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Kein Sex ist auch keine Loesung

Kein Sex ist auch keine Loesung

Titel: Kein Sex ist auch keine Loesung
Autoren: Mia Morgowski
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Vater erklären musste, was ich mir denn von der ganzen Aktion versprochen hätte. Eine verbale Kernspaltung sozusagen,
     denn einerseits galt es, nicht als minderjähriger Sittenstrolch in die Annalen der Schulchronik einzugehen, andererseits wollte
     ich Gabi nicht in ein allzu schlechtes Licht rücken.
    Ich wäre stolz, behaupten zu können, dies aus einem letzten Funken Anstand und Tugendhaftigkeit getan zu haben, doch war der
     Grund für mein rühmliches Verhalten ein anderer. Ich fand nämlich, dass ich aufgrund mangelhafter Lieferung der Ware ein Recht
     auf Nachbesserung besäße, schließlich hatte ich Gabi im Voraus bezahlt.
    Wie sich jedoch bald herausstellte, war sie nicht zu Verhandlungen bereit und stellte damit unweigerlich die Weichen für meine
     berufliche Zukunft. Denn für eine bahnbrechende Karriere in der freien Wirtschaft fehlte mir nach dieser verheerenden Niederlage
     bei meiner ersten Geschäftstätigkeit lange Zeit das nötige Selbstbewusstsein.
    |20| Fest steht jedenfalls, dass ich als junger, erfolgreicher Banker vermutlich bereits vor zwei Stunden aus meinem klimatisierten
     Büro mit dem klimatisierten Fahrstuhl in die klimatisierte Tiefgarage zu meinem klimatisierten Porsche geschwebt wäre. Dabei
     hätte ich unterwegs eine aufstrebende, junge Kollegin getroffen, die mir mit einem Lächeln auf den perfekt geschminkten Lippen
     freudig angeboten hätte, meinen liegengebliebenen Papierkram aufzuarbeiten.
    Bong!
    Unmittelbar vor Erreichen des Faxgerätes pralle ich gegen etwas Weiches. Ein paar Beine, mit einem albern kurzen Rock darüber,
     versperren mir den Weg.
    Der Rest des Körpers steckt kopfüber im Fotokopierer und ist im Begriff, einen Papierstau im Ausmaß der sommerlichen Ferienreisewelle
     auflösen zu wollen. Ein Blatt nach dem anderen quält sich aus dem Ausgabeschacht, bleibt dort trotzig einen Moment stecken,
     faltet sich ziehharmonikaartig zusammen, um dann endgültig aus dem Gerät gespuckt zu werden. Die Beine zappeln jetzt hilflos
     herum.
     
    Zum Glück weiß ich als aufgeklärter Mann ja spätestens seit meiner ersten leidenschaftlichen Affäre, dass lange Beine das
     Kostüm des fleischgewordenen Satans sind. Ausnahmen ausgeschlossen.
    Es gibt überhaupt einige ganz klare Regeln, wann man eine Frau ansprechen sollte und wann man besser den Rückzug antritt.
     Das wohl eindeutigste Indiz für eine heraneilende Katastrophe ist erfreulicherweise gleichzeitig auch das Augenscheinlichste
     und somit für uns Männer |21| auf Anhieb erkennbar: Durchschnittlich hübsche Frauen sind erfahrungsgemäß durchschnittlich kompliziert. Je hübscher eine
     Frau ist, desto komplizierter ist sie leider. Von überdurchschnittlich hübschen Frauen sollte man daher in jedem Fall die
     Finger lassen.
    Und das hier sieht nach kurzer, präziser Bestandsaufnahme der Fakten so aus, als könnte es außerordentlich kompliziert werden.
     Andererseits wäre es eine Sünde, die Aussicht auf den rosafarbenen Slip durch heimlichen Rückzug zu beenden, zumal mir hier
     lebensrettende Maßnahmen – jedenfalls was das Leben des Kopierers anbelangt – dringend erforderlich scheinen.
    Inzwischen dringen nämlich aus der Tiefe des Geräts Flüche an mein Ohr, die eher auf einen Bauern vor den Überresten seiner
     verregneten Ernte schließen lassen als auf ein hilfloses Geschöpf weiblichen Geschlechts.
     
    Beherzt ziehe ich den Stecker raus. Zum Glück bewahre ich in Krisensituationen immer einen kühlen Kopf. «Huuchch   …!»
    Das hilflose Geschöpf fährt erschreckt herum, stößt sich den Kopf am Sicherungskasten und schnaubt mich böse an.
    «Musst du mich so erschrecken? Ich dachte schon, es hätte einen Kurzschluss gegeben.»
    Zornig blitzen mich blaue Augen durch eine Gardine aus wirren blonden Haaren an.
    Frauen, insbesondere aus aussichtslosen Situationen durch männliche Hand befreite, können ihre Dankbarkeit manchmal einfach
     nicht zeigen. Jedenfalls nicht so spontan.
    |22| «’tschuldigung, aber ich wollte nicht mit ansehen, wie du mit dem Gerät zu einem verkohlten Etwas verschmilzt.»
    Ich lächele sie an. Mitfühlend. Verführerisch. Selbstbewusst. Auf die Dosierung kommt es an, da kenne ich mich aus.
    «Das mag ja gut gemeint gewesen sein, aber trotzdem hättest du mich warnen können», giftet sie weiter und beginnt, die Blätter
     einzeln aus der Ablage zu ziehen, um sie anschließend glatt zu streichen.
    Selten führen lange Beine über einen wohlgeformten Busen auch
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