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Kein Sex ist auch keine Loesung

Kein Sex ist auch keine Loesung

Titel: Kein Sex ist auch keine Loesung
Autoren: Mia Morgowski
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entgegen, und während ich mich insgeheim nochmal für mein sicheres Händchen |10| in Bezug auf hemmungslose Frauen beglückwünsche, bumsen wir Albtraum Nummer eins vorübergehend ins Nirwana.
    Für einen Moment schlummere ich friedlich wieder ein, ehe mein Handy mich mit der Erinnerung an einen heutigen Termin unsanft
     hochschrecken lässt. «12.30   Frühstück mit Theresa» steht auf dem Display, und bevor die neugierige Nina-Tina einen Blick darauf werfen kann, wälze ich
     mich aus ihrem Bett.
    «Süße, ich muss leider, leider gehen», bereite ich sie mit gurrender Stimme und einem Gesichtsausdruck tiefer Betrübnis auf
     mein baldiges Verschwinden vor.
    «Was denn, jetzt schon?» Sie reißt überrascht die Augen auf und runzelt die Stirn. Dann wechselt sie blitzschnell die Taktik.
     «Wir könnten doch noch ein leckeres Frühstück im Bett genießen   …»
    Dabei leckt sie sich vielsagend mit der Zunge über die Oberlippe und reckt mir ihre nicht zu verachtende Oberweite entgegen.
    Zugegeben, ich bin kurz in Versuchung, mir noch Eier mit Speck braten zu lassen und diese anschließend wieder abzuschwitzen,
     aber ich habe ein Date, das keine Verspätung duldet.
    «Mäuschen, das ist wirklich sehr verlockend, aber ich bin schon seit einer Ewigkeit mit meiner Mutter zum Frühstück verabredet.
     Ich kann das jetzt nicht mehr absagen, verstehst du?»
    Ich mache das bestürzte Gesicht eines Dackelwelpen, der gerade zum ersten Mal von seinem Rudel getrennt wurde, und verschwinde
     gleich darauf in ihr Badezimmer.
    Unter der Dusche bin ich bereits in Gedanken bei Theresa |11| und frage mich, was der heutige Tag wohl Spannendes bringen wird.
    Als ich später meine Jeans überstreife, wirft Nina mir noch einen schmachtenden Blick zu, sodass ich mich kurz zu ihr aufs
     Bett setze.
    «Mach jetzt bloß keine Szene!», sage ich nicht. Stattdessen aber: «Sorry, Baby, aber so gern ich auch bei dir bleiben möchte
     – ich kann nicht.»
    Man kennt das ja. Wenn ich mich jetzt nicht sofort aus dem Staub mache, geht eine von diesen nervigen ‹Und-wann-sehen-wir-uns-dann-wieder?-Diskussionen›
     los, und darauf habe ich jetzt wirklich keine Lust.
    «Nicht traurig sein, Süße», schiebe ich deshalb schnell hinterher, ehe sie es schafft, zum verbalen Gegenschlag auszuholen.
     Und nach einem flüchtigen Kuss auf die Stirn spreche ich die Worte, denen selbst ein balzender Wellensittich mit Leichtigkeit
     entnehmen könnte, dass wir uns niemals wiedersehen werden:
    «Ich ruf dich an.»
    Ich gestehe, manchmal sind meine Ausreden nach einem One-Night-Stand extrem lahm, aber da ich mir meist kurz zuvor das Hirn
     rausgevögelt habe, kann man auch nicht mehr erwarten.
    Was Tina sicher kaum trösten würde, ist die Tatsache, dass ich heute ausnahmsweise mal die Wahrheit gesagt habe. Deswegen
     ist mein Gewissen auch nur halb so schlecht wie sonst, als ich geräuschlos die Wohnungstür hinter mir zuziehe und im Gehen
     eine Zigarette anstecke.
     
    |12| Mein Name ist Tom, ich bin 31   Jahre alt und arbeite in einer Werbeagentur als eine Art männliche Prostituierte. Mit dem Unterschied, dass es mein Job ist,
     den Leuten Dinge anzudrehen, die sie eigentlich gar nicht haben wollen. Für Geld schon gar nicht.
    Ob ich mich deshalb schlecht fühle? Kein Stück. Wird ja schließlich niemand gezwungen, sich die angepriesene Produktpalette
     einzuramschen, um sie dann am eigenen Leib zu erproben.
    Nehmen wir doch nur mal das Beispiel Raumdeos. Insbesondere die fürs Auto. Geschieht alles aus freiem Willen. Dabei lässt
     das offensichtliche Anbringen der nur mäßig dekorativen, an Spießigkeit jedoch nicht zu überbietenden, laubsägeartig gezimmerten
     Anhänger bestenfalls auf die unterentwickelte Manövrierfähigkeit des Fahrzeugführers schließen, keineswegs jedoch auf gutes
     Raumklima.
    Und mal ganz ehrlich. Wer darüber hinaus meint, sich etwas unter den Duftrichtungen Küche, Anti-Tabak und Fresh Water vorstellen
     zu können (wie, bitte schön, riecht denn frisches Wasser?), der hat auch nichts anderes verdient, als verarscht zu werden.
     Oder etwa nicht?
    Außerdem erfinde ich diese Dinge ja schließlich nicht, sondern mache lediglich auf ihre Existenz aufmerksam. Informationspflicht
     dem Bürger gegenüber nennt man das, glaube ich. Bin nur mal gespannt, ob wir uns eines Tages auch an den Aromen Asozial, Anti-Zellulitis
     und One-Night-Stand erfreuen dürfen.
     
    Mit meinem Alfa quäle ich mich durch den Stadtverkehr
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