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Kein Kanadier ist auch keine Lösung

Kein Kanadier ist auch keine Lösung

Titel: Kein Kanadier ist auch keine Lösung
Autoren: Joy Fraser
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diese zu ignorieren, führt zu den ganzen modernen Beziehungsproblemen und Scheidungen. Männer haben ein starkes Ego, das von den Frauen überhaupt nicht mehr beachtet wird. Dieses Ego können Frauen spielend leicht verletzen oder ihm schmeicheln, ohne es auch nur zu bemerken. Meist verletzen sie es. Würden sie ihm aber öfter mal schmeicheln, wäre der Mann glücklich und sie hätten einen treuen Begleiter, der ihnen sozusagen aus der Hand frisst.“
    Sandra musste an den Liebesroman denken, den sie vor einigen Wochen gelesen hatte. Der breitschultrige Held hatte ihr imponiert, selbst wenn alles in ihr Klischee schrie. Sie fragte sich, warum noch nie ein Mann in aufwallender Leidenschaft „Ich muss dich haben, sofort, oder sterben!“ zu ihr gesagt hatte. Sie war auf ihrer Couch dahingeschmolzen. Was für ein Mann! Aber langsam dämmerte ihr die Antwort. Ein solcher Mann würde von den heutigen Frauen als pervers bezeichnet werden, sexbesessen. Man würde ihn schlichtweg beschuldigen immer nur an das Eine zu denken, die Frau nur für seine Triebe zu benutzen, und sie somit zu degradieren. Sicher lag dort der Grund, warum Männer ihre wahren Gefühle und ihre körperlichen Begierden lieber für sich behielten und Frauen sich mit romantischen Romanen und ihrer Fantasie begnügen mussten. Schade eigentlich. Das leidenschaftlichste, das ihr je von einem Mann ins Ohr gehaucht wurde, war „Lass es uns gleich hier im Auto tun“ gewesen. Dabei wünschte sie sich nichts mehr, als von einem Mann als Frau behandelt zu werden und nicht als x-beliebiger austauschbarer Sexpartner. Warum konnte nicht mal einer zu ihr sagen: „Tolles Kleid. Zieh es aus!“ ? Weil sie ihm dann eine Ohrfeige geben würde, wandte ihre innere Stimme ein. Würde sie das wirklich tun? Oder würde sie in ihre Socken schmelzen?
    Verdammt, in diesem Spiel lief eindeutig etwas schief. Beide Seiten bekamen nicht, was sie wollten, und beide Seiten schoben die Schuld der anderen Seite zu. Seltsam, dass Frauen die egostarken und super-potenten Romanhelden anseufzten, während sie von den realen Männern erwarteten sich zu benehmen wie ... Frauen. Sandra spürte Gudruns Blick auf sich ruhen, als sie aus ihren inneren Betrachtungen auftauchte.
    „ Ich glaube, ich habe verstanden. Du solltest eine Partnerberatung aufmachen.“
    „ So weit kommt es noch, als hätte ich nicht schon genug mit dir zu tun.“ Sie zwinkerte Sandra zu.
    „ Woher weißt du das alles nur?“
    Gudrun seufzte, stellte die Kaffeetasse ab und lehnte sich bequem im Gartenstuhl zurück.
    „ Ich habe das Liebesleben meiner drei Schwestern beobachtet, und das Leben selbst. Mit deinem Onkel hatte ich eine Beziehung, die auf gegenseitigem Respekt und Achtung beruhte. Wir hatten nie Probleme, denn wir wussten um unsere Rollen. Das ist ungemein wichtig. Schuster, bleib bei deinen Leisten. Er versuchte nie, weiblich zu sein, und ich ließ ihn ganz Mann sein. Er sprach nicht oft über Gefühle und vergaß regelmäßig unseren Hochzeitstag.“ Sie lächelte sanft, während die Erinnerungen sie einholten. „Ich machte es mir zur Gewohnheit einen Tag vorher eine Bemerkung fallen zu lassen. Das half ihm sich zu erinnern. Dafür konnte er Holz hacken, Autos reparieren und Regale bauen. Ich bewunderte das und habe nie selbst versucht ein Regal zu bauen, obwohl ich bestimmt dazu fähig gewesen wäre. Aber ich hatte genug zu tun mit meinem Teil der Rollenverteilung, und so kamen wir uns nie in die Quere.“
    Sandra runzelte die Stirn. „Aber das klingt mir nun wirklich zu sehr nach Heim und Herd. Ich wehre mich dagegen, dass nur das die Weiblichkeit ausmachen soll. Es erinnert mich an einen Witz: Was sind acht Frauen in der Küche? Artgerechte Haltung.“
    Gudrun kicherte. „Der ist gut! Nein, man darf das nicht engstirnig sehen. Natürlich darfst du Regale bauen, wenn dir danach ist. Das ist nur eine Analogie für alles, was männlich ist, während wir vergessen haben alles, was weiblich ist, bedingungslos anzunehmen. Und damit meine ich nicht nur den Haushalt führen. Viele Männer beteiligen sich gern am Haushalt, das ist nicht der Punkt. Es sind mehr die inneren Werte als das äußerliche Leben, die Verteilung des täglichen Einerleis. Das Weibliche ist nährend, liebend, umsorgend, inspirierend. Das Männliche ist beschützend, versorgend, verteidigend, ausführend.“
    Das klang schon besser. Und dennoch, sie hatte es noch nicht ganz begriffen.
    „ Das bedeutet also, ich darf in eine
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