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Kein Erbarmen

Kein Erbarmen

Titel: Kein Erbarmen
Autoren: Gerold , Haenel
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ist dann auf die Idee gekommen, in den Dienstplänen nachzugucken. Und da haben wir gesehen, dass er ebenfalls zwei Tage lang gefehlt hatte, und zwar genau an den gleichen beiden Tagen wie Anna. Uns ist auch wieder eingefallen, dass er da Urlaub beantragt hatte, angeblich weil seine Oma gestorben war. Und damit war es ja dann irgendwie klar.«
    »Aber trotzdem wusstet ihr immer noch nicht, wo er war«, mischte sich Tabori wieder ein. »Oder habe ich irgendwas nicht mitgekriegt?«
    »Es war eher Zufall. Erst haben wir noch mal versucht, ihnzurückzurufen, aber das Handy war ausgeschaltet. Und dann sind wir zum Parkplatz raus, wo ja immer noch sein Motorrad stand. Ich weiß gar nicht, wieso, aber wir haben in den Packkoffer geguckt, und da war eine Karte, eigentlich mehr so eine Werbebroschüre für Touristen, von irgendeinem Strandhotel in Dänemark. Der Rest war einfach, die Adresse stand ja auch da. Also sind wir losgefahren. Aber hier oben haben wir uns dann verfahren, und als wir noch das Hotel gesucht haben, haben wir Annas Nissan vor dem Ferienhaus hier gesehen, und das Auto mit der Aufschrift von der Reinigungsfirma, die in der Ausbildungsstätte sauber macht.« Sie zuckte mit den Schultern. »Und das war’s. Er hatte gerade seinen Hund erschossen und wollte sich aufhängen, als wir dazu kamen. Den Rest kennt ihr.«
    »Er hat uns noch ein zweites Mal angerufen«, sagte Güngör leise, ohne die Augen zu öffnen. »Als wir schon auf der Autobahn waren. Er hat nichts gesagt, aber es war seine Nummer. Er muss gehört haben, dass wir im Auto waren, so was hört man ja. Und vielleicht hat er sich schon denken können, wohin wir unterwegs waren. Vielleicht hätten wir ihn nicht daran hindern sollen, sich umzubringen. Vielleicht wäre es besser gewesen so.«
    Tabori blickte zu Damaschke, der keinerlei Reaktion zeigte. Aber er war sich sicher, dass es genauso gewesen war. Damaschke war endgültig in Panik geraten, als ihm klar wurde, dass er bei seinem Anruf einen Fehler gemacht hatte. Er hatte gewusst, dass es vorbei war. Aber was hatte er mit Sommerfeld gemacht? Tabori packte Damaschke hart an der Schulter.
    »Wo ist Sommerfeld? Der Kollege von der Spurensicherung, wir wissen, dass du ihn getroffen hast …«
    Wider Erwarten gab Damaschke tatsächlich eine Antwort. »Ich hab ihm nichts getan. Er lebt. Ich bin kein Mörder.«
    »Wo?«, fragte Tabori noch mal. »Wo ist er?«
    Damaschke schwieg wieder. Er kam Tabori vor wie ein trotziger 13-Jähriger, der den Triumph auskosten wollte, als Einziger etwas zu wissen, was niemals jemand erfahren würde, solange er nicht den Mund aufmachte.
    Tabori spürte eine kalte Wut in sich aufsteigen. Gerade noch rechtzeitig drückte ihm Lepcke den Arm wieder nach unten, bevor er zuschlagen konnte.
    Er holte tief Luft und wendete sich ab.
    »Und was passiert jetzt mit uns?«, fragte Janin mit weit aufgerissenen Augen.
    Tabori war froh, dass Lepcke die Antwort übernahm. Seine Stimme klang gepresst. »Wenn es nach mir geht, gar nichts. Wir werden euch vielleicht noch mal brauchen, wenn wir den Bericht schreiben. Aber das ist eine reine Formsache, ihr seid ja bereits als Zeuginnen vernommen worden. Und soweit ich das einschätzen kann, gibt es nichts Neues, was ihr zu erzählen hättet. Ich gehe übrigens mal davon aus, dass niemand weiß, wo ihr gerade seid«, setzte er gleich darauf noch hinzu. »Vielleicht sollten wir es einfach dabei belassen, ihr wart nie hier, besorgt euch ein Attest und meldet euch krank, dann gibt es keine unnötigen Fragen. Tabori, was sagst du?«
    »Deine Verantwortung. Es wird schon schwer genug werden zu erklären, was ich bei der ganzen Sache überhaupt zu suchen hatte! Also sehe ich das im Moment so, dass ich hier oben zufällig über etwas gestolpert bin, worüber ich dich informiert habe, weil ich wusste, dass es dein Fall ist. Und dannhaben wir beide Damaschke gefunden. Von irgendjemand anderem, der damit zu tun gehabt hätte, weiß ich nichts.«
    »Könnte funktionieren«, nickte Lepcke. »Aber eine Sache bleibt uns noch.« Er warf einen Blick auf Damaschke. »Verdammt noch mal, wir können doch nicht loslaufen und wahllos die Dünen hier absuchen, wir brauchen einen Hinweis!«
    »Bleib du hier mit ihm«, sagte Tabori. »Ich fahr zur Klippe hoch. Das ist unsere einzige Chance, vielleicht finde ich irgendwas, was uns weiterhilft. Oder du kriegst ihn doch noch dazu, dass er redet. Dann ruf mich an!«
    Tabori griff nach seiner Jacke. Er wusste nicht, ob
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