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Kein Erbarmen

Kein Erbarmen

Titel: Kein Erbarmen
Autoren: Gerold , Haenel
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Zimmer kam, hatte das Zimmermädchen inzwischen sauber gemacht und aufgeräumt. Und das gründlich! Mit dem Ergebnis, dass der Brief verschwunden war.«
    »Moment, du willst behaupten …«
    »Ich weiß selber, dass das bescheuert klingt! Und frag mich mal, wie blöd ich geguckt habe. Aber aus dem Mädchen war nichts rauszukriegen. Sie hat ohnehin kein Wort verstanden, eine Vietnamesin, glaube ich. Auch als ich die Hotelchefin dazugeholt habe, hat es nichts weiter gebracht, als dass sie mich beide für verrückt gehalten haben. Ich habe das ganze Zimmer auf den Kopf gestellt und sogar ihren Müllsack durchwühlt, nichts! Die einzige Erklärung ist, dass sie denBrief eingesteckt hat, weil sie vielleicht Geld in dem Umschlag vermutet hat.«
    »Klar«, nickte Lepcke. »Vietnamesisches Zimmermädchen beklaut die Gäste, logisch. So sind sie, die Schlitzaugen, es ist immer dasselbe!«
    »Ich weiß selber, dass das lächerlich klingt, aber …« Tabori breitete die Arme aus und hob als Zeichen der Ratlosigkeit die Hände.
    Für einen Moment sagte keiner von ihnen etwas.
    Dann fragte Lepcke: »Und die Anwärterin? Also die Frau mit der Kapuze und der Sonnenbrille, meine ich, die ist dir nicht noch mal zufällig über den Weg gelaufen? Und nach ihr gesucht hast du auch nicht? Ich meine nur, weil du ja immerhin den Verdacht hattest, dass sie dich beobachtet.«
    »Sie hat am selben Vormittag ausgecheckt. Der zeitliche Ablauf passt. Sie war schon auf der Terrasse, als ich mich in die Sonne gesetzt habe, da bin ich sicher. Dann hatte ich dieses komische Gefühl, aber ich muss zu lange gewartet haben. Frag nicht, warum! Ich hab es einfach nicht wahrhaben wollen und eher gedacht, dass ich langsam reif für die Klapse bin. Und dann war sie jedenfalls weg. Wie gesagt, es passt, wenn sie die Feuertreppe genommen hat, die außen am Haus zu den Zimmern im ersten Stock hochführt, hab ich sie auch nicht gesehen, als ich nach oben bin, um meine Badesachen zu holen. Sie kann mir also gut vorher den Brief durchgeschoben haben. Und als ich dann nach unserem Telefongespräch das Zimmermädchen zur Rede gestellt habe, hat sie unten bei Elsbet ausgecheckt und ist gefahren. Elsbet konnte sich auch noch daran erinnern, dass sie weg ist, kurz bevor ich mit dem Zimmermädchen zu ihr kam, um den Zirkus perfekt zu machen.Es ist eng, aber es passt. Und eine andere Erklärung habe ich nicht.«
    »Schade eigentlich«, sagte Lepcke. »Und du hast auch nicht bei deiner dänischen Hotelchefin da vielleicht mal nachgefragt, wer die geheimnisvolle Fremde eigentlich war? Wie sie hieß? Wo sie herkam? Das hat dich alles nicht interessiert? Überhaupt hat dich eigentlich gar nichts interessiert, scheint mir. Und deshalb hast du dich von unterwegs auch nicht noch mal gemeldet, und als du jetzt wieder zu Hause warst, hast du es auch nicht für nötig gehalten…«
    »Was hätte ich dir am Telefon erzählen sollen? Diese Geschichte, die du jetzt kennst? Ich bin erst gestern Abend zurückgekommen, wie du ja wahrscheinlich längst weißt. Klar, die Sache ging mir nicht aus dem Kopf. War ja auch merkwürdig genug, das Ganze. Und – nur damit du beruhigt bist – natürlich habe ich versucht, ihren Namen rauszukriegen, aber Elsbet war so sauer auf mich, dass sie mir noch nicht mal mehr das Gästebuch gezeigt hat. Also habe ich das sozusagen als kleinen Wink des Schicksals genommen, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Verstehst du, ich wollte wenigstens einmal konsequent bleiben und meine Ferien zu Ende bringen, ohne gleich wieder in die alten Muster zu verfallen. Ist mir schwer genug gefallen, glaub mir. Vielleicht habe ich auch gehofft, dass sich die Sache längst aufgeklärt hat, bis ich zurück bin. Mann, ich war mir doch noch nicht mal sicher, ob diese Frau überhaupt was damit zu tun hat! Ich wusste weder, dass sie auch zum Verein gehörte, noch konnte ich ahnen, dass sie …«
    Mit einem Blick auf die Leiche zuckte er hilflos mit den Achseln. »Erzähl mir ein bisschen mehr, was das mit dieser Hundeschule da auf sich hat. Ich hab noch nicht mal mit Lisageredet, weil sie gestern Abend nicht da war. Aber du warst bei ihr?«
    »Sie wird es dir sowieso erzählen«, sagte Lepcke. »Von mir hörst du nichts mehr dazu. Du bist draußen, Alter. Und ich würde es auch dabei belassen, wenn ich du wäre. Ich schreib ein paar Sätze für die Akten, dass sie versucht hat, mit dir Kontakt aufzunehmen, aber dass du sie nicht kennst. Und die Geschichte mit dem zweiten Brief
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