Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kein Erbarmen

Kein Erbarmen

Titel: Kein Erbarmen
Autoren: Gerold , Haenel
Vom Netzwerk:
wie seid ihr darauf gekommen, dass er etwas mit dem Tod eurer Freundin zu tun hatte?«
    »Sind wir ja gar nicht. Deshalb haben wir doch die ganze Zeit noch versucht, ihn zu decken. Genau wie alle anderen. Wir haben nur gewusst, dass er Respekt umgebracht hatte, und haben gedacht, er versteckt sich deshalb irgendwo.«
    »Und ihr fandet, dass Respekt es verdient hatte zu sterben«, mischte sich Tabori wieder ein. »Außerdem wart ihr euch nicht ganz sicher, inwieweit ihr nicht auch hier vielleicht mitschuldig wart, weil die Idee, ihn zu foltern, ursprünglich von euch stammte.«
    »Deshalb fühlten wir uns nicht schuldig«, sagte Güngör. »Wenn Damaschke uns nicht zuvor gekommen wäre, hätten wir es gemacht.«
    Erst als Damaschke zu reden anfing, registrierte Tabori, dass das Wimmern schon einige Zeit verstummt gewesen war, Damaschke musste das Gespräch verfolgt haben, jetzt überschlug sich seine Stimme, in einer Art Stakkato stieß er seine Sätze heraus, als hätte er keine Zeit mehr zu verlieren.
    »Als ich das mit der Entführung vorgetäuscht habe, hatte ich keine Angst, dass die Kollegen mich kriegen, ich hatte Angst vor euch! Und ich habe das mit Respekt auch nur gemacht, weil ich gedacht habe, dann kommt ihr nicht drauf, dass ich etwas mit Annas Tod zu tun hatte! Ich habe gedacht, wenn ich ihn foltere, dann denkt ihr, dass ich das gemacht hätte, um Anna zu rächen, aber ich hatte trotzdem Angst, dass ihr alles rauskriegt, und ich habe die ganze Zeit darauf gewartet, dass ihr mich findet und dass ihr mich dann …« Seine Stimme ging wieder in Schluchzen über. »Ich wollte sie nie umbringen, wirklich nicht, das müsst ihr mir glauben!«
    Janin rückte näher zu Güngör und drückte sie an sich. Sie hockten jetzt beide auf der Lehne und klammerten sich aneinander, als brauchten sie den gegenseitigen Halt, als wäre die eine ohne die andere verloren.
    Tabori spürte, wie Lepcke neben ihm die Muskeln anspannte. Sie tauschten einen kurzen Blick und rückten vor, bis sie auf der äußersten Kante des Sofas saßen. Tabori drückte die Füße fest auf den Boden, Lepcke nickte unmerklich.
    »Zwei, drei – jetzt!«
    Gleichzeitig schnellten sie hoch und warfen sich über den Couchtisch, der unter ihrem gemeinsamen Gewicht krachend zersplitterte, während sie schon Güngör und Janin von der Sessellehne rissen, die aneinander gefesselten Hände wie einen Rammbock benutzend. Hart schlugen sie auf dem Boden auf, Lepcke stieß Güngör den Ellbogen in die Magenkuhle, Tabori drückte Janins Arme zur Seite und rammte ihr den Kopf unters Kinn.
    Für einen Moment lagen sie alle vier keuchend auf dem Boden. Güngör und Janin schienen aufgegeben zu haben, fast so als wären sie froh, dass es jetzt vorbei war. Sie machten keinerlei Anstalten mehr, sich zu wehren, auch nicht als Lepcke den Schlüssel von Janins Gürtel löste und die Handschellen aufschloss, bevor Tabori die beiden Anwärterinnen entwaffnete. Lepcke schob seine Heckler & Koch zurück in das Schulterhalfter und nahm die Magazine aus den übrigen Waffen.
    Güngör und Janin lagen immer noch reglos. Güngör hatte die Augen geschlossen, Janin starrte blicklos an die Decke.
    Tabori rieb sich das Knie, das er sich bei dem Aufprall an irgendeiner Kante gestoßen hatte, dann humpelte er zur Küche, um ein Messer zu holen.
    Mit zwei schnellen Schnitten durchtrennte er die Kabelbinder an Damaschkes Händen und Füßen. Als Damaschke versuchte hochzukommen, musste Tabori ihn stützen. Er half ihm, sich anzuziehen, und drückte ihn dann in den Sessel. Lepcke holte zwei Gläser Wasser und hielt sie den Anwärterinnen hin. Güngör schüttelte den Kopf, aber Janin richtete sich auf und trank gierig. Sie verschluckte sich, Lepcke klopfte ihr auf den Rücken, bis der Hustenanfall vorbei war.
    »Und wann habt ihr es herausgefunden?«, fragte er scheinbar zusammenhanglos, aber Janin antwortete, ohne zu zögern.
    »Er hat sich verplappert. Er hat uns angerufen, als er hier oben war. Angeblich wollte er nur wissen, ob wir irgendwas gesagt hätten und ob die Kollegen noch an die Entführung glauben würden. Aber dann schien er plötzlich völlig konfus zu sein, er hat irgendwas von einem Typen von der Spurensicherung gestammelt, den er gesehen hätte, und wieso der Typ genau da wäre, wo das mit Anna passiert wäre. Wir haben erst überhaupt nicht begriffen, was er da sagt, und ich habe nur gefragt, wo er überhaupt ist, aber da hat er schnell das Gespräch beendet. Güngör
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher