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Kein Sex ist auch keine Loesung

Kein Sex ist auch keine Loesung

Titel: Kein Sex ist auch keine Loesung
Autoren: Mia Morgowski
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darüber,
     wie er den Weg zurück in ihr Herz – und in ihr Bett! – gefunden hat. Wahrscheinlich hat er ihr einen Aktienanteil von Louis
     Vuitton geschenkt. Inklusive eines lebenslangen Einkaufsgutscheins.
    |312| Harrrr.
    Vor der Feierlichkeit muss ich dringend noch ein paar Einkäufe erledigen: einen Blumenstrauß für Nadja und ein Weihnachtsgeschenk
     für Elisa. Schließlich kann man nicht davon ausgehen, dass wir uns an Heiligabend sehen. Es erweist sich allerdings als echte
     Herausforderung, ein Geschenk zu finden, das nicht zu teuer (die Gehaltserhöhung lässt immer noch auf sich warten), nicht
     zu sexistisch (Unterwäsche scheidet aus, da wir uns ja noch in der Versöhnungsphase befinden) und trotzdem außergewöhnlich
     ist. Darüber hinaus sollte es einen Beweis meiner immerwährenden Liebe zu ihr darstellen.
    Schließlich kaufe ich ihr einen Ventilator.
    Sozusagen als Symbol für frischen Wind in unserer Beziehung. Außerdem soll er alle Sorgen fortwehen und ein Zeichen dafür
     sein, dass ich mir gemerkt habe, wie schlecht sie im Sommer wegen der Hitze schläft (Liebesbeweis!).
    Zur Feier des Tages schlüpfe ich in Anzug und Krawatte, schnappe mir den Strauß mit Nadjas Lieblingsblumen und düse los.
    Im Treppenhaus zu Nadjas Wohnung duftet es bereits nach Glühwein und Gänsebraten, und als ich ins Wohnzimmer trete, sind die
     bereits Anwesenden schon ordentlich am Trinken.
    Nadja sieht umwerfend aus in ihrem glitzernden Kleid, und spätestens nach dem dritten Glühwein hätte ich unter normalen Umständen
     bestimmt nochmal einen Versuch gewagt, bei ihr zu landen, aber der Preis für die beste Weihnachtsengel-Imitation geht dieses
     Jahr natürlich an Elisa. Sie hat ihre Haare irgendwie in einen goldenen Wasserfall verwandelt, und wenn ich nicht aufpasse,
     wird |313| sie von Ronald (dem ich mit einem kurzen Kopfnicken und viel Ignoranz begegne) als Vorvorspeise verschlungen. Ich überreiche
     Nadja meine Blumen und küsse sie auf die Wange. Sie glüht mit dem Wein um die Wette.
    Elisa bekommt vorerst nur eine Rose, die Überraschung mit dem Geschenk will ich mir noch etwas aufheben.
    Als Luke wenig später gemeinsam mit meiner Mutter aufkreuzt, kann ich es zwar akzeptieren, allerdings befremdet mich die Tatsache,
     dass ich heute Abend der Einzige in der Runde sein werde, der seine Mama dabeihat.
    Hmpf.
    Zum Glück gibt es Alkohol. Ich weiß, das klingt jetzt nicht besonders erwachsen, aber einer muss es ja mal sagen. Der Alkohol
     hilft mir, zu ignorieren, dass auf dem Platz gegenüber Susanne sitzt, die ihren Wollschlüpfer in eine Lederhose gepfercht
     hat. Und er hilft mir, zu ignorieren, dass Ronald anwesend ist und darüber hinaus noch angeregt mit meiner Mutter über Rotwein
     plaudert. Und er hilft mir dabei, Elisa – zwischen Hauptgang und Nachtisch – auf den Balkon zu lotsen. Taktvollerweise lässt
     man uns dort sogar einen Moment allein.
    Und da Frauen ja immer alles ganz genau erklärt haben wollen, fasse ich mir – den zwei Litern Glühwein sei nochmals gedankt
     – ein Herz und falle vor ihr auf die Knie.
    «Elisa», lege ich los, «ich vermisse es, wenn keiner da ist, der sich über Dinge Sorgen macht, die nie passieren werden. Ich
     vermisse es, aus dem zweiten Stock nachts auf die gegenüberliegende Straßenseite geschickt zu werden, um dort eine Spinne
     so zu entsorgen, dass ihr auch garantiert kein Härchen gekrümmt wird. Ich vermisse es, am Wochenende um acht Uhr geweckt zu
     werden, weil du es |314| nach einem halben Jahr immer noch nicht gelernt hast, wie man den Alarm am Wecker ausschaltet. Ich vermisse es, wenn du im
     Kino einschläfst, mich dafür aber nachts weckst, weil du nicht schlafen kannst. Ich vermisse es, deine Haare aus der Dusche,
     der Badewanne und sogar aus meinem Rasierapparat zu fischen, während du dich über die mangelnde Hygiene des Geschirrspülers
     aufregst.»
    An dieser Stelle muss ich kurz eine Pause machen, um aufzustehen, da meine Knie samt Anzughose am Balkon festzufrieren drohen.
    «Ich vermisse es», fahre ich nun im Stehen fort, «abends von dir durch die ganze Wohnung geschickt zu werden, um zu gucken,
     ob alle Fenster und Türen ordnungsgemäß verschlossen sind, während du regelmäßig nach dem Einkaufen den Schlüssel außen in
     der Haustür stecken lässt. Ich liebe deine Logik, wenn du versuchst, mir Dinge zu erklären, die du selbst nicht verstehst.
     Ich liebe es, das Bad voller undefinierbarer Cremetöpfchen zu haben,
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