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Kein böser Traum

Kein böser Traum

Titel: Kein böser Traum
Autoren: H Coben
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hast du eine Privatdetektivin engagiert, die Rocky Conwell beschäftigt hat. Du hast die Kamera bei uns im Haus installiert. Wenn du schon auf den Busch klopfen musstest, wolltest du zumindest sehen, wie deine Zielperson reagierte.«
    »Wie wahr.«
    Sie dachte an das Endergebnis. »Für das, was du getan hast, mussten mehrere Menschen sterben.«
    »Ich wollte den Mörder meiner Schwester zur Strecke bringen. Du kannst nicht erwarten, dass ich mich dafür entschuldige.«
    Schuld, dachte sie erneut. So viel, dass jeder etwas davon abbekam. »Du hättest mich einweihen können.«
    »Nein. Nein, Grace, ich konnte dir nie trauen.«
    »Du hast gesagt, wir seien Verbündete – wenn auch nur vorübergehend.«
    Er sah sie an. Ein Schatten lag in seinem Blick. »Das«, sagte er, »war eine Lüge. Verbündete sind wir nie gewesen.«
    Sie richtete sich auf und stellte die Musik leiser.
    »Du erinnerst dich gar nicht an das Massaker, stimmt’s?«

    »Das ist nichts Ungewöhnliches«, entgegnete sie. »Es hat nichts mit Gedächtnisschwund oder Ähnlichem zu tun. Ich habe einen so kräftigen Schlag auf den Kopf bekommen, dass ich ins Koma gefallen bin.«
    »Schädeltrauma«, sagte er mit einem Nicken. »Ich weiß alles darüber. Ich habe viele solcher Fälle erlebt. Zum Beispiel beim so genannten Central-Park-Jogger. Die meisten erinnern sich nicht einmal mehr an die Tage davor.«
    »Und?«
    »Wie bist du dann an jenem Abend auf die Tribüne direkt vor der Bühne gekommen?«
    Diese Frage kam völlig unerwartet. Sie zuckte regelrecht zusammen. Sie suchte in seiner Miene nach einem Zeichen. Doch da war nichts. »Wie bitte?«
    »Ryan Vespa, oder vielmehr sein Vater, hat ein Ticket für vierhundert Piepen auf dem Schwarzmarkt gekauft. Die Mitglieder von Allaw hatten ihre Eintrittskarten von Jimmy höchstpersönlich. Die einzige Möglichkeit, dort auf die Tribüne zu kommen, war, entweder eine Menge Schotter hinzublättern oder Beziehungen zu haben.« Er beugte sich vor. »Wie bist du auf die Tribüne direkt vor der Bühne gekommen, Grace?«
    »Mein Freund hatte Karten.«
    »Wer sollte das gewesen sein? Todd Woodcroft? Der Typ, der dich nie im Krankenhaus besucht hat?«
    »Ja.«
    »Bist du sicher? Früher hast du mal behauptet, du könntest dich nicht erinnern.«
    Sie machte den Mund auf und wieder zu. Er rückte näher.
    »Grace, ich habe mit Todd Woodcroft gesprochen. Er ist gar nicht bei diesem Konzert gewesen.«
    Etwas in ihrer Brust geriet gefährlich ins Schlingern. Sie fröstelte unwillkürlich.
    »Todd hat dich nicht besucht, weil du zwei Tage vor dem Konzert
mit ihm Schluss gemacht hattest. Er dachte, es würde einen komischen Eindruck machen. Und weißt du was, Grace? Am gleichen Tag hat Shane Alworth meiner Schwester den Laufpass gegeben. Geri ist nie bei diesem Konzert gewesen. Also wen, meinst du, hat Shane stattdessen mitgenommen?«
    Grace fror. Das Zittern wurde stärker. »Ich verstehe nicht ganz.«
    Er zog das Foto heraus. »Das ist das Original. Das Foto, das du gefunden hast, habe ich aus diesem hier heraus vergrößert. Meine Schwester hatte das Datum auf die Rückseite geschrieben. Die Aufnahme wurde einen Tag vor dem Konzert gemacht.«
    Grace schüttelte den Kopf.
    »Diese geheimnisvolle Frau rechts außen, die wir kaum erkennen können … Du dachtest, es sei Sandra Koval. Nun vielleicht, Grace – und nur vielleicht – bist du es.«
    »Nein …«
    »Und vielleicht, wenn wir schon dabei sind, die Schuld auf immer mehr Leute zu verteilen, sollten wir uns fragen, wer das hübsche Mädchen gewesen ist, das Gordon MacKenzie abgelenkt hat, damit die anderen zu Jimmy X hinter die Bühne gelangen konnten. Wir wissen, dass es weder meine Schwester noch Sandra Koval oder Sheila Lambert gewesen sein kann.«
    Grace schüttelte unaufhörlich den Kopf. Dann schoss ihr wieder der Tag am Strand durch den Kopf, als sie Jack das erste Mal gesehen hatte, an das eiskalte Gefühl in der Magengrube. Wie war das zu deuten? Es war das Gefühl, das man hatte …
    … wenn einem jemand schon einmal begegnet war.
    Ein Déjà-vu-Erlebnis der seltsamsten Art. Der Art, wenn es bereits zwischen zwei Menschen »Klick« gemacht hatte, im ersten Rausch des Verliebtseins. Man hält Händchen, und sobald alles in einem in Aufruhr gerät, setzt dieses panische Gefühl in der Magengegend ein, als gleite seine Hand aus deiner Hand …
    »Nein«, wehrte Grace jetzt entschiedener ab. »Du irrst dich. Das kann nicht sein. Ich hätte mich daran
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