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Kein Kanadier ist auch keine Lösung

Kein Kanadier ist auch keine Lösung

Titel: Kein Kanadier ist auch keine Lösung
Autoren: Joy Fraser
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scharfen Blick für das Tantchen.
    „ Das ist der größte Irrtum der Frauengeschichte“, sagte sie geduldig. „Wir haben versucht uns zu emanzipieren, und das ist uns auch gelungen. Leider haben wir vergessen Frauen zu bleiben. Das Ganze ist aus den Fugen geraten, die Frauen sind zu Mannweibern mutiert, zu schlechten Kopien des anderen Geschlechts. Und anstatt uns zu respektieren, fürchten uns die Männer, denn es ist nichts Natürliches, Echtes mehr an uns, und sie wissen nicht, wie sie mit uns umgehen sollen.“
    „ Oh Mann, Tante, das klingt aber revolutionär.“ Sandra verzog ihren Mund zu einem Grinsen.
    „ Ich weiß, und ich werde den Teufel tun und das mit meinem Kartenstammtisch diskutieren, aber dir möchte ich es wenigstens klarmachen.“ Sie holte tief Luft und fuhr fort. „Männer sind seit Jahrmillionen die gleichen Geschöpfe. Sie haben in den Genen, was sie noch heutzutage leben. Der Jagdtrieb und das Versorgen der Familie geschieht heute nach anderen Regeln, aber es ist noch immer dasselbe Prinzip. Die Schwierigkeit für sie besteht darin, dass die Frauen das Spiel nicht mehr mitspielen wollen. Also müssen sich die Männer umstellen. Sie akzeptieren mittlerweile weitgehend die Karrierewünsche der Frauen, mit Ausnahmen, wie man am Ehemann deiner Freundin Florence sieht. Aber es gibt Dinge, die sie nicht akzeptieren können, weil es einfach gegen ihre Natur spricht.“
    Faszinierend, dachte Sandra. Die zwei Amseln waren inzwischen näher gehüpft und begannen sich zu attackieren. Es handelte sich um ein Männchen und ein Weibchen. Nicht einmal in der Vogelwelt liefen Beziehungen harmonisch ab.
    Sie dachte über Gudruns Worte nach. Die Männer waren also überfordert. Das starke Geschlecht irritiert und hilflos gegen eine Streitmacht arbeitender Frauen, die auch noch von ihnen verlangten PMS zu verstehen, den Müll rauszubringen und die Kinder vom Kindergarten abzuholen. Mutationen wie Stiefmütterchentee trinkende Männer mit Babytragetuch und Männergesprächsgruppen waren die Folgen. Während die Frauen keine echten Frauen mehr waren, beschlossen viele Männer Frauenrollen zu übernehmen. Alles im Sinne einer neuen Gleichberechtigung, einer Gleichheit, die jedoch eine Illusion sein musste. Männer und Frauen waren nun mal verschieden.
    „ Was genau spricht denn gegen ihre Natur?“, wollte sie wissen.
    „ Oh, vieles. Nehmen wir nur mal die unglaubliche Selbstständigkeit der heutigen Frauen. Ein Mann kann durchaus Bewunderung empfinden für eine Frau im Vorstand. Obwohl es ihn gleichzeitig erschrecken mag, denn im Grunde weiß er um die Neigung zur Perfektion der Frauen. Sie könnte ihm beruflich gefährlich werden. Aber dagegen kann er etwas tun, indem er an seiner eigenen Karriere arbeitet. Wogegen er nichts tun kann, ist der innere Drang eine Frau erobern zu wollen, was sie ihm schwer macht, da sie meist nicht einmal mehr akzeptiert, wenn er für sie zahlt oder ihr die Wagentür aufhält.“
    „ Die alten Werte“, murmelte Sandra nachdenklich.
    „ Die alten Werte waren für etwas gut“, betonte Gudrun. „Sie bedeuten nicht, die Frau zu unterjochen oder für lebensunfähig und auf einen Mann angewiesen zu halten. Sie geben vielmehr dem Mann die Chance, ihr zu zeigen, dass er für sie da sein will, sie schätzt und respektiert. Wie kann ein Mann das heutzutage noch ausdrücken, ohne einer Frau auf die Zehen zu treten?“
    Das war in der Tat etwas schwierig. Frau kann alles selbst, Mann ist überflüssig. Wozu sich noch bemühen, charmant und nett sein? Mein Gott, und wir beschweren uns, wenn sie es nicht sind, wenn keiner anhält, wenn wir mit einer Reifenpanne am Straßenrand stehen oder mit einem neuen Fernsehgerät beladen die Tür eines Ladens nicht aufkriegen, dachte Sandra.
    „ Du meinst, die Männer wollen uns als schwaches Geschlecht behalten, um sich gebraucht zu fühlen und als große Helden dazustehen?“
    Gudrun nickte, zufrieden mit ihrer Schülerin. Dann blickte sie über ihre Schulter zu den Amseln.
    „ Ruhe! Vertragt euch!“, befahl sie streng. Die Vögel erhoben sich unter Protest, landeten auf der Thujahecke und schmollten. „Genau. Allerdings brauchen sie keine Helden oder Supermänner zu sein. Sie sind sich durchaus bewusst, wie stark die Frauen in Wirklichkeit sind. Das ist ja gerade die Faszination. Erlaubt eine starke Frau einem Mann die Führung, erkennt er, wie viel er ihr bedeutet. Er wird sie dafür ehren und lieben, denn das sind uralte Instinkte, und
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