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Kein ganzes Leben lang (German Edition)

Kein ganzes Leben lang (German Edition)

Titel: Kein ganzes Leben lang (German Edition)
Autoren: Daniela Benke
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Gläser Prosecco standen nebeneinander. Die Perlen stiegen von dem Grund der Gläser auf, glitzerten in der Sonne.
    „Ach, hier bist du, Liebes.“ Antonio gesellte sich zu ihnen. Auch er trug zwei Gläser, die er auf dem Tisch abstellte. Lucrezia schluckte. Schweißperlen bildeten sich auf ihrer Stirn. Helene begann mit den Gläsern zu spielen und sie zu verschieben.
    „Was ist? Stoßen wir an?“ Christianos Hand näherte sich einem Glas. In Lucrezias Kopf drehte es sich.
    Auch Antonio und Helene griffen nach den Gläsern. Helene reichte eines an Lucrezia.
    „Auf die Taufpatin!“, rief Antonio.
    „Auf die Taufpatin!“, stimmten die anderen ein.
    Russisches Roulette, dachte Lucrezia und trank.
     
    „Du siehst blass aus“, bemerkte Christiano, als Helene und Antonio sich wieder entfernt hatten. „Ist dir nicht gut?“
    „Doch, doch. Gehen wir ein paar Schritte?“ Lucrezia deutete auf den kleinen Weg, der aus dem Garten in das Feld führte.
    Christiano nickte. Sie gingen einige Minuten still nebeneinander her. Die toskanische Landschaft breitete sich magisch vor ihnen aus. Die sanft abfallenden Hügel mit den schmalen Trauerzypressen erstreckten sich ins Unendliche. Lucrezia setzte sich auf eine Bank. Ihre Knie waren weich.
    Christiano setzte sich neben sie. Sie sah auf das Feld. Bald war Erntezeit. Ihr war unerträglich heiß. Ihr Herz raste. Sie war überzeugt, das russische Roulette verloren zu haben. Angst hatte sie keine.
    Jetzt oder nie, dachte sie und griff nach Christianos Hand. Er ließ es geschehen. Ohne ihn anzusehen, sagte sie: „Ich liebe dich.“
    Erschrocken zog Christiano seine Hand zurück, als ob er sich verbrannt hätte.
    „Das ist unmöglich. Es war doch nur ...“
    „Habe ich auch gedacht.“ Lucrezia knetete ihre Hände im Schoß.
    „Aber ich liebe Anna“, erwiderte Christiano hilflos.
    Lucrezia drehte sich zu ihm.
    „Das weiß ich“, sagte sie scharf. „Du musst mich nicht daran erinnern.“
    Christiano stand auf. „Lucrezia, was ist das für ein Spiel? Warum bist du Taufpatin von Laura geworden? Was hast du vor?“
    Christiano schauderte. Lucrezias rabenschwarze Augen durchbohrten ihn. Sie waren abgrundtief.
    Sie lächelte teuflisch, als sie näher kam.
    „Lucrezia“ war alles, was er hervorbrachte. Abwehrend streckte er seine Hand aus. Mit den roten Fingernägeln kratzte sie über seine Handfläche. Blitzartig zog er seine Hand zurück. Schweißperlen entstanden auf seiner Stirn.
    „Du bist verrückt“, stellte er fest.
    „Und das gefällt dir.“
    „Lucrezia, es ist aus. Wir hatten eine aufregende Zeit, aber die ist vorbei.“
    „Ist sie das?“ Sie rückte näher an ihn heran. Fast berührten sie sich.
    „Es ist vorbei“, wiederholte er schwach.
    Sie beugte sich vor und flüsterte ihm ins Ohr: „Niemand muss es wissen.“ Ihr heißer Atem strich über seine Wange.
    Er stieß sie von sich. Lucrezia verlor das Gleichgewicht und fiel hin. Erstarrt sah er sie an, ohne ihr zu helfen.
    Sie blickte ihn an.
    „Willst du mir nicht helfen?“ Wie eine Schlange wand sie sich auf dem Boden.
    Er schüttelte den Kopf.
    Unvermittelt brach Lucrezia in Tränen aus.
    „Ich war schwanger“, schrie sie. Sie hatte sich wieder aufgerichtet und sah ihn an. Ihr gehetzter Blick war voller Schmerz. Mit einem Ruck drehte sie sich um und lief davon.
    „Wie bitte? Lucrezia, warte doch ...“ Er hatte sich erhoben und sah ihr nach.
    Sterben im Kornfeld, dachte sie, als das Feld sie verschluckte. Das war ein schöner Tod.
     
    Christiano ließ sich wieder auf die Bank fallen. Er zog sein Jackett aus und vergrub seinen Kopf in den Händen. Wo war er da nur hineingeraten? Als er den Kopf wieder hob, stand Helene vor ihm.
    Er fuhr zusammen.
    „Helene, du hast mich erschreckt“, stotterte er.
    „Du mich auch.“
    Er sah sie fragend an. Dann dämmerte es ihm, worauf sie anspielte.
    Helene setzte sich neben Christiano.
    „Was hast du gehört?“, fragte Christiano tonlos.
    „Alles. Ich bin euch gefolgt. Ich hege diesen Verdacht seit einiger Zeit.“
    „Und jetzt?“, fragte er nach einer Weile.
    „Ich werde es Anna sagen. Wie konntest du nur?“ Bei den letzten Worten erhob Helene ihre Stimme. Es war, als ob sie jetzt erst begriff, was sie gerade gehört hatte.
    Christiano sah sie erstarrt an.
    „Bitte, Helene, es ist vorbei. Warum muss sie wissen, wer es war?“
    „Vorbei sieht für mich anders aus.“ Helene spie die Worte förmlich aus. „Und warum sie das
    wissen muss? Das fragst
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