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Kein König von Geburt

Kein König von Geburt

Titel: Kein König von Geburt
Autoren: Julian May
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ehrlich gegen ihn kämpfen, kleiner Mann, weil es Wochen dauert, bis du die Milieu-Waffen aus dem giftigen Dreck ausgegraben hast, in den ich sie versenkt habe! Hol deinen Speer, König Aiken-Lugonn! Zwinge dein ausgebranntes Hirn zu neuer Operanz, wenn du kannst. Nodonn kommt! Und das ist das Ende!«
    »Ja«, stimmte Aiken zu. Fast beiläufig sagte er zu Sullivan-Tonn: »Geh weg hier, du!«
    Der Psychokinetiker levitierte. Er sauste durch das große Foyer auf den Gang zu, der zum Außenhof führte. Plötzlich schien sein Körper gegen eine unsichtbare Wand zu prallen. Ein übelkeiterregendes Knistern, ein erstickter Schrei waren zu hören.
    »Nicht zu weit weg«, sagte Aiken.
    Sullivans stämmiger Rumpf war an eine unsichtbare Wand genagelt. Aus seiner Nase rann Blut, sein Unterkiefer hing herab, seine Unterlippe war von einem abgebrochenen Zahn durchbohrt. Er begann, durch Flüssigkeit gurgelnde Schreie auszustoßen.
    Seine beiden Füße gingen in Flammen auf.
    »Nein!« schrie Mercy.
    »Das ist dein Werk«, sagte Aiken.
    Der Qualm wurde dicker und schwärzer. Sullivan wand sich. Die Laute, die aus seinem Gehirn und seiner Kehle drangen, waren so formlos und grauenhaft wie sein vergehendes Fleisch. Seine Kleidung war im Nu verkohlt. Jetzt brannte er von den Knien aufwärts. Von seinen Füßen und Unterschenkeln waren nur noch kalzinierte Knochen übrig.
    »O Gott!« Mercy weinte. Sie sandte einen kleinen Kugelblitz aus und traf den brennenden Mann genau in den Kopf. Die Gedankenschreie verstummten. Nichts war mehr zu hören als das Knistern und Prasseln des Feuers und Mercys leises Schluchzen.
    »Komm mit mir nach oben!«
    Aiken streckte ihr eine Hand hin. Langsam näherte sie sich ihm. Jetzt erst fiel ihr auf, daß er ganz in Schwarz gekleidet war. Sogar der Goldton seiner Gedanken war auf eine Ebene der Dunkelheit abgesunken, die fürchterlicher - und erregender - war als jeder Aspekt, den sie bisher an ihm kennengelernt hatte.
    Sie nahm seine Hand, warmes Fleisch, ganz menschlich.
    »Was wird es denn sein?« fragte sie mutwillig. »Wie wirst du es tun, Amadänna-Briona?«
    »Komm!« sagte er. »Und sieh!«
    Der Speer.
    Golden erhob er sich aus dem Dunkel, voll von heißer Energie, hungrig. Ein lebender Schaft, nicht aus Glas. Sie hatte gewußt, daß es so sein würde. Erst entlud er Licht und Schmerz, dann saugte er seine eigenen Energien und die ihren wieder in sich ein, alle Lebenskraft, alle Freude, alles Leid, alle Erinnerungen, alles Denken, alles, was geschaffen und gereift und vollführt worden war. Er nahm sie, und sie war dahin.
    Er lebte und leuchtete.
    Als er ihre Asche betrachtete, erstaunte es ihn, wie wenig es wehgetan hatte.

8
    Nodonn ließ die beiden Flugzeuge Goriah vom Meer her anfliegen, aus dem sinkenden Vollmond heraus, obwohl ihm klar war, daß der Usurpator die Invasion nicht nur erwartete, sondern auch eine perverse und prachtvolle Begrüßung für ihn vorbereitet hatte.
    Alle Lichter der Stadt waren an, so daß der Himmel noch aus der Ferne einen perlmuttfarbenen Hintergrund für die vielfarbig funkelnden Umrisse der Gebäude darstellte. Die Oberkante der hohen Stadtmauer schmückten die orangefarbenen Perlen der Feuer, und jede Bastion war mit unheilverkündenden purpurnen und blauen Feenlampen behängt. Die Glasburg auf ihrer das Meer beherrschenden Anhöhe bildete eine schwebende Anhäufung von flammenden Amethyst- und Topaslichtern. Sie war gegürtet mit flimmernden fliegenden Pfeilern und gekrönt von Filigran-Türmen, mit gelben Sternen besetzt.
    Über der Burg wiegten sich Drachen auf dem Nachtwind, an Schnüren und Kabeln aus Gold und Silber gehalten.
    Es waren Hunderte, von titanischen ovalen Wanwans mit mehr als zwanzig Metern Durchmesser über aufgestapelte Schachteln, Tausendfüßler, Rogallo-Flügel, Fallschirme und sich windende Drachen bis zu kleinen japanischen Kampfsymbolen in geometrischer wie auch in Tierform. Alle diese Gebilde waren mit winzigen Lichtern besteckt. Die großen Transporter, die jetzt ohne Passagiere flogen, trugen grellbunte Darstellungen von grimassierenden Samurais, orientalischen Dämonen und grimmigen mythischen Gestalten.
    Nodonn Schlachtenmeister brach über soviel Frechheit in brüllendes Gelächter aus. Die beiden Flugmaschinen schwebten, abgeschirmt und unsichtbar, ein paar tausend Meter vor der seewärts gelegenen Burgmauer und mußten mit einem Angriff warten, bis sich die Invasoren von ihren Lachkrämpfen erholt hatten.
    »Wie sollen wir
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