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Kein Alibi: Roman (German Edition)

Kein Alibi: Roman (German Edition)

Titel: Kein Alibi: Roman (German Edition)
Autoren: Sandra Brown
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Widerstand persönlich so viel erreichte.
    Sorgfältig hatte Madison die Leiche in der Lage begutachtet, in der man sie gefunden hatte: mit dem Gesicht nach unten. Man hatte die Umrisse nachgezeichnet und sie anschließend aus unterschiedlichen Blickwinkeln fotografiert. Er hatte die Hände und Finger des Opfers inspiziert, besonders unter den Nägeln, und an den Handgelenken die einsetzende Starre geprüft. Mit Hilfe einer Pinzette hatte er einen unidentifizierbaren Partikel von Pettijohns Mantelärmel gezupft und das winzige Stück anschließend vorsichtig in einer Tüte für Beweismaterial verstaut.
    Erst als er mit seiner vorläufigen Untersuchung fertig war und bat, man möge ihm beim Umdrehen des Opfers helfen, entdeckten sie die erste Überraschung – eine hässliche Wunde an Pettijohns Schläfe, direkt am Haaransatz.
    »Glauben Sie, der Täter hat ihn geprügelt?«, fragte Smilow, wobei er in die Hocke ging, um die Wunde besser sehen zu können. »Oder hat man ihn zuerst erschossen und das ist dann beim Sturz passiert?«
    Madison rückte seine Brille zurecht und meinte beklommen:
»Falls Sie Schwierigkeiten haben, darüber zu reden, können wir die Details auch später besprechen.«
    »Sie meinen, weil er mal mein Schwager war?« Als der Gerichtsmediziner leicht nickte, sagte Smilow: »Ich habe nie mein Privatleben mit Beruflichem vermischt oder umgekehrt. Sagen Sie mir Ihre Meinung, John, und ersparen Sie mir auch nicht die peinlichsten Einzelheiten.«
    »Natürlich muss ich die Wunde noch genau überprüfen«, sagte Madison ohne einen weiteren Kommentar zu der Beziehung zwischen dem Opfer und dem Detective. »Trotzdem wäre mein erster Eindruck, dass er sich diese Kopfwunde zugezogen hat, bevor er starb, und nicht post mortem. Es ist jedenfalls ein besonders hässliches Exemplar, das unterschiedliche Gehirntraumata verursacht haben könnte, jedes eventuell mit Todesfolge.«
    »Aber daran glauben Sie nicht.«
    »Ehrlich gesagt, Rory, nein. So traumatisch wirkt die Wunde nicht. Die Schwellung ist äußerlich, was normalerweise darauf hindeutet, dass innerlich kaum eine oder gar keine vorhanden ist. Trotzdem gibt es manchmal Überraschungen.«
    Smilow konnte verstehen, dass der Pathologe zögerte, sich vor einer Autopsie auf die eine oder andere Theorie festzulegen. »Kann man denn momentan mit Sicherheit sagen, dass er an den Kugeln gestorben ist?«
    Madison nickte. »Aber das ist nur eine erste Vermutung. Ich habe den Eindruck, als wäre er vor dem Tod gestürzt oder als hätte ihn jemand gestoßen beziehungsweise geschlagen.«
    »Wie lange vorher?«
    »Der genaue Zeitpunkt wird schwieriger zu bestimmen sein.«
    »Hmm.«
    Smilow musterte rasch die Umgebung: Teppichboden, Sofa, bequeme Sessel – alles weiche Oberflächen. Bis auf die Glasplatte des Couchtischs. Breitbeinig tappte er zum Tisch hinüber und neigte den Kopf so weit nach unten, bis er mit der Platte auf Augenhöhe war. Man hatte ein Trinkglas und eine Flasche aus der Minibar auf dem Tisch gefunden. Beides hatte die Spurensicherung längst eingesammelt und verpackt.
    Aus dieser Perspektive konnte Smilow mehrere Ringe sehen, die inzwischen angetrocknet waren. Hier hatte Pettijohn sein Glas ohne einen Untersetzer abgestellt. Zentimeter für Zentimeter wanderte sein Blick über die Glasplatte. An der Tischkante hatte der Spurendienst etwas entdeckt, das wie der Abdruck einer Hand aussah.
    Smilow richtete sich wieder auf und versuchte den möglichen Tathergang gedanklich zu rekonstruieren. Er ging um den Tisch herum und näherte sich dann der anderen Tischseite. »Nehmen wir mal an, Lute wollte gerade nach seinem Glas greifen«, mutmaßte er laut vor sich hin, »und ist dabei nach vorn gefallen.«
    »Rein zufällig?«, fragte einer der Kriminalbeamten. Smilow wurde zwar gefürchtet und war allgemein unbeliebt, trotzdem schätzte jeder in der ganzen Mordkommission sein Talent, Verbrechen zu rekonstruieren. Jeder im Raum hielt inne und hörte aufmerksam zu.
    »Nicht unbedingt«, antwortete Smilow nachdenklich. »Irgendjemand könnte ihm von hinten einen Stoß versetzt haben, sodass er das Gleichgewicht verlor und vornübergestürzt ist.« Er spielte den Vorfall nach, wobei er sorgfältig darauf achtete, nichts zu berühren, vor allem nicht den Körper. »Er versuchte, den Sturz zu mildern, indem er nach der Tischkante griff, aber vielleicht schlug sein Kopf auch so fest am Boden auf, dass er bewusstlos wurde.« Er warf einen Blick zu Madison hinauf
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