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Kein Tod wie der andere

Kein Tod wie der andere

Titel: Kein Tod wie der andere
Autoren: Carsten Ness
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gestohlen. Es ist uns immer noch ein Rätsel, warum die überhaupt bei Ihnen eingedrungen sind. Haben Sie irgendeine Vermutung, irgendetwas, was in der letzten Zeit passiert ist, das einen Hinweis darauf geben kann?«
    Kristin Dardenne schüttelte kaum merklich den Kopf.
    »Wir nehmen an, dass vielleicht ein Zusammenhang mit den beruflichen Aktivitäten Ihres Mannes bestehen könnte. Hat er Ihnen etwas erzählt, etwas, das möglicherweise in letzter Zeit nicht gut gelaufen ist?«
    Sie sah Ducard an. Buhle spürte, dass sie über etwas nachzudenken schien, aber sie sagte nichts. Deshalb hakte er jetzt nach. »Frau Dardenne, Ihr Mann war in letzter Zeit häufig unterwegs, nicht wahr? Hat er Ihnen gesagt, wo er in der Zeit war?«
    »Er war arbeiten, er hatte viel mit seinen Forschungen zu tun.« Ihre Stimme klang dünn, und es war augenscheinlich, dass die Frau von den Ereignissen sehr mitgenommen war.
    »Sonst hat er Ihnen nichts gesagt, etwa, dass er da Probleme hatte oder bedrängt wurde?«
    »Nein, er hat selten darüber gesprochen. Ich bin auch viel unterwegs, da versuchen wir, in unserer gemeinsamen Zeit nicht über die Arbeit zu reden.«
    »Ich verstehe. Ist Ihnen denn sonst etwas an Ihrem Mann aufgefallen? War er besonders angespannt, nervös oder erregbar?«
    »Er schien häufig in Gedanken zu sein. Ich habe es auf die Arbeit geschoben. Er hat sich …«
    »Ja, bitte?«
    Sie hatte ihre Unterlippe unter ihre Zähne geschoben und schien noch weiter weg zu sein.
    »Frau Dardenne, was hat Ihr Mann?«
    »Er hat sich nicht einmal richtig über unser Baby gefreut.«
    »Hat er das gesagt?«
    »Nein, aber jetzt, wo ich darüber nachgedacht habe, ist mir das klar geworden. Ich war so glücklich darüber, dass ich es vorher gar nicht wahrgenommen habe.«
    »Können Sie sich vorstellen, warum das so gewesen ist?«
    »Nein, wir haben zwar damit noch warten wollen, bis er in seiner Firma den richtigen Durchbruch geschafft hatte. Er sagte, er hätte sonst zu wenig Zeit für das Kind. Wir haben ja extra auch das große Haus gebaut und … Aber im Nachhinein denke ich, dass es vielleicht nur mein Wunsch war, er sich dem nur angepasst hatte. Vielleicht wollte er keine Kinder, weil er es selbst so schwer gehabt hat.« Sie klang kraftlos und resigniert.
    »Hatte er eine schwierige Kindheit?«
    »Seine Eltern hatten ihn wohl eher aus Versehen bekommen. Beide waren beruflich sehr erfolgreich und viel unterwegs. In ihrer Lebensplanung war offenbar kein Platz für ein Kind. Vor allem unter dem Vater hat er sehr gelitten, der war sehr jähzornig, und ihm ist wohl auch öfter die Hand ausgerutscht. Eric wollte nicht viel darüber reden.«
    »Ist Ihr Mann auch ein aufbrausender Typ?«
    »Nein, eigentlich nicht, er ist sehr freundlich, überall beliebt. Am Anfang habe ich mir sogar darüber Gedanken gemacht, weil er auch zu anderen Frauen immer sehr … charmant ist. Aber es ist halt seine Art. Es muss schon sehr viel zusammenkommen, damit er wütend wird.«
    »Aber das ist er dann doch ab und zu.«
    »Ja, aber das ist nur selten passiert, eigentlich nur, wenn etwas bei seiner Arbeit nicht geklappt hat, wenn er sich über irgendjemanden fürchterlich aufregen musste.«
    Buhle und Ducard schauten sich an. Hatten sie vielleicht doch recht? Neigte Dardenne zu Wutausbrüchen und hatte Suzanne Altmüller und vielleicht auch Nanette Bonitzer im Affekt getötet?
    »Wenn Ihr Mann in Rage war, ist er dann auch gewalttätig geworden?«, fragte Ducard.
    »Nein!« Kristin war sichtlich erschrocken und hatte sich etwas im Bett hochgeschoben. »Nein, er hat mich also nie geschlagen, wenn Sie das meinen. Auch nicht, wenn wir mal heftig Streit hatten, was sowieso nur ganz selten vorkommt. Er …« Sie schien jetzt doch zu überlegen. »Ich habe nur ein einziges Mal miterlebt, dass er tatsächlich ausgerastet ist, aber das ist schon lange her.«
    »Wann war das?«
    »Er war da noch Doktorand, und auf einer Party ist er auf einen wissenschaftlichen Mitarbeiter losgegangen, weil der über seine Forschungsarbeit hergezogen ist. Er ist ganz plötzlich regelrecht explodiert, alle waren ganz schockiert gewesen.«
    »Sie hatten seine Eltern erwähnt. Wo finden wir die?« Offenbar hatte Ducard genug gehört, um sich vorzustellen, dass Dardenne durchaus unter dem bestehenden Druck am Ufer der Sauer durchgedreht sein konnte.
    »Seine Mutter ist tot, vor drei Jahren an Krebs gestorben. Sein Vater hat danach seinen Wohnsitz ganz in die USA verlegt. Da war er
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