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Kein Öl, Moses

Kein Öl, Moses

Titel: Kein Öl, Moses
Autoren: Unbekannter Autor
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ausgehen?«
    »Weil das seinem Bild in der Öffentlichkeit schadet. Sie müssen persönliche Angriffe vermeiden.«
    »Ich muß gar nichts vermeiden. Ich bin ein Fanatiker der Wahrheit, ich bin ein kämpferischer Satiriker. Haben Sie meine Artikelserie über die Verbrecherorganisationen in unserem Land gelesen?«
    »Sie meinen Ihre Anprangerung der Mißstände im Flughafen Lod?«
    »Nein, die haben mir drei Freiflüge nach Europa eingebracht. Ich meine die von mir publizierten Enthüllungen über die Oberschicht der Unterwelt. Ich meine das merkwürdige Anwachsen in Brand geratener Läden und die damit zusammenhängenden Gewaltakte, darunter einige Mordfälle. Sogar der Polizeipräsident wurde aufmerksam, lud mich zum Mittagessen ein und brachte einen Toast auf mich aus: >Ich trinke auf das Gewissen unserer Nation, auf den unermüdlichen Entschleierer der verborgenen Übel in unserem Land!< Noch nie im Leben habe ich so stürmischen Beifall gehört wie bei dieser Gelegenheit.«
    »War das damals, als Ihr Name im Goldenen Buch verewigt wurde?«
    »Nein. Ins Goldene Buch wurde ich eingeschrieben, als es mir gelang, die Korruption in der Landverteilung aufzudecken.«
    »Das war ja auch ein brillanter Artikel. Ich habe mich schiefgelacht.«
    »Danke vielmals. Aber die Korruption geht weiter. Fast scheint es mir, als hätte dieser Mittelmeerbazillus auch mich schon infiziert. Vor ein paar Wochen brauchte ich eine kleine Gefälligkeit von einem unserer Ämter, und da ich dort niemanden kenne, schrieb ich einen Artikel, daß in der betreffenden Abteilung lauter Idioten säßen. Prompt waren die freundschaftlichen Beziehungen hergestellt. >Wenn Sie wüßten, wie recht Sie haben<, sagten mir die Mitglieder des Stabs. Und sie erklärten sich zu weiteren Auskünften bereit.«
    »Ein höchst anerkennenswerter Zug zur Selbstkritik.«
    »Ohne die geringsten Folgen.«
    »Sie dürfen nicht zuviel auf einmal verlangen. Man muß nachsichtig sein. Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.«
    »Was hat das mit Liebe zu tun, zum Teufel? Sie reden nichts als Unsinn, Herr Doktor.«
    »Möglich, möglich.«
    »Verzeihen Sie - aber ich hätte mehr von Ihnen erwartet als solche Dummheiten.«
    »Das liegt an Ihnen.«
    »Sie sind kein Psychiater, Sie sind ein läppischer Phrasendrescher. Immer dasselbe. Wie eine steckengebliebene Grammophonplatte.«
    »Ich kann Ihnen nicht widersprechen.«
    »Im Grunde sind Sie genauso unverbesserlich wie alle anderen.«
    »Wenn Sie wüßten, wie recht Sie haben!«

Gips muß man haben
    Die folgende Geschichte begann an einem Morgen gegen Ende September, nicht lange vor Ausbruch des Jom-KippurKriegs. Ihr Held - in des Wortes anrüchigster Bedeutung - ist Ing. Glick. Er verließ an jenem Morgen sein Haus in tiefen Gedanken über die herrschende Zementknappheit, denn Ing. Glick ist im Bauwesen tätig. Seine Gedanken nahmen ihn so sehr in Anspruch, daß er nicht auf den Weg achtgab und in den Graben fiel, der vom Magistrat, Abteilung Straßenbau, vor seinem Haus ausgeschaufelt worden war, um später einmal in einen Abflußkanal umgewandelt zu werden.
    Ing. Glick brach sich das linke Bein an zwei Stellen oberhalb des Knöchels. Man brachte ihn ins Krankenhaus, wo er die beste Pflege erfuhr und in der zweiten Oktoberhälfte wieder entlassen wurde. Er trug einen Gipsverband über dem linken Bein und ging auf Krücken, aber er ging.
    Während seines Spitalaufenthaltes hatte sich im Nahen Osten wieder einiges an kriegerischen Auseinandersetzungen abgespielt.
    Kaum hatte Ing. Glick im Fond des Taxis, das ihn nach Hause bringen sollte, Platz genommen, als der Fahrer sich zu ihm umwandte und teilnahmsvoll fragte:
    »Wo ist es passiert? Oben oder unten?«
    »Zwei Stellen oberhalb des Knöchels.«
    »Das meine ich nicht. Ich meine: oben auf den Golan-Höhen oder unten am Suez?«
    Schon wollte Ing. Glick antworten, daß er in der Hajarden-Straße in Tel Aviv verwundet worden sei - da obsiegte seine tief verwurzelte Abneigung gegen Gespräche aus der Intimsphäre; er begnügte sich mit den Worten:
    »Sprechen wir nicht darüber. Was soll's.«
    Der Fahrer schwieg respektvoll. Erst als sie in der Hajarden-Straße angekommen waren, erlaubte er sich die Bemerkung: »Kerle wie Sie sind die Stütze der Nation!«
    Für die Fahrt nahm er keinen Pfennig, hingegen half er seinem Fahrgast aus dem Wagen und geleitete ihn bis zum Haustor, das er fürsorglich öffnete.
    Damit begann das Gips-Festival des Ing. Glick.
    Wenn er in einen Laden
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