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Kein Alibi: Roman (German Edition)

Kein Alibi: Roman (German Edition)

Titel: Kein Alibi: Roman (German Edition)
Autoren: Sandra Brown
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Zog jede Schublade auf, suchte den Wandschrank mit dem eingebauten Safe ab, schaute zwischen die Matratzen, unters Bett, in den Medizinschrank im Bad, ja sogar in den Spülkasten der Toilette. Immer auf der Suche nach irgendetwas, was Lute Pettijohn vielleicht hinterlassen hatte und das einen Hinweis auf die Identität des Täters liefern könnte.
    Alles, was Smilow fand, waren eine Gideon-Bibel und das Telefonbuch von Charleston. Nichts Persönliches aus Lute Pettijohns Besitz, keinen Kalender, keine Quittungen, weder Tickets noch handschriftliche Notizen oder Einwickelpapier. Einfach nichts.
    Aus der Minibar fehlten nach Smilows Zählung zwei Flaschen Scotch, obwohl nur ein Glas benutzt worden war. Es sei denn, der Mörder war so clever gewesen, sein Glas beim Verlassen mitzunehmen. Aber bei der Befragung der Hausdame erfuhr Smilow, dass jede Suite mit vier Whiskygläsern ausgestattet war. Und drei saubere waren noch da.
    Wie am Schauplatz eines Verbrechens üblich, wirkte alles praktisch steril – mit Ausnahme des Blutflecks auf dem Wohnzimmerteppich.
    »Detective?«
    Smilow, der gedankenverloren auf den blutgetränkten Teppich gestarrt hatte, hob den Kopf.
    Im Türrahmen stand ein Polizist und deutete mit dem Daumen in den Flur. »Sie bestand darauf hereinzukommen.«
    »Sie?«
    »Ich.« Eine Frau schubste den Streifenpolizisten beiseite, als ob er nicht die geringste Bedeutung hätte, entfernte das Absperrband vom Türrahmen und trat ein. Rasch durchkämmten dunkle Augen den Raum. Beim Anblick des trockenen Blutflecks stieß sie enttäuscht und angewidert die Luft aus. »Madison hat den Körper schon? Verdammt!«
    Smilow sah auf seine Uhr und sagte: »Gratuliere, Steffi, du hast deinen eigenen Geschwindigkeitsrekord gebrochen.«

3
    »Ich dachte, Sie würden vielleicht Mann und Kinder erwarten.«
    »Wann?«
    »Als Sie den Pavillon betraten.«
    »Ach.«
    Sie ließ sich nicht von Hammond ködern, sondern lutschte nur weiter ihr Stieleis. Erst als das Holzstäbchen sauber war, meinte sie: »Ist das Ihre Art, sich zu erkundigen, ob ich verheiratet bin?«
    Gequält verzog er das Gesicht. »Und dabei dachte ich, ich wäre so subtil vorgegangen.«
    »Danke für das Eis.«
    »Ist das Ihre Art, einer Antwort auszuweichen?«
    Lachend kamen sie zu einer Reihe schiefer Holzstufen, die zu einer Anlegestelle führten. Die Plattform ragte knapp einen Meter über die Wasseroberfläche und war ungefähr zehn Quadratmeter groß. Sachte schwappte das Wasser gegen die Stelzen unter den verwitterten Planken. Außen herum liefen Holzbänke, deren Rückenlehnen als Geländer dienten. Hammond nahm ihr Eisstäbchen samt Einwickelpapier und warf es mit seinem eigenen in einen Abfallkorb, ehe er mit ihr auf eine der Bänke zusteuerte.
    In jeder Pierecke stand eine Laterne mit matten unauffälligen Glühbirnen. Dazwischen hingen ähnliche Lichterketten wie unter der Pavillondecke. Sie milderten das rustikale Ambiente und verwandelten die gewöhnliche Anlegestelle in eine romantische Bühne.
    Es wehte eine sanfte Brise, die aber doch so kräftig war, dass man eine Chance gegen die Mücken hatte. Im Dickicht am Flussufer quakten Frösche, Zikaden zirpten von den tief hängenden moosbewachsenen Ästen der schützenden Eichen.
    »Hübsch hier draußen«, bemerkte Hammond.
    »Hmm. Ich bin überrascht, dass es sonst noch niemand entdeckt hat.«
    »Ich habe reservieren lassen, damit wir den Platz ganz für uns allein haben.«
    Sie lachte. In den letzten paar Stunden hatte es viel zu lachen gegeben, während sie die verführerischen Kalorienbomben an den Verkaufsständen probierten und ziellos von Bude zu Bude schlenderten. Sie hatten eingemachte Pfirsiche und Stangenbohnen nach Hausfrauenart bewundert, hatten sich über den letzten Schrei an Trimm-dich-Geräten informiert und die gepolsterten Sitze von hochmodernen Traktoren getestet. Er hatte für sie bei einem Baseballkorbwerfen einen winzigen Teddybären gewonnen. Sie hatte sich trotz der Überredungskünste der Verkäuferin geweigert, eine Perücke anzuprobieren.
    Gemeinsam waren sie mit dem Riesenrad gefahren. Als ihr Wagen ganz oben zum Stehen kam und gefährlich schlingerte, war Hammond regelrecht schwindelig geworden. Es war einer der sorglosesten Momente, an die er sich erinnern konnte, seit…
    Er konnte sich an keinen sorgloseren Moment erinnern.
    Sämtliche Ketten, die ihn so fest am Boden hielten – Menschen, Arbeit, Verpflichtungen –, schienen mit einem Mal zerrissen. Für
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