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Kein böser Traum

Kein böser Traum

Titel: Kein böser Traum
Autoren: H Coben
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gewesen, Sandra. Im Boston Garden. Du bist die zweite Frau hinter der Bühne gewesen. Nicht Geri Duncan.«
    »Verstehe«, sagte sie unbeeindruckt. »Und woher willst du das wissen?«
    »Jimmy X hat die eine Frau als rothaarig bezeichnet – das war Sheila Lambert – und über die andere, die Jack angeblich noch mehr aufgehetzt hat, hat er gesagt, sie hätte schwarzes Haar gehabt. Geri Duncan war eine Blondine. Schwarzhaarig bist du, Sandra.«
    Sie lachte. »Und was soll das beweisen?«
    »Es soll gar nichts beweisen. Nicht automatisch. Ich bin nicht mal sicher, ob es wichtig ist. Geri Duncan war vermutlich ebenfalls
dort. Sie könnte diejenige gewesen sein, die Gordon MacKenzie abgelenkt hat, damit ihr drei euch hinter die Bühne schleichen konntet.«
    Sandra Koval machte eine vage Handbewegung. »Weiter. Das ist interessant.«
    »Soll ich einfach zum Kern der Sache kommen?«
    »Ich bitte darum.«
    »Nach Aussagen von Jimmy X und Gordon MacKenzie ist an dem Abend auf deinen Bruder geschossen worden.«
    »Richtig«, sagte Sandra. »Er lag drei Wochen im Krankenhaus.«
    »In welchem Krankenhaus?«
    Es gab kein Zögern, kein Zucken des Auges, kein verräterisches Zeichen. »Mass General.«
    Grace schüttelte den Kopf.
    Sandra zog eine Grimasse. »Willst du behaupten, du hättest jedes Krankenhaus in Boston und Umgebung überprüft?«
    »Musste ich gar nicht«, sagte Grace. »Es gab keine Narbe.«
    Stille.
    »Weißt du, Sandra, eine Schusswunde hätte eine Narbe hinterlassen. Die Logik ist simpel. Man hatte auf deinen Bruder geschossen. Mein Mann hatte keine Narbe. Dafür gibt es nur eine Erklärung.« Grace legte die Hände auf den Tisch. Sie zitterten.
    »Ich bin niemals mit deinem Bruder verheiratet gewesen.«
    Sandra Koval sagte kein Wort.
    »Dein Bruder, John Lawson, wurde an jenem Abend erschossen. Du und Sheila Lambert, ihr beide habt ihn während des heillosen Durcheinanders rausgeschleppt. Seine Verletzung war tödlich. Jedenfalls hoffe ich das, denn die einzige Alternative dazu wäre, dass du ihn umgebracht hast.«
    »Und weshalb hätte ich das tun sollen?«
    »Ganz einfach. Hättest du ihn in ein Krankenhaus gebracht, hätten die Ärzte die Schussverletzung melden müssen. Wärst du
mit einer Leiche aufgetaucht – oder hättest ihn irgendwo auf der Straße liegen gelassen –, hätte die Polizei Ermittlungen angestellt und herausbekommen, wo und wie er erschossen worden ist. Du, die viel versprechende junge Anwältin, bist in Panik geraten. Und ich wette, dasselbe traf auf Sheila Lambert zu. Alle Welt spielte verrückt nach dem Massaker. Der Generalstaatsanwalt  – ja sogar Carl Vespa – sie alle sind im Fernsehen aufgetreten und haben nach Vergeltung geschrien. Wie die Familien der Opfer. Wärst du in die Sache verwickelt gewesen, hätten sie dich verhaftet … oder noch schlimmer.«
    Sandra Koval blieb stumm.
    »Hast du deinen Vater angerufen? Hast du ihn um Rat gebeten? Hast du dich an einen deiner ehemaligen Mandanten aus dem Verbrechermilieu gewandt und um Hilfe gebeten? Oder hast du die Leiche einfach selbst verschwinden lassen?«
    Sie kicherte. »Du hast vielleicht eine blühende Phantasie, Grace. Darf ich dich was fragen?«
    »Klar doch.«
    »Wenn John Lawson vor fünfzehn Jahren gestorben ist, wen hast du dann geheiratet?«
    »Ich habe Jack Lawson geheiratet«, entgegnete Grace. »Früher besser bekannt als Shane Alworth.«
    Eric Wu hatte im Keller nicht zwei Männer gefangen gehalten, so viel war Grace inzwischen klar. Nur einen. Denjenigen, der sich geopfert hatte, um sie zu retten. Denjenigen, der vermutlich gewusst hatte, dass er sterben würde, und der noch eine letzte Wahrheit in der ihm einzigen möglichen Weise in den Stein geritzt hatte.
    Sandra Koval deutete ein Lächeln an. »Das ist ja eine großartige Theorie.«
    »Jedenfalls eine, die sich leicht beweisen lässt.«
    Sie lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. »Etwas an deinem Szenario verstehe ich nicht. Warum
habe ich die Leiche meines Bruders nicht einfach versteckt und behauptet, er sei untergetaucht?«
    »Weil dann zu viele Leute zu viele Fragen gestellt hätten«, antwortete Grace.
    »Aber genau das ist mit Shane Alworth und Sheila Lambert passiert. Sie sind einfach verschwunden.«
    »Das stimmt schon«, gab Grace zu. »Aber vielleicht ist die Antwort in eurem Familien-Trust zu suchen.«
    Sandras Miene erstarrte. »Im Trust?«
    »Ich habe die Unterlagen über das Treuhandvermögen in Jacks Schublade
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