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Kein Tod wie der andere

Kein Tod wie der andere

Titel: Kein Tod wie der andere
Autoren: Carsten Ness
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ohnehin schon häufig gewesen, geschäftlich.«
    »Und seine Mutter war früher auch oft weggewesen?«
    Kristin Dardenne nickte.
    »Wer hat sich dann um Ihren Mann gekümmert, als er klein war? Hatte er andere Verwandte?«
    »Ja, er war viel bei einer älteren Schwester seines Vaters, die das totale Gegenteil von ihm sein muss. Die ganzen Ferien hat er dort verbracht, auch viele Wochenenden. Er fährt jetzt immer noch ab und zu hin, obwohl seine Cousins nicht mehr dort leben.«
    »Wo wohnt die Tante?«
    »Dalheim, ein kleiner Ort nahe der französischen Grenze.«
    Ducard schien nachzudenken, wo er den Ort hintun konnte. Dann hatte er ihn räumlich zugeordnet. »Das liegt doch aber auch in der Nähe der deutschen Grenze, oder? Gar nicht so weit von Remich entfernt?« Beim letzten Satz hatte er seinen Kopf in Richtung Buhle gedreht.
    »Ja, ich denke schon.«
    * * *
    Charlotte Kruger war durchaus überrascht, als sie zu später Stunde von zwei Kriminalbeamten zu ihrem Neffen befragt wurde. Sie bestätigte, was Dardennes Frau bereits erzählt hatte, und berichtete über die glücklichen Momente einer unglücklichen Kindheit, die er in der Freiheit dieser ländlichen Idylle verlebt hatte. Ihre eigenen Jungs hatten damals mit Eric viel Zeit in der Umgebung, vor allem im nahe gelegenen Wald, verbracht. Gesehen hatte sie ihren Neffen jetzt aber schon seit vielen Monaten nicht mehr. Früher war er häufiger gekommen. Dennoch schöpften die beiden Kommissare Hoffnung und beorderten einen Teil der müden Polizisten nach Dalheim, um herauszufinden, ob jemand Dardenne am Sonntag in der Gegend gesehen hatte.
    Sie hatten Glück. Eine Anwohnerin des Heedscheierwees hatte zufällig gesehen, wie ein junges Paar in den Wiesen oberhalb des Ortes spazieren ging.
    Es dauerte bis kurz vor Mitternacht, dann hatten die Polizisten mit Hilfe eines greisen Jägers die alte Hütte im »Verbrannten Bësch« ausfindig gemacht. Sie fanden Nanette Bonitzer gefesselt und geknebelt auf dem Boden der Hütte.
    * * *
    Stunden später hatten sie Dardenne endlich das Geständnis abgerungen. Das Gesamtbild erwies sich als genau so, wie es sich aus den einzelnen Puzzleteilchen der Ermittlungsergebnisse bereits abgezeichnet hatte. Eric Dardenne hatte um seine berufliche Karriere und seinen wissenschaftlichen Ruf gefürchtet, falls Altmüller seine Wissenschaftsspionage im Staatlichen Institut für Virologie bekannt machen würde. Deshalb hatte er den Journalisten regelrecht observiert, in der Hoffnung, dies irgendwie verhindern zu können oder ihn später zumindest unglaubwürdig erscheinen zu lassen. Das sei ihm nicht schwergefallen, weil er früher öfter jungen Frauen, die er interessant fand, auf diese Art nachgestellt hatte. Als er dann recht schnell hinter die Liebesaffäre mit der Doktorandin Nanette Bonitzer gekommen war, hatte er sich schon auf einem guten Weg gewähnt.
    Noch günstiger verlief die spätere Entwicklung, als Altmüller nach dem Tod seiner Tochter kein weiteres Interesse an einer Story über die Virenforschung in Luxemburg hatte. Reno hatte Dardenne über den Diebstahl der Virusprobe informiert. Nach Altmüllers Unfalltod hatte er kurz geglaubt, dass nun jegliche Gefahr vorbei wäre, bis ihm bewusst wurde, dass das Recherchematerial des Journalisten wie eine unkontrollierte Bombe im Büro lag. Deshalb hatte er seine Beobachtungen in Merteskaul noch verstärkt und gesehen, wie Suzanne Altmüller alle Unterlagen studierte.
    Anhand ihrer Reaktionen hatte er geahnt, dass die Medizinerin hinter die Verbindung zwischen der Arbeit ihres Mannes und dem Tod ihrer Tochter gekommen war. Als sie dann an jenem Donnerstagnachmittag überraschend und ohne das Kind in sichtbarer Erregung weggefahren war, war er ihr gefolgt. Er hatte gerade noch gesehen, wie sie ihr Auto versteckt abstellte, und danach beobachtet, wie sie sich mit Nanette Bonitzer traf. Da er einige Zeit benötigt hatte, um ihr zu folgen, war er erst in Hörweite gekommen, als der Streit zwischen den Frauen schon entbrannt war. Es war offensichtlich gewesen, dass Suzanne Altmüller ihrer Rivalin nicht nur eine Szene machte, sondern ihr auch die Schuld am Tod ihrer Tochter gab.
    Dardenne hatte weder bei der Erwähnung der tödlichen Erkrankung von Anne noch beim tödlichen Unfall von Altmüller eine Spur Mitleid gezeigt. Das änderte sich, als er von seinem Zusammentreffen mit Altmüllers Frau berichtete. Nachdem Nanette Bonitzer aufgelöst davongerannt war und auch Suzanne
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