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Kein Opfer ist vergessen

Kein Opfer ist vergessen

Titel: Kein Opfer ist vergessen
Autoren: Michael Harvey
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erste Seite des Notizbuchs auf. Oben erkannte ich den Namen eines früheren Gouverneurs von Illinois, der einmal für das Amt des Präsidenten kandidiert hatte. Er lief unter »Person 1 A «. Unter seinem Namen standen noch zwanzig andere. Bei einem handelte es sich um einen Senator aus Iowa oder »Person 9 A«, mit einem Querverweis zu »Sex/Sperma«. Auch zwei Stadträte von Chicago gehörten zu der Liste, der eine mit dem Zusatz »Person 14 A«, der andere war »19 A«. Der Querverweis lautete bei beiden »Todesfall/Trunkenheit am Steuer/Blut«. Dann gab es noch den Leiter einer lokalen Wohltätigkeitsorganisation und den CEO eines Großunternehmens, Letzterer war »3 C«. In seinem Querverweis stand »Kinder/Pädophile/Video«.
    »Na, Superhirn, merkst du dir auch alles?« Havens wollte die nächste Seite aufschlagen. Ich nahm ihm das Notizbuch aus der Hand und klappte es zu.
    »Was ist denn jetzt los?«, fragte Havens.
    »Wir können das hier nicht alles durchlesen.«
    »Lass uns wenigstens noch einen Blick hineinwerfen.«
    »Nein, wenn schon, müssen wir es richtig machen.«
    »Und wie soll das aussehen?«
    »Ich glaube, wir sollten Rodriguez darüber informieren.«
    »Traust du ihm?«
    »Ja, ungefähr als Einzigem.«
    »Warte mal.« Havens ging in die Kammer nebenan.
    Ich hörte ihn in einem der offenen Schränke kramen und spürte das Gewicht des ledernen Notizbuches in der Hand. Als ein leichter Luftzug meinen Nacken streifte, drehte ich mich zur Eingangstür um, gerade noch rechtzeitig, um den Lauf des Gewehrs zu erkennen, ehe der Schaft gegen meinen Schädel krachte.
    Meine Wange lag auf kalten Fliesen, ein Finger schob mir ein Augenlid hoch. Ich schielte nach oben, entdeckte den Saum eines schwarzen Kleids, dann eine Hand mit einer Pistole und schließlich ein Gesicht.
    »Er ist bei Bewusstsein«, sagte Z und trat zurück. Marty Coursey schwamm in mein Gesichtsfeld. »Kennen Sie mich noch?«, fragte er, hob das Gewehr und schlug noch einmal zu. Das Letzte, woran ich mich erinnerte, war ein Schuss.

VIERUNDVIERZIG
    Das zweite Mal wurde ich auf einem Zementboden wach. Meine Hände und Füße waren mit Handschellen an einen Eisenring an der Wand gefesselt worden. Ich befand mich in einem schmalen, trübe erleuchteten Raum. An der Wand gegenüber war unter der Decke ein langes rechteckiges Fenster eingelassen. Dahinter war es dunkel, ich hörte Wind und Wellenrauschen. Und noch einen Laut. Er kam aus der Nähe. Ein Röcheln, das in flaches Atmen überging.
    »Jake?«
    »Anwesend.«
    Er musste in einer der dunklen Ecken liegen.
    »Ich kann dich nicht sehen«, sagte ich.
    »Da entgeht dir nicht viel.« Er versuchte zu lachen. Es klang zittrig. Gleich darauf fiel mir eine dunkle Lache auf, die sich in Fäden zu einem tiefer liegenden Ausguss inmitten des Raumes zog. Blut. Jakes Blut.
    »Haben sie auf dich geschossen?«
    »Muss wohl so sein. Als Coursey dich mit der Knarre niedergeschlagen hat, bin ich auf ihn zugestürzt. Die alte Hexe hatte eine Waffe.«
    »Das war Z.«
    »Was?«
    »Z hatte den Hut und die Sonnenbrille auf. Ich habe sie noch erkannt, ehe ich das Bewusstsein verloren habe. Wie schlimm ist es?«
    »Sie hat mich unten am Rücken erwischt. Ich blute, und mir ist ein bisschen schwindlig. Die Alte war Z?«
    »Sie ist der Kopf der Organisation. Sie hat uns hierhergeschickt. Es war eine Falle.«
    »Aber warum?«
    »Weil sie einfach nicht verstanden haben, wann es gut sein muss.« Z trat ins Licht. Sie trug einen schwarzen Regenmantel und grüne Stiefel. Die Schminke, die sie in eine alte Frau verwandelt hatte, musste sie von ihrem Gesicht geschrubbt haben, denn es war gerötet und glänzte wie Gummi. Das Haar hatte sie straff im Nacken zusammengebunden. Als der Regenmantel aufklaffte, sah ich an ihrem Gürtel ein Messer aufblitzen.
    »Hat es ihn schlimm erwischt?« Sie zeigte in Jakes Richtung. Hinter ihr tauchte Coursey auf und ging zu Jake.
    »Verliert ziemlich viel Blut.«
    Z betrachtete die Lache auf dem Boden. »Leg ihm einen Verband an. Und wisch das Blut auf, ehe es in den Ausguss läuft.«
    »Machen Sie sich Sorgen?«, fragte ich.
    »Sie hätten sich heraushalten sollen«, antwortete sie. »Das habe ich Ihnen von Anfang an gesagt.« Sie kam zu mir und überprüfte meine Handschellen. Coursey bückte sich und zog Jake aus der Ecke hervor. Jake stöhnte.
    »Ich will nicht, dass er hier krepiert«, sagte Z. Coursey nickte und zog Jake noch weiter vor.
    »Wann haben Sie die Leitung der Show
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