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Kein Öl, Moses

Kein Öl, Moses

Titel: Kein Öl, Moses
Autoren: Unbekannter Autor
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Kosmos und in den Schöpfungen der Natur waltet. Er bedauert, sich nicht als »religiös« im herkömmlichen Sinn bezeichnen zu können, schon deshalb nicht, weil es keine religiösen Humoristen geben kann, Kirche und Rabbiner mögen mir verzeihen. Um die Wahrheit zu sagen, lebe ich in der ständigen Furcht, nach meinem frühen Tod und meiner Ankunft im Jenseits entdecken zu müssen, daß die alten Ägypter recht hatten, daß es dort von Göttern mit Tierköpfen nur so wimmelt und daß wir mit unserem Monotheismus dann eher dumm dastehen werden...
    Aber so lange das noch nicht geklärt ist, bleibe ich stolz darauf, jenem kleinen, hartnäckigen Volk anzugehören, das der Menschheit immerhin ein paar bedeutende Persönlichkeiten geschenkt hat, darunter Freud, Einstein, Marx, Moses - und Christus. Vielleicht haben wir also doch einen kleinen Anteil am Weihnachtsfest. Zumindest dürfen wir darauf hinweisen, daß Jesus in eine redliche jüdische Handwerkerfamilie auf dem Boden des damaligen Staates hineingeboren wurde - mag es manchen Leuten auch unangenehm sein, dieses folgenschwere Ereignis auf eine so simple Formel gebracht zu sehen.
    Im Gedenken an seine trüben Kindheitserlebnisse bittet der Schreiber dieser Zeilen die Welt, ihr behilflich sein zu dürfen, wenn sie den nächsten Weihnachtsbaum nach Hause trägt. Daß ein vergeßliches Europa uns allzu viele Geschenke unter den Baum des Friedens, der Liebe und des guten Willens legen wird, erwarten wir ohnehin nicht.

Interview mit mir selbst
    Sie sind Ephraim Kishon, der Schriftsteller...?«
    »Ich bin kein Schriftsteller. Ich bin nur ein Humorist.«
    »Was ist der Unterschied?«
    »Es gibt keinen. Aber Humoristen werden im allgemeinen nicht als Schriftsteller bezeichnet.«
    »Entschuldigen Sie - die diversen Lexika und Enzyklopädien sind voll mit Namen von Humoristen.«
    »Von toten. Erst wenn man stirbt, wird man ein Schriftsteller. Zu Lebzeiten ist man ein Humorist.«
    »Und kann zu Lebzeiten ganz gut davon leben, oder nicht?«
    »Habe ich mich beklagt? Ich habe nur Tatsachen festgestellt. Ein Schriftsteller gilt als seriös. Einer, der die Menschen lachen macht, kann doch nicht seriös sein. Stimmt's?«
    »Es stimmt.«
    »Sie sind ein Idiot.«
    »Ich hab's nicht so gemeint. Ich meine... er ist zwar seriös... aber er bringt die Leute zum Lachen... nein, umgekehrt...«
    »Es wäre besser, wenn wir dieses Interview abbrechen.«
    »Seien Sie doch nicht so empfindlich, um Himmels willen!«
    »Wie sollte ich nicht empfindlich sein, wenn's um mich selbst geht?«
    »Sie stehen im Ruf, auf die geringfügigsten Attacken - auch auf solche, die Sie sich nur einbilden - mit hemmungsloser Wut zu reagieren und alle Kritiker in Bausch und Bogen zu verdammen. Was sagen Sie dazu?«
    »Nichts.«
    »Warum nicht?«
    »Weil Sie mich nicht verstehen würden. Ich habe Zahnschmerzen, nicht Sie. Über diesen Punkt könnten wir erst sprechen, wenn ich Ihnen die Zähne eingeschlagen hätte. Wir stehen in verschiedenen Lagern. Ich schreibe, Sie lesen.«
    »Das klingt sehr häßlich. So kann man das Thema doch nicht behandeln.«
    »Deshalb wollte ich ja auf die Behandlung verzichten. Einer meiner Freunde, ein Journalist, hat immer behauptet, daß ich an Verfolgungswahn leide. Jetzt hat er ein Stück geschrieben, das von einem unserer führenden Theater angenommen wurde. >Armer Junge<, sagte ich zu ihm. >Du warst ein glücklicher, zufriedener Mensch, solange du dich als Kritiker betätigt hast. Warum bist du ins andere Lager übergelaufen?< Jetzt ist es mit dem schönen Leben für ihn vorbei. In wenigen Wochen wird er ein zerrüttetes Exemplar im Kreis der schöpferischen Menschen sein. Ein Nervenbündel. Ein Wrack. Und in spätestens einem Jahr werde ich mit ihm über seinen Verfolgungswahn sprechen.«
    »Woher wissen Sie, daß sein Stück nicht durchfallen wird?«
    »Ich sagte ja, Sie würden mich nicht verstehen. Wenn das Stück durchfällt, wäre mein Freund gerettet. Nach einer Weile hätte er den Zwischenfall vergessen und könnte den Kopf hoch tragen wie zuvor. Die Gefahr besteht darin, daß sein Stück ein Erfolg wird. Dann muß er ein zweites Stück schreiben, Gott helfe ihm. Diese zweite Premiere wird ihm den Rest geben. Und beim dritten Mal zerfetzt man ihn bereits.«
    »Wer zerfetzt ihn? Das Publikum?«
    »Das Publikum ist eine abstrakte Größe. Mit dem Publikum kommt nur die Dame an der Abendkassa in Berührung. Nein, zerfetzt wird er von den wenigen Leuten, denen er täglich
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