte, und ich fing an zu zeichnen. Sie saß mir dabei gegenüber, sah mir zu und ich konzentrierte mich. Einige Stunden arbeitete ich vor mich hin, ich vergaß alles um mich herum. Das war nichts Neues. Immer wenn ich in meinem Element war, vergaß ich die Welt um mich herum. Die Frau beobachtete mich, rauchte nebenbei und trank harte Sachen.
     
    Es war bereits dunkel draußen, als sie die Tür abschloss. Sie kochte uns Tee mit Rum und wir redeten über Paris und die Kunst. Ihren Namen wusste ich immer noch nicht, ich traute mich aber auch nicht, zu fragen. Ich wollte die Stimmung nicht kaputt machen. Als ich gehen wollte, fragte sie mich, ob ich denn nicht bleiben wollte. Und ja, ich wollte es, mehr als alles andere. Sie führte mich in einen weiteren Raum, der direkt an das Studio grenzte. Hier befand sich ihr privater Bereich. Es gab ein großes rundes Fenster an dem einen Ende des Zimmers, durch das ich sehen konnte, wie draußen die Schneeflocken fielen. Am anderen Ende befand sich ein Bett, mit schneeweißer Bettwäsche, ungewöhnlich für eine Tätowiererin, dachte ich. Es lagen Klamotten auf dem Boden, Bilder hingen überall an den Wänden, nicht strukturiert, sondern wild durcheinander. Es war gemütlich, das kann ich heute noch sagen. Nie wieder fühlte ich mich so geborgen, wie in diesem Zimmer, das von nun an für sechs Monate mein Zuhause sein sollte. Sie zog mich ans Bett und ich setzte mich, während sie sich langsam entkleidete. Sie drehte mir den Rücken zu, als sie das T-Shirt über den Kopf streifte und ihr nackter Rücken zum Vorschein kam. Wobei der Rücken nicht wirklich nackt war, sondern einen großen Engel zum Vorschein brachte. Ihre Haut war dunkel, selbst jetzt im Winter. Sie ging zu einem Kassettenrecorder und legte Musik auf. Ich wusste nicht, was ich machen sollte, also blieb ich einfach sitzen. Sie streifte nun auch ihre Hose ab und stand nackt vor mir. Mein Atem wurde schneller und meine Hand wanderte zu ihren nackten Brüsten. Ihre Brustwarzen waren gegenüber denen, die ich bisher gesehen hatte, riesig. Ich umkreiste sie mit meinen Fingern. Strich über ihre zahlreichen Tattoos, die überall zu sein schienen. Nicht nur ihr Rücken, sondern auch ihr Bauch, ihre Brust, ihre Beine waren mit Kunst bedeckt. Ich konnte nicht fassen, wie unglaublich erotisch ein tätowierter Körper sein konnte! Ihr Körper war weiblich, verführerisch und machte mich hungrig auf mehr. Dass sie älter als ich war, fand ich sexy. Sie war erfahren und genau das wollte ich. Ich musste nichts machen, sie zog mich aus, küsste mich, bestieg mich und führte mich an einen Ort, den ich vorher nicht kannte. Es ging nicht schnell, wie mit meinen anderen Freundinnen, nein, es war ein Spiel, das die ganze Nacht dauerte. Sie zog mich in eine andere Welt. Die Nacht schien kein Ende zu nehmen und ich wollte nur mit ihr zusammen sein.
     
    Als ich am nächsten Morgen erwachte, lag sie immer noch neben mir. Es war also alles real gewesen. Ich betrachtete ihren Rücken, der mir zugewandt war. Behutsam strich ich über ihren Engel, der eine lachende und eine weinende Gesichtshälfte hatte, was mich ein wenig erschreckte. Als hätte sie gespürte, was ich dachte, drehte sie sich um, sah mich an und fragte mich:
    „ Was, denkst du, bedeutet der Engel? Darüber hast du doch nachgedacht oder nicht?“
    „ Ja, das stimmt, ich bin aber noch zu keinem Entschluss gekommen.“
     
    Die nächsten Wochen verbrachten wir damit, Zeichnungen anzufertigen, die Nächte zum Tag zu machen und uns zu lieben. Wir schliefen morgens lange, blieben abends lange wach, redeten über dies und jenes und ich erfuhr auch endlich ihren Namen: Giselle . Wie ich fand,
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