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Kein böser Traum

Kein böser Traum

Titel: Kein böser Traum
Autoren: H Coben
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etwas begreiflich zu machen.«
    »Was denn bitte?«
    Monte senkte den Blick. Aber nur für einen Moment. »Was ich Ihnen angetan habe.«
    »Ich kenne Sie nicht mal.«
    »Aber ich Sie. Schon ziemlich lange.«
    Scott nahm es schweigend hin. Er starrte auf die verspiegelte Glasscheibe. Linda Morgan stand mit Sicherheit dahinter und versuchte zu erraten, worüber sie sich unterhielten. Sie brauchte Informationen. Er überlegte, ob sie möglicherweise den Raum verwanzt hatten. Vermutlich. In jedem Fall lohnte es sich, Scanlon bei der Stange zu halten.
    »Sie sind Scott Duncan. Alter 39. Juraexamen an der Columbia University. Sie könnten als Anwalt in der freien Wirtschaft wesentlich mehr Geld verdienen, aber das langweilt Sie. Sie arbeiten seit 6 Monaten bei der Staatsanwaltschaft des Staates New Jersey. Ihre Eltern sind vergangenes Jahr nach Miami gezogen. Sie hatten eine Schwester. Aber die ist gestorben. Als sie noch auf dem College war.«
    Scott verlagerte unruhig sein Gewicht. Scanlon musterte ihn aufmerksam.
    »Ist das alles?«
    »Wissen Sie, wie mein Geschäft funktioniert?«
    Themenwechsel. Scott wartete einen Herzschlag lang. Scanlon
spielte mit ihm, versuchte ihn zu verunsichern oder irgendeinen ähnlichen Blödsinn. Scott hatte nicht die Absicht, darauf hereinzufallen. Was er über Scotts Familienverhältnisse »enthüllt« hatte, war kaum beeindruckend. Mit einigen geschickten Anrufen hätte das jeder herausfinden können.
    »Nein. Aber Sie werden’s mir sicher gleich sagen!«, antwortete Scott.
    »Nehmen wir mal an, Sie möchten jemanden aus dem Weg haben«, begann Scanlon.
    »In Ordnung.«
    »Sie rufen einen Freund an, der einen Freund kennt, der wiederum einen Freund hat, der mit mir Kontakt aufnehmen kann.«
    »Und nur dieser letzte Freund weiß, wer Sie sind?«
    »So ungefähr. Ich hatte immer nur einen Verbindungsmann. Aber auch was ihn betraf, war ich vorsichtig. Ich habe ihn nie persönlich getroffen. Wir haben Codenamen benutzt. Die Bezahlung erfolgte stets auf Konten in Übersee. Für jede, sagen wir, Transaktion habe ich ein neues Konto eröffnet und es wieder geschlossen, sobald die Transaktion erfolgt war. Können Sie mir folgen?«
    »So schwierig ist das nicht«, antwortete Scott.
    »Stimmt. Heutzutage läuft alles per E-Mail. Ich melde vorübergehend eine E-Mail-Adresse bei Hotmail oder Yahoo oder wem auch immer an. Nichts, was man zurückverfolgen könnte. Aber selbst wenn – selbst wenn jemand herausfinden sollte, wer die E-Mail geschickt hat, würde das nichts nützen. Sämtliche E-Mails wurden von Computern in öffentlichen Bibliotheken oder Internetcafés abgeschickt und auch geöffnet. Die Tarnung war perfekt.«
    Scott verkniff sich die Bemerkung, dass er trotz perfekter Tarnung letztlich im Knast gelandet war. »Und was hat das alles mit mir zu tun?«
    »Darauf komme ich noch.« Scanlon kam allmählich richtig in Fahrt. Offenbar hörte er sich gern reden. »In den guten alten Zeiten
– und damit meine ich die Zeit vor acht bis zehn Jahren – lief das ganze Geschäft noch über öffentliche Telefonzellen. Namen habe ich nie schwarz auf weiß gesehen. Sie wurden mir am Telefon genannt. Ich habe sie nur gehört.«
    Scanlon hielt inne, um sich Scotts ungeteilter Aufmerksamkeit zu versichern. Sein Ton wurde eindringlicher, emphatischer. »Das ist der Punkt, Scott. Das einzige Kommunikationsmittel war das Telefon. Namen habe ich immer nur akustisch, nie schriftlich mitgeteilt bekommen.«
    Er starrte Scott erwartungsvoll an. Scott begriff noch immer nicht. Also fuhr Monte fort.
    »Kapieren Sie nicht, warum ich betone, dass alles übers Telefon lief?«
    »Nein.«
    »Weil eine Person wie ich, ein Mann mit gewissen Prinzipien, am Telefon einem Irrtum erliegen konnte.«
    Scott überlegte. »Komme trotzdem nicht drauf.«
    »Ich bringe keine Frauen um. Das war Regel Nummer eins.«
    »Sagten Sie bereits.«
    »Angenommen, ich sollte einen gewissen Billy Smith kaltmachen, nahm ich natürlich an, dass Billy ein Mann ist. Ein Billy, der mit y am Ende geschrieben wird und nicht mit ie wie bei dem gleich klingenden Frauennamen. Fällt jetzt der Groschen?«
    Scott geriet ins Grübeln. Scanlon sah es. Sein Grinsen war wie weggewischt. Seine Stimme wurde leise und sanft.
    »Ihre Schwester hatte ich eingangs schon erwähnt, nicht wahr, Scott?«
    Scott sagte nichts.
    »Wie war doch ihr Name? Geri, oder?«
    Schweigen.
    »Dämmert’s, wo der Hund begraben liegt? Geri ist einer dieser irreführenden,
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