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Kein König von Geburt

Kein König von Geburt

Titel: Kein König von Geburt
Autoren: Julian May
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Treppe war für lange Tanu-Beine konstruiert, und der Abstieg war gefährlich. Sullivan rang schon nach Atem und bewahrte sich nur durch gewandten Einsatz seiner PK vor dem Fallen, so daß er von Zeit zu Zeit wie eine große Seidenkugel durch die Luft flog.
    Und dann kamen sie unten an. Da war die Gewölbetür mit ihrer der Tanu-Technologie entstammenden Batterie von Schlössern. Sullivan besah sie sich aus der Nähe und bekam eine Gänsehaut. Die Luft schien eine gummiartige Halbfestigkeit anzunehmen.
    »Es ist auch ein Kraftfeld da, meine Königin. Kein Sigma, Gott sei Dank. Vielleicht ein Gravomag-Abwehrfeld, damit feuchte Luft und Pilzsporen und dergleichen nicht in die Kammer einsickern. Und keine Diebe und Übeltäter.« Er kicherte nervös.
    Mercy war ruhig, »öffne die Tür!«
    Er machte sich an die Arbeit. Schweiß strömte ihm von der Kopfhaut und aus den Achselhöhlen. In seinem Gehirn wurden Bilder von Schloß-Sicherungen - mikroskopische Blasen innerhalb von Blasen, alle getränkt mit psychosensitiven Chemikalien - abwechselnd scharf und unscharf. Er konzentrierte sich, schob, bog und stach. Etwas begann zu summen. »Ich hab's gleich«, murmelte er. Vergrößern - genau ansehen. Ah - eine Folgeschaltung. Genial! Und Nullen in der Substruktur verstreut ...
    Summ. Klick-klick. Bumm.
    Das Kraftfeld schaltete sich ab. »Das hilft uns weiter! Und nun ...« Drücken, drücken, schieben, ziehen, drehen!
    Hinter der Tür erklangen Geräusche. Stangen hoben sich, Riegel glitten zurück. Und dann herrschte Stille, und es öffnete sich ein Spalt.
    »Du hast es geschafft!« Mercy drängte sich an ihm vorbei, aktivierte die Beleuchtung. »Jetzt!« rief sie. »Es muß alles für Nodonn erhalten bleiben - aber in einen Zustand versetzt werden, daß es für ihn zu der Zeit, wenn mein Dämonen-Liebhaber zuschlägt, nutzlos ist!«
    Sie betrachtete die langen Gänge mit ihren Plastik-Regalen und -Gestellen, die Tausende von verschiedenen Artikeln in Behältern oder transparentem Durofilm, die Wände, deren dichte Isolierung jedem Angriff durch Feuchtigkeit und Chemikalien widerstand, den kleinen Computer zur Inventur-Kontrolle und seinen danebenstehenden Robot-Boten.
    »Mit dir fangen wir an!« rief Mercy. Ein smaragdgrüner Strahl löste sich von ihrer Hand. Computer und Roboter begannen zu qualmen. Unter ihren Laufrollen breiteten sich unaufhaltsam Pfützen stinkender Flüssigkeit aus.
    »Das wird die nächste Einkaufsexpedition meines Herrn und Königs verlangsamen! Und was nun? Wir müssen das alles zudecken - es unbrauchbar machen, bis es unter großer Mühe mit speziellen Lösungsmitteln, deren Formeln mein Nodonn von einem Milieu-Chemiker zusammenstellen lassen muß, gesäubert worden ist!«
    Mit furchtsamem Gesicht zog sich Sullivan-Tonn langsam gegen die Tür zurück. Mercy sah es und lachte. »So ist's recht, Sullivan, mein Lieber. Lauf weg, Mann! Deine Arbeit ist getan. Rase die Treppen hinauf, wenn dir dein Leben lieb ist! Fliege ... denn ich braue in einem Hexenkessel eine stinkende Schmiere zusammen, die Aiken Drums Waffen verkleistern wird, so daß er sie nicht gegen meinen Liebsten verwenden kann.«
    Eine schreckliche Explosion erschütterte die Felswände. Faulige gelbe Materie kochte aus ihrer Plastik-Isolierung heraus, schäumte und brodelte. »Die Polymere in der Versiegelung!« rief Mercy, sicher in einer psychokreativen Sphäre. »Wer anders als ich kann ihre Riesenmoleküle umwerfen und strecken und neu zusammensetzen? Ich bin die Herrin der organischen Stoffe, ich kann Essen und Trinken und alles, was bekömmlich und nahrhaft ist, aus dem Abfall der Felder erzeugen! Und kann ich nicht auch den Klebstoff des Teufels machen und einen haftenden Schaum, um alle diese Behälter und Pakete zu umhüllen, und Giftgase in den Blasen, die den Dreck Zusammenhalten?«
    Das entsetzliche Zeug floß wie Magma, füllte jeden Spalt des Lagerraums. Mercys lebenserhaltende Sphäre schwebte zur Tür hinaus. Immer noch wild lachend, ließ sie sie zufallen. Der Treppenschacht war jetzt halb mit schädlichen Dämpfen gefüllt, und so flog sie bis zu der Stelle, wo die offene Tür und Sullivan warteten. Und dann war sie sicher hindurch, und er warf die Bronzefüllung ins Schloß, und sie standen Seite an Seite da.
    Aiken Drum saß auf der untersten Stufe der Wendeltreppe und starrte sie an. Die Luft zitterte noch von dem Zuknallen der schweren Tür.
    »Es ist getan!« triumphierte sie. »Und er ist unterwegs! Du wirst
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