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Kein Sex ist auch keine Loesung

Kein Sex ist auch keine Loesung

Titel: Kein Sex ist auch keine Loesung
Autoren: Mia Morgowski
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im Marriott ausgelöst hat und welche Rückschlüsse erst du und dann ich daraus
     gezogen haben, hat sie mich angerufen.» Und als könne sie meine Gedanken lesen, fügt Elisa schnell noch hinzu: «Keine Ahnung,
     woher sie meine Nummer hat.»
    Mama ist die Beste. Zur Abwechslung mal in gelungener Mission. Ich könnte sie küssen!
    «Weißt du, Tom, ich glaube, wir müssen da mal etwas klären.»
    Normalerweise bin ich kein Freund dieser Sprüche aus |309| Frauenmund, aber in diesem speziellen Fall kommt er mir wie gerufen. Gerade beginnen nämlich meine vorübergehend blockierten
     Hormone wieder aktiv zu werden, klare Gedanken zu fassen ist daher schon nicht mehr ganz so einfach für mich wie noch vor
     zehn Minuten.
    «Klar», sage ich deshalb kurz angebunden und kann nicht aufhören, sie anzustrahlen.
    «Ich meine das ernst.» Sie guckt auch so.
    Ich strahle weiter.
    «Tom, ich wollte bei dir ausziehen, weil ich dachte, du bist noch nicht so weit. Zusammenleben, Beziehung, der ganze Kram
     – du weißt schon.»
    Sie macht eine Pause, und ich nicke ihr vielsagend zu. Wie, bitte schön, soll man sich auf Worte konzentrieren, die aus einem
     Mund kommen, der einen so ablenkt?
    «Ich hatte mir aber irgendwie gedacht, dass wir zusammenbleiben, also auf unsere eigene, spezielle Art. Dazu muss man ja vielleicht
     nicht unbedingt auch zusammenleben.»
    Ich bin so froh, dass sie zu mir spricht, dass es mir ganz egal ist, was sie sagt. Eine konkrete Meinung zu dem Thema habe
     ich auch gar nicht, schließlich war ich tagelang damit beschäftigt, unglücklich zu sein. Außerdem könnte ich meine Gedanken
     gar nicht so klar formulieren, wie Elisa das hier anscheinend aus dem Ärmel schüttelt. Alles klingt sehr logisch, und ich
     habe keine Einwände.
    «Jetzt sag doch auch mal was», fordert sie mich nun auf.
    «Äh. Was soll ich denn sagen? Ich finde, du hast recht.»
    «Ich meine aber zu Lydia.»
    Lydia? Wie ist sie denn jetzt auf
die
gekommen? War |310| ich vielleicht einen klitzekleinen Moment unaufmerksam? Tja. Was sage ich denn jetzt?
    «Zu Lydia?» Tick-tick, tick-tick – Zeit gewinnen.
    «Na ja, lief da nun was zwischen euch oder nicht?»
    Tick-tick, tick-tick.
    «Tom?»
    Tick-tick, tick-tick.
    Haben Sie schon mal irgendwo in einschlägiger Frauenliteratur (vielleicht beim Scheidungsanwalt?) gelesen, dass es zu irgendetwas
     Gutem führt, wenn man die Wahrheit sagt? Gerade neulich erst habe ich mal wieder einen Artikel erwischt, in dem geschrieben
     stand, Geständnisse würden nur dazu dienen, das eigene Gewissen zu beruhigen, dabei aber großen Schaden in der Beziehung anrichten,
     weil sie bleibendes Misstrauen säen. Außerdem – ich meine, Sie kennen ja die Geschichte   –, dies eine Mal liegt so lange zurück, dass ich mich ja selbst schon nicht mehr richtig daran erinnern kann.
    Deshalb muss ich Elisa vor quälendem Misstrauen bewahren.
    «Ja. Äh, nein, Quatsch. Du weißt doch, dass ich mit ihr auf dem Zimmer war. Aber da ist nichts gelaufen. Ich schwöre!»
    Ich weiß nicht, ob ich so überzeugend war oder ob Elisa mit dem festen Vorsatz, sich mit mir zu versöhnen, hergekommen ist.
     Jedenfalls hakt sie nicht weiter nach, was vielleicht auch daran liegt, dass ich jetzt über dem Tisch nach ihrer Hand greife
     und viele romantische Dinge säusele, die zu erwähnen mir hier ein bisschen peinlich wären.
    Wir haben jedenfalls einen sehr langen und sehr schönen Abend im
Paolino
verbracht, und als ich sie zum Abschied |311| vor ihrer Haustür küsse und keinerlei Anstalten mache, mich für die Nacht aufzudrängen, weiß ich, dass ich auf dem richtigen
     Weg bin.

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    21.
    Jetzt ist es bald geschafft. Nur noch fünf Tage bis Weihnachten.
    Mein neues, geläutertes Leben dauert nun schon eine ganze Woche an, in der ich pausenlos Pläne über Elisas und meine gemeinsame
     Zukunft mache. Allerdings bin ich bislang nur bis zum nächsten Wochenende gekommen. Da findet nämlich Nadjas Weihnachtsessen
     statt, und Elisa wird mich begleiten. Zum Glück, denn alle anderen tauchen dieses Jahr auch in Pärchenformation auf: Vince
     und Susanne, Luke und meine Mutter (weiß nicht, ob ich mich über ihre Wiedervereinigung freuen soll), und sogar Nadjas Ronald
     (weiß erst recht nicht, ob ich mich über deren Wiedervereinigung freuen soll) ist dabei. Warum sie ausgerechnet an diesem
     Idioten einen Narren gefressen hat, ist mir so was von schleierhaft. Aber sie macht auch keine konkreten Angaben
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