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Kein Erbarmen

Kein Erbarmen

Titel: Kein Erbarmen
Autoren: Gerold , Haenel
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erzählt.«
    »Und?«
    »Was und?«
    »Jede Menge schöner Frauen, die nur darauf warten, von einem Ex-Bullen abgeschleppt zu werden?«
    »Jede Menge Rentner-Ehepaare, die sich den Magen mit Walnusskuchen voll schlagen, und eine polierte Glatze mit seiner fast schon unanständig dekolletierten Begleiterin, die mich nachts nicht zum Schlafen kommen lassen.«
    Lepcke lachte. »Klingt aufregend.«
    Das übliche Geplänkel, dachte Tabori, aber deshalb ruft er nicht an. Es muss noch etwas anderes geben, womit er gleich rausrücken wird.
    Elsbet warf einen neugierigen Blick zu ihm herüber. Tabori hatte keine Ahnung, wie viel Deutsch sie eigentlich verstand. Er lächelte entschuldigend und drehte ihr den Rücken zu.
    »Du hast angerufen«, sagte er dann wieder in den Hörer. »Ist irgendwas?«
    »Weiß ich noch nicht. Aber wohnt deine Hundefrau da immer noch bei dir im Haus? Du weißt schon …«
    »Lisa. Natürlich. Wieso sollten wir nicht mehr zusammen wohnen? – Was willst du von ihr?«
    »Ich würde ihr gern ein paar Fragen stellen.«
    »Dann ruf sie doch an oder geh einfach hin. Ihr kennt euch lange genug.«
    »Ich dachte nur, du könntest vielleicht …«
    »Dich ankündigen? Weil du immer noch …«
    »Ist ja gut. Wenn du nicht willst …«
    »Vielleicht sagst du mir mal, worum es überhaupt geht.«
    »Nur ein paar Fragen, sonst nichts. Hat was mit Hundeausbildung zu tun. Polizeihundeausbildung. Davon weiß sie doch was, oder? Ich brauchte jemanden, der von außen kommt und mir ein paar Sachen erklären kann. Ich hab da gerade was, wo ich nicht durchsteige.«
    »Und was?«
    »Da ist ein Brief für dich gekommen. Adressiert an Hauptkommissar Tabori. Persönlich! Ist bei mir auf dem Schreibtisch gelandet, weil die Sesselpupser nicht wussten, wohin damit. Als hätten sie keine Privatadresse von dir.«
    »Absender?«
    »Kein Absender.«
    »Mach ihn auf.«
    »Persönlich. Hab ich doch gesagt.«
    »Egal, mach ihn trotzdem auf.«
    »Hab ich schon.«
    »Dachte ich mir. Und?«
    »Nur ein ausgeschnittener Zeitungsartikel. Über diese Sache in der Hundeschule. Du erinnerst dich?«
    »Keine Ahnung.«
    »Ging kurz durch die Presse. Ich dachte, du hättest das mitgekriegt. Oder … Lisa hätte dir vielleicht was davon erzählt. Angebliche Tierquälerei von Diensthunden. Aber die offizielle Untersuchung hat nichts ergeben. Freispruch für den betroffenen Hundeführer, kleine Geldbuße wegen einer Ordnungswidrigkeit. Nebensächlich. Das steht auch in dem Artikel. Aber da ist noch was …«
    »Ja?«
    »Da ist ein Zettel drangeklebt. An den Artikel, meine ich. So ein gelber Klebezettel. Aber trotzdem noch mit einer Büroklammer. Gelbschwarz, wie die Tigerente von Janosch. Wusstest du, dass es gelbschwarze Büroklammern gibt?«
    »Mann, Lepcke, du machst mich echt fertig! Steht irgendwas auf dem Zettel?«
    »Klar. Vier Wörter, warte, ich lese vor: Darum geht es nicht!«
    »Was? Das verstehe ich nicht. Worum geht es nicht?«
    »Um die Tierquälerei, denke ich mal.«
    »Und worum geht es dann? Ich kapier’s nicht«, wiederholte Tabori. »Sonst steht da nichts? Nur dieses ›Darum geht es nicht‹?«
    »Sag ich doch.«
    »Warte mal … Die Schrift, wie sieht die aus? Auf dem Zettel und auf dem Umschlag. Auffällig schräg gestellte Buchstaben?«
    »Woher weißt du? Stimmt.«
    »Vergiss es. War nur so eine Idee, ich …« Tabori hatte esplötzlich eilig, das Gespräch zu beenden. »Vergiss es«, wiederholte er. »Ich melde mich wieder bei dir. In ein paar Tagen bin ich ohnehin wieder zu Hause.«
    »He, was ist los mit dir? Warte mal! Meinst du, ich kann jetzt wirklich einfach klingeln und …«
    »Klingeln? Bei wem?«
    »Na ja, also ich bin hier gerade bei dir vorm Haus …«
    »Du nervst! Natürlich kannst du bei Lisa klingeln. Wenn du irgendwas über Hundeausbildung wissen willst, ist sie in jedem Fall die Richtige. Und sie hat nichts gegen dich, das bildest du dir nur ein. Sag ihr liebe Grüße von mir, und dass du mit mir telefoniert hast. Behaupte meinetwegen, ich hätte dir geraten, sie anzusprechen. Und versuch, deinen Charme ein bisschen in Grenzen zu halten. Sie steht nicht auf so was.«
    »Ich weiß. Deshalb ja, also …«
    »Ich melde mich.«
    Tabori legte den Hörer auf. Bei dem Gedanken, dass Lepcke gleich Lisa besuchen würde, musste er unwillkürlich grinsen. Natürlich hatte Lisa etwas gegen Lepcke. Hatte sie schon immer gehabt, von Anfang an. Sie konnte Lepcke nicht ausstehen und hielt ihn für eine Art Wolf im
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