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Kein Spaß ohne Hanni und Nanni

Kein Spaß ohne Hanni und Nanni

Titel: Kein Spaß ohne Hanni und Nanni
Autoren: Enid Blyton
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französischen Aufsätze sehen! Aber bei Ihnen, Frau Quentin, strengt sie sich mächtig an!“
    „Nun ja, sie betet mich an“, sagte Frau Quentin in lässigem Ton. „Mit Mädchen ihrer Art komme ich immer leicht zurecht. Sie tun einfach alles für ein Lächeln oder ein nettes Wort – sie sind wie kleine Schoßhunde. Wie anders ist dagegen ein Mädchen wie Carlotta – die hat wenigstens Persönlichkeit. Die kleine Elli ist nur eine hübsche Hülle, sonst nichts! Sie langweilt mich zu Tode mit ihrem kuhäugigen: ‚Ja, Frau Quentin! Natürlich, Frau Quentin! Darf ich, Frau Quentin?’ Es wird ihr guttun, einmal eine Niederlage einzustecken.“
    „Davon bin ich nicht so ganz überzeugt“, meinte Frau Jenks kühl. „Ein Schock ist nicht immer das Richtige für einen schwachen Charakter. Ich hoffe nur, dass Sie der armen Elli Ihren Beschluss sehr sanft beibringen. Sonst wird sie den ganzen Tag deprimiert sein und an nichts mehr Interesse haben. Es sind noch ein paar Klassenarbeiten zu schreiben, und Ihretwegen, Frau Quentin, möchte ich keinen Ärger haben!“
    „Sie brauchen sich nicht zu sorgen!“, sagte Frau Quentin. „Ich streichle Elli ein paarmal über ihr krauses Flachshaar und sage ein paar liebe Worte.“
    Frau Lewis kam mit ein paar Büchern zurück. Ohne Elli zu beachten, betrat sie das Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Nun war kein Wort mehr zu verstehen. Elli setzte sich wie erschlagen auf einen Stuhl. Sie konnte es einfach nicht begreifen. Sie sollte also nicht die Hauptrolle bekommen, die ihr Frau Quentin so gut wie versprochen hatte! Ihre angebetete Lehrerin mochte sie gar nicht – sie lachte nur über sie. Und sie hatte zudem noch gelogen! Carla Hillmann war ihr erst beim bunten Abend aufgefallen, nicht eine Minute früher!
    Elli war so fassungslos, dass sie nicht mal weinen konnte. Der Schlag war zu groß. Ganz still saß sie in dem kleinen Vorraum und starrte vor sich hin.
    Was hatte Frau Jenks gesagt? „Ein Schock ist nicht immer das Richtige für einen schwachen Charakter!“ Mit zitternder Hand rieb sich das Mädchen die Schweißperlen von der Stirn; es saß da wie im Fieber.
    Ich muss das alles genau überdenken, sagte Elli zu sich. Ich kann mit niemandem darüber sprechen. Mein Gott, Frau Quentin, warum haben Sie so abfällig und gemein über mich gesprochen?
    Arme Elli! Dies war der größte Schock, den sie in ihrem bisher unbeschwerten Leben erlitten hatte. All ihre Bewunderung war wie weggeblasen; nichts war geblieben, nur ein großer Schmerz. Sie sah nun Frau Quentin, wie die anderen sie sahen – als hübsche, liebenswürdige Lehrerin –, aber auch als unzuverlässigen, leichtfertigen Menschen.
    Elli war ein kleines, unbedarftes Mädchen, das seine Meinung mit dem Wind änderte, in einer Minute lächelte und weinte und sich von jedem schönen Wort beeindrucken ließ. Sie sei wie ein schwankendes Rohr, es fehle ihr der innere Halt, sagten ihre Schulkameradinnen oft von ihr. Aber in dieser bösen Stunde – und für sie war es eine abscheuliche Stunde – entdeckte sie eine Eigenschaft, von der sie selber kaum wusste. Und das war ein Gefühl der Würde!
    Sie würde beweisen, was in ihr steckte.
    So kam es, dass Elli sich nichts von ihrer Enttäuschung anmerken ließ, als Frau Quentin die begehrte Hauptrolle Carla Hillmann übertrug. Elli sah zwar blass aus, sie hatte die Nacht schlecht geschlafen, aber sie nahm die Entscheidung mit einer so großen Ruhe und Würde hin, dass die Mädchen sie erstaunt ansahen.
    „Carla muss also die Rolle bekommen“, sagte Frau Quentin und beendete damit ihre unnötig lange Rede. Sanft strich sie Elli über das krause Haar. „Es tut mir leid, sicher ist meine Elli enttäuscht!“
    „Natürlich bin ich nicht enttäuscht“, sagte Elli. „Ich finde wirklich, dass Carla die Hauptrolle verdient. Sie ist die Beste von uns – und ich freue mich über Ihre Wahl.“
    Stumm vor Staunen starrten die Mädchen Elli an. Sie hatten Tränen erwartet, vielleicht sogar trotziges Aufbegehren – aber in keinem Fall diese kühle Überlegenheit.
    „Wer hätte gedacht, dass es Elli so gut aufnehmen würde?“, sagte Jenny. „Auf jeden Fall bin ich sehr froh. Trotzdem war es eine Gemeinheit, Elli so lange hinzuhalten.“
    Während des Unterrichts wich Elli dem Blick der Lehrerin aus. Wortlos übernahm sie die Nebenrolle, die Frau Quentin ihr gab. Sie lächelte nicht einmal, als die Lehrerin sie überschwänglich lobte. Frau Quentin war verwirrt und ein
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