Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kein böser Traum

Kein böser Traum

Titel: Kein böser Traum
Autoren: H Coben
Vom Netzwerk:
alles unter Kontrolle haben wollte. Er reckte die Arme so hoch in den Baum, dass ihm das Hemd aus der Hose gerutscht war und den Bauch freigab. Emma hatte daraufhin gesagt, er sei fett. Was Jack natürlich als Aufforderung verstanden hatte, sich noch weiter zu entblößen. Grace hatte gelacht. »Zeig, was du hast, Baby !«, hatte sie gerufen und das nächste Foto geschossen. Zu Emmas großem Verdruss hatte Jack gehorcht und mit dem Bauch gewackelt.
    »Mammi!«
    Sie drehte sich um. »Was gibt’s, Max?«
    »Kann ich einen Müsliriegel haben?«
    »Ja, nimm dir für die Fahrt einen mit«, antwortete sie und richtete sich auf. »Wir müssen noch mal los.«

    Sauerkrautbart war nicht im Fotoladen.
    Max vertiefte sich umgehend in die Betrachtung der Bilderrahmen für sämtliche Gelegenheiten – Herzlichen Glückwunsch, Wir lieben dich, Mutti, und so weiter. Der Mann hinter der Theke, ausgestattet mit Polyester-Krawatte, Stifthalter und einem kurzärmeligen Oberhemd, unter dem sich ein T-Shirt mit V-Ausschnitt deutlich abzeichnete, trug ein Namensschild an der Brust, das ihn als den stellvertretenden Manager Bruce auswies.
    »Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich suche den jungen Mann, der noch vor ein paar Stunden hier bedient hat«, erwiderte Grace.
    »Josh hat für heute Feierabend. Kann ich helfen?«
    »Ich habe kurz vor drei Uhr einen Film abgeholt …«
    »Und?«

    Grace wusste nicht, wie sie sich ausdrücken sollte. »Es war ein Foto bei den Abzügen, das da nicht reingehört.«
    »Wie darf ich das verstehen?«
    »Eines der Fotos … Es ist nicht von mir.«
    Er deutete auf Max. »Wie ich sehe, haben Sie kleine Kinder.«
    »Was meinen Sie?«
    Der stellvertretende Geschäftsführer Bruce schob seine Brille über die Stirn. »Ich wollte nur andeuten, dass Sie kleine Kinder haben. Oder zumindest eines.«
    »Was hat das denn damit zu tun?«
    »Gelegentlich stibitzt sich ein Kind die Kamera. Ohne dass es die Eltern merken. Sie machen ein oder zwei Fotos. Und dann legen sie sie wieder zurück.«
    »Nein, das kann es nicht sein. Das Bild hat nichts mit uns zu tun.«
    »Verstehe. Tut mir Leid. Haben Sie alle Fotos, die Sie aufgenommen haben, bekommen?«
    »Denke schon.«
    »Es fehlt keines?«
    »Ich hab’s nicht überprüft, aber ich glaube, es sind alle dabei.«
    Er zog eine Schublade auf. »Hier. Das ist ein Gutschein. Ihren nächsten Film entwickeln wir kostenlos. Im Kleinbildformat. Wenn Sie’s größer möchten, berechnen wir einen kleinen Aufpreis.«
    Grace ignorierte seine ausgestreckte Hand. »Sie haben da ein Schild an der Tür. Darauf steht, dass alle Filme hier im Haus entwickelt werden.«
    »Das ist richtig.« Er klopfte mit der Handfläche auf die Maschine hinter ihm. »Das macht die gute alte Betsy hier für uns.«
    »Dann ist mein Film also hier entwickelt worden?«
    »Selbstverständlich.«
    Grace reichte ihm den Umschlag mit den Abzügen. »Können Sie mir sagen, wer diesen Film entwickelt hat?«

    »Ich bin sicher, es war ein Versehen.«
    »Was anderes habe ich auch nicht behauptet. Ich will nur wissen, wer meinen Film entwickelt hat.«
    Er warf einen Blick auf den Umschlag. »Darf ich fragen, warum Sie das interessiert?«
    »War es Josh?«
    »Ja, aber …«
    »Warum ist er nicht mehr hier?«
    »Wie bitte?«
    »Ich habe die Abzüge kurz vor drei Uhr abgeholt. Sie schließen um sechs. Jetzt ist es fast fünf.«
    Der stellvertretende Geschäftsführer Bruce richtete sich etwas auf. »Josh hatte einen Notfall in der Familie.«
    »Was für einen Notfall?«
    »Hören Sie, Miss …« Er sah auf den Umschlag. »… Lawson. Ich entschuldige mich für den Irrtum und die Unannehmlichkeiten. Ich denke mal, es ist ein Foto aus einer anderen Serie in Ihren Umschlag geraten. Kann mich nicht erinnern, dass das schon mal vorgekommen ist, aber niemand ist perfekt. Oh, warten Sie!«
    »Ja?«
    »Darf ich das betreffende Foto mal sehen?«
    Grace hatte Angst, er könnte es behalten. »Ich hab’s nicht dabei«, behauptete sie.
    »Was war auf dem Foto?«
    »Eine Gruppe von Leuten.«
    Er nickte. »Verstehe. Und … die Personen … waren die vielleicht nackt?«
    »Wie bitte? Nein. Wie kommen Sie darauf?«
    »Sie wirken ziemlich aufgebracht. Dachte, das Foto sei irgendwie unanständig.«
    »Nein, nichts dergleichen. Ich muss mit Josh reden. Könnten Sie mir seinen Familiennamen oder seine Telefonnummer geben?«

    »Ausgeschlossen. Aber gleich morgen früh ist er wieder da. Dann können Sie mit ihm reden.«
    Grace beschloss,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher