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Kein Entrinnen

Titel: Kein Entrinnen
Autoren: Romain Sardou
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geworden war. Einem Raubtier, das wollte, dass diese Geschichte, dieses Abenteuer, dieser Alptraum endlich zu Ende ginge!
     
    Er hörte vage, wie Menschen im Wald ankamen. Zweifellos Dorfbewohner, die die Schüsse herbeigelockt hatten.
    Franklin atmete auf! Er war gerettet.
    »Hände über den Kopf!«, schrie ihm eine Frauenstimme zu.
    Es war Patricia Melanchthon. Sie war in Begleitung von zwei Agenten, alle drei waren bewaffnet. Der Professor stand mühsam auf. Er lächelte.
    »Es ist vorbei«, sagte er erleichtert. »Es ist vorbei, Patricia …«
    Zwischen den Bäumen in der Nähe des Pfeilers erblickte er den Oldtimer von Sheridan. Waren die Agenten mit ihm gekommen? Melanchthon zielte noch immer mit der Waffe auf ihn.
    »Sie sind verhaftet!«
    »Was? Aber …«
    »Soll ich Sie von nun an Frank Franklin oder Ben O. Boz nennen? Dieses Mal sind Sie zu weit gegangen. Die Falle hat nicht funktioniert. Es ist vorbei.«
    Und sie verlas ihm seine Rechte, bevor die restlichen Polizeikräfte eintrafen, um ihn festzunehmen.

10
    Der Professor wurde zur Dienststelle des FBI in Manchester gebracht. Er fand sich in einem Raum wieder, der aufs Haar dem in Albany glich, in den er mit Sheridan nach seiner Entführung in Dovington gebracht worden war.
    Neun Stunden lang zählte Melanchthon die verschiedenen Anklagepunkte auf, die ihm angelastet wurden, und die Beweise, die sie untermauerten. Franklin blieb die ganze Zeit über stumm.
    Am Ende stieß er nur zutiefst bedauernd diesen einen Satz aus: »Und ich dachte, ich hätte alles verstanden!«
     
    Während Franklin monatelang im Staatsgefängnis von New Hampshire saß, wartete er auf den Gnadenstoß des Mörders. Nein … er ahnte, dass dieser Gnadenstoß erst am Ende der ganzen Geschichte fallen würde.
    Am darauf folgenden 3. Februar, exakt ein Jahr nach der Entdeckung der Leichen auf der Baustelle, während Frank noch immer in Erwartung seines Prozesses im Gefängnis schmachtete, entsprach der zum Alleinerben bestimmte Notar von Ben O. Boz in Montpelier dem Wunsch seines Mandanten und holte aus seinem Tresor ein Manuskript, das der Schriftsteller ihm einige Wochen vor seinem Verschwinden im Merrimack anvertraut hatte.
     
    SECHS FUSS UNTER DER ERDE
oder
DAS ALIBI
Von Ben O. Boz
     
    In seinem letzten Buch erzählte Boz alles. Er begann mit seiner Jugend und dem Geständnis, er selbst habe im Alter von zehn Jahren seinen Vater getötet, indem er sein Auto manipuliert habe, und diesen Mord anschließend mit Hilfe seiner Mutter vertuscht.
    Er ließ nichts aus.
    Jeden Test, jeden Versuch, jeden Mord, jedes abscheuliche Experiment. Mindestens siebenundvierzig ungelöste Verbrechen fanden auf diesen Seiten ihre Aufklärung! Seit dem Bekanntwerden des Textes rissen sich alle Zeitungen um die besten Auszüge daraus. Boz vertuschte nichts mehr, er nannte die wahren Namen, die wahren Orte und die wahren Umstände. Mit seiner bekannten Detailverliebtheit analysierte er bis zum Exzess, worin seine »Schreibmethode« bestanden hatte.
    Er ließ sich lang und breit über die Jahre aus, in denen es ihm gelungen war, das FBI mit Hilfe fingierter Alibis zu täuschen und Agenten durch vorgetäuschte Unfälle zu ermorden. Die Passagen über die Ermordung seiner Frau folgten demselben Muster.
    Der Fall Amy Austen hatte das Interesse des Schriftstellers an Experimenten mit Hypnose geweckt. Die Prostituierte aus Nevada war sehr leicht in Trance versunken, hatte unbekannte Sprachen gesprochen, sich an frühere Leben erinnert und mit den Geistern indianischer Schamanen kommuniziert … Dieser Erfolg erwies sich als überaus wichtig für Boz, denn unter Hypnose war ihm sein Versuchsobjekt auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Er perfektionierte seine Technik und wandte sie bei anderen Versuchskaninchen an. Diejenigen, die auf das Verfahren nicht genügend ansprachen, wurden eliminiert und ersetzt. Die letzten vierundzwanzig waren seine empfänglichsten Versuchspersonen gewesen.
    Das vorletzte Kapitel handelte von dem Massaker in New Hampshire. Es sollte sein Geniestreich werden. Der, mit dem er seine Gegner vom FBI vernichten würde.
    Die vierundzwanzig waren mitten in der Nacht zur Baugrube eines Pfeilers auf einer Autobahnbaustelle geführt worden und hatten sich bereitwillig aufeinandergelegt, um einen Berg aus Körpern zu bilden. Jeder ließ sich lächelnd eine Kugel in die linke Herzkammer schießen.
    Alle Opfer waren unter Hypnose gestanden. Boz hatte das Szenario Dutzende und Aberdutzende von
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