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Kein Sex ist auch keine Loesung

Kein Sex ist auch keine Loesung

Titel: Kein Sex ist auch keine Loesung
Autoren: Mia Morgowski
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Geschichte bei ihm ausgeht.
    Durch eine schauspielerische Meisterleistung gelingt es Luke jedenfalls, in diesem Augenblick unglaublich überrascht auszusehen.
    «Hä? Sag mal, drehst du jetzt komplett durch? Ich soll was? Hat sie das gesagt?»
    Aha, jetzt will er ihr also die Schuld in die Schuhe schieben, der feine Herr. Typisch Mann. Bloß keine Verantwortung übernehmen.
    «Das war gar nicht nötig, schließlich kann ich zwei und |300| zwei zusammenzählen.» Der Kerl traut mir aber auch gar nichts zu. Und so einer war mal mein Freund. Ich hätte ihn gleich nach
     der Geschichte mit Rose damals aus dem Rennen nehmen sollen, aber ich bin eben immer viel zu großzügig.
    «Kannst du dir eigentlich vorstellen, wie demütigend es für mich ist, meine eigene Mutter vor der Hotelrezeption um Einlass
     winselnd anzutreffen? Um dann Zeuge zu werden, wie so ein schmieriger Für-Geld-kriegt-man-eben-alles-Wichser sie dort in Empfang
     nimmt, hä? Kannst du das?»
    Mein Adrenalinspiegel, der es sich gerade wieder gemütlich gemacht hatte, schnellt nun erneut in die Höhe – wie ein ausgehungerter
     Rottweiler nach der Wurst.
    Luke plädiert offensichtlich auf geistige Unzurechnungsfähigkeit, denn er lässt sich auf einen Küchenstuhl plumpsen und bricht
     in irres Gelächter aus.
    «Tom, jetzt bleib mal ganz locker», prustet Luke wie ein pubertierender Teenager.
    Die gleiche Taktik hätte ich an seiner Stelle wahrscheinlich auch gewählt. Aber es ist entwürdigend. Insbesondere da ich auf
     eine handfeste Schlägerei aus bin und mein potenzielles Opfer sich auf dem geistigen Niveau eines Beistelltischchens bewegt.
    Luke kann sich jetzt kaum noch halten, stößt aber dennoch unter großer Anstrengung hervor: «Deine Mutter hat weder finanzielle
     Probleme, noch versucht sie ihr Erspartes aufzustocken.»
    Er macht eine Pause, um sich abermals vor Lachen auszuschütten.
    «Im Gegenteil.»
    |301| Für einen Moment scheint es, als hätte er sich wieder unter Kontrolle.
    «Seit der Artikel über sie im ‹Hamburger Abendblatt› erschienen ist, kann sie sich vor Aufträgen kaum mehr retten. Neuerdings
     arbeitet sie, soviel ich weiß, eben auch mit diversen Hotels zusammen. Ich nehme an», er guckt kurz auf die Uhr, «jetzt ist
     sie entweder noch in ihrer Praxis oder macht schon Hausbesuche.»
    Luke steht auf und versucht sich abzulenken, indem er beginnt, Kaffee zu kochen. Wie ein verstopfter Wasserhahn gluckst er
     nochmal kurz auf, ehe er in selbstgefälligem Tonfall hinzufügt: «Ich wüsste ehrlich gesagt nicht, wann sie nebenbei noch,
     äh wie sagtest du? – anschaffen gehen sollte.»
    Ein letztes Mal schüttelt er sich vor Lachen und wendet sich dann übertrieben konzentriert wieder der Kaffeemaschine zu.
     
    Es gibt eine Liste von Dingen, die ich als unerfreulich und/ oder demütigend bezeichnen würde. Dazu gehören unter anderem:
Während einer Präsentation beim Kunden Blähungen zu haben
Beim Einparken versehentlich den Scheibenwischer in Gang zu setzen
Beim Onanieren von der eigenen Großmutter erwischt zu werden
Bei der Exfreundin eines Freundes abzublitzen
Die Exfreundin eines Freundes zu bumsen, und sie bricht danach in Tränen aus
    |302| Den Freund um Entschuldigung zu bitten, weil man sich wie ein begriffsstutziger Hobbysheriff aufgeführt hat, gehört seit eben
     auch dazu.
    Dabei ist die Sache nach näherer Betrachtung ausgesprochen logisch. Meine Mutter macht seit geraumer Zeit – zusätzlich zur
     Physiotherapie – auch noch klassische Homöopathie. Neuerdings kann man sie auch für Hausbesuche buchen, wenn jemand viel Geld
     oder starke Beschwerden hat. Wieso also nicht auch für Leute auf der Durchreise? Offenbar eilt ihr ein guter Ruf voraus.
    Allerdings – und das nehme ich ihr persönlich übel – hat sie die Anzeige und den Artikel für die Zeitung wohl bei einer anderen
     Agentur in Auftrag gegeben. Sonst erledigt das nämlich meine Firma, als kleine Gefälligkeit, weil wir schon ganz oft Werbefotos
     in ihrem schönen Haus machen durften.
    «Wie mir scheint, herrscht zwischen euch immer noch Funkstille, da du offensichtlich keinen Schimmer hast, was in ihrem Leben
     gerade passiert», unterbricht Luke meine Überlegungen. «Es gibt da übrigens noch etwas   …» Seine Stimme wird ernst.
    Jetzt wird er mir sicher gleich verklickern, dass sie ein Baby bekommen und ich der gute Onkel werde. Das ist doch wirklich
     das Letzte.
    «Du kannst wieder durchatmen – zwischen uns läuft nichts
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