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Kein Sex ist auch keine Loesung

Kein Sex ist auch keine Loesung

Titel: Kein Sex ist auch keine Loesung
Autoren: Mia Morgowski
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mehr.»
    Luke geht zum Schrank und klappert lautstark mit dem Geschirr. Wenn er so weitermacht, können wir gleich auch noch Bernd zu
     unserem Kaffeekränzchen begrüßen.
    «Nach deinem Auftritt hier neulich war es ihr wohl doch zu peinlich, mit einem Kerl im Alter ihres offensichtlich |303| noch sehr unreifen Sohnes in der Öffentlichkeit gesehen zu werden. Sie hat Schluss gemacht.»
    Autsch.
    «Und weißt du was, Tom?»
    Er wird mich sicher nicht verschonen und es gleich sagen.
    «Dafür müsste ich zur Abwechslung
dir
mal eine reinhauen.»
    Und dann fügt er noch ganz leise hinzu: «Weil mich das nämlich wirklich traurig macht.»
    Das ist ihm offensichtlich so peinlich, dass er im Begriff ist, komplett im Schrank zu verschwinden.
    Ja, hau mir ruhig eine rein, wie Elisa. Wie alle. Meine Mutter hat sicher auch schon die Fäuste geballt, Nadja klang ebenfalls
     nicht besonders mitleidig, und wenn ich noch ein wenig nachdenke, fallen mir sicher noch ein paar Feinde ein. Genau! Lydia,
     die Verschmähte. Und Susanne, die Wollschlüpfertragende.
    Haben sich alle gegen mich verschworen! Mann, das muss man erst mal hinkriegen.
    Luke ist inzwischen mit zwei sauberen Kaffeebechern wieder aus dem Schrank aufgetaucht. Er sieht ganz schön mitgenommen aus.
     Obwohl ich gemeinerweise zugeben muss, dass ich etwas erleichtert bin. Meine Seriosität ist nun wiederhergestellt. Was will
     ich mehr?
    Er setzt sich mir gegenüber an den Tisch und schiebt mir einen vollen Becher Kaffee zu.
    «Weißt du, Tom, ich kann zwar ihre Entscheidung nicht verstehen, aber ich muss sie tolerieren. Weil ich sie nämlich gernhabe
     und ich möchte, dass sie glücklich ist. Und wenn sie das mit mir nicht werden kann, weil ihr total |304| bekloppter und megaverklemmter Sohn, der nicht mal sein eigenes Leben geregelt kriegt, meint, er müsse sich in ihres einmischen,
     kann ich leider nichts dagegen tun.»
    Er guckt mich an wie jemand, der gerade den Kaffee seines vormals besten Freundes vergiftet hat und nun mit Bedacht seine
     Abschiedsworte wählt.
    «Ich kann nichts tun», fährt er mit ungewohnt leiser Stimme fort, «außer zu hoffen, dass sie es sich vielleicht eines Tages
     anders überlegt.»
    Der Kaffee ist vergiftet, ich bin mir jetzt ganz sicher.
    Luke schaut mir über den Rand seines Bechers direkt in die Augen. Und während ich seinem Blick ausweiche, überlege ich, ob
     dies die angemessene Rache für die Rose-Geschichte ist.
    Wohl kaum. Wir sind älter geworden, und es zählen andere Dinge. Freundschaft zum Beispiel. Ich kann mich eigentlich glücklich
     schätzen, Vince und Luke als Freunde zu haben, die einerseits so unterschiedlich sind, wie man es nur sein kann, sich aber
     andererseits in einer Sache einig sind: Wenn es brenzlig wird, sind wir immer füreinander da. Jedenfalls war das bislang so.
    Ich nehme einen tiefen Schluck von dem vergifteten Kaffee.
    «Ich werde ihr sagen, dass es mir egal ist, mit wem sie zusammenlebt, Hauptsache, sie ist glücklich.» Und Hauptsache, du bist
     es auch, hätte ich gern noch hinzugefügt, aber das wäre weibisch, und ich bin sicher, Luke wird es auch so verstehen.
    Im Leben eines Mannes sind sentimentale Momente nicht vorgesehen, deshalb schlägt Luke mir scherzhaft seine Faust gegen das
     Kinn und grinst.
    |305| «Nee, lass mal, Tom. Es kommt, was kommen muss.»
    Damit ist das Thema zwischen uns abgehakt. Für immer. Ja, so ist das zwischen Männern. Und damit Luke sich nicht so allein
     mit seinem Kummer fühlt, erzähle ich ihm dann noch die Anekdote von meinem Fiasko mit Elisa. Immerhin hat sie an jenem Abend
     die Situation genauso falsch eingeschätzt wie ich, das wollte ich doch abschließend noch zu meiner Verteidigung anführen.
    Luke hört mir aufmerksam zu und zuckt nicht mal mit der Wimper, als ich ihm von der schlimmsten Ohrfeige meines Lebens berichte,
     im Gegenteil.
    «Die war längst überfällig», sagt er und grinst.
    Mir ist klar, er wünschte, er hätte sie mir gegeben.
     
    Nach wie vor befinde ich mich in der Phase, in der ich mich mit den Tatsachen nicht abfinden will. Warum hat Elisa mich nicht
     mal zu Wort kommen lassen? Soll ich doch noch kämpfen? Wie könnte das aussehen? Schließlich kann man sich ohne einen adäquaten
     Ganzkörperschutz (Fechtanzug?) wohl nicht mehr in ihre Nähe wagen. Das Blöde ist, dass ich ja mit keiner wirklich neuen Geschichte
     aufwarten kann. Die Fakten habe ich bereits leichtfertig herausposaunt, und egal wie ich es auch drehe und
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