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Keeva McCullen 3 - Invasion der Ghule (German Edition)

Keeva McCullen 3 - Invasion der Ghule (German Edition)

Titel: Keeva McCullen 3 - Invasion der Ghule (German Edition)
Autoren: Nathan R. Corwyn
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möglich an das Portal.
    „Da ist jemand auf der anderen Seite“, flüsterte er erschrocken.
    Der Erzdämon war mit wenigen Schritten neben ihm.
    „Er darf das Tor auf keinen Fall enttarnen!“, zischte er wütend. „Ist es ein Dämonenjäger?“
    Liekk-Baoth konzentrierte sich.
    „Nein“, sagte er schließlich zögernd. „Ich spüre kein entsprechendes Echo. Wer auch immer da gerade um das Tor schleicht, er hat auf jeden Fall nicht das Ritual der Dämonenjäger durchgeführt.“
    Dieses Ritual, das die Ausbildung eines jeden Dämonenjägers – üblicherweise zu dessen achtzehntem Geburtstag – abschloss, bewirkte, dass der Jäger in der Lage war, Dämonen ohne weitere Hilfsmittel aufzuspüren. Allerdings wurde er dadurch für höhere Dämonen ebenfalls erkennbar – doch Liekk-Baoth konnte in diesem Moment keine Schwingungen fühlen, die darauf hindeuten würden.
    Es gab natürlich immer noch die Möglichkeit, dass der Jäger ein starkes Schutzamulett trug und sich überdies noch mit diversen Zaubern abgeschirmt hatte – aber das sagte er seinem Meister nicht. Dann könnte man ja gleich eine scharfe Handgranate in einen Vulkan werfen, der kurz vor einem Ausbruch stand.
    Stattdessen brachte er sich lieber in eine sichere Position vor dem Tor und konzentrierte sich auf die geistigen Vibrationen, die er von der anderen Seite her wahrnahm.
    „Was machst du denn jetzt schon wieder?“, grollte sein Meister.
    „Wenn dieser neugierige Mensch dem Tor zu nahe kommt“, entgegnete Liekk-Baoth mit einem grausamen Lächeln. „Dann schicke ich einen tödlichen Energiestoß hindurch – und man wird nur noch einen Haufen Asche von ihm finden...“

    *

    Edward blinzelte erneut. Es gelang ihm einfach nicht, die aufgesprühten Schriftzüge an der Wand scharf zu erkennen.
    „Verdammt“, murmelte er. Schon seit einer Weile befürchtete er, demnächst eine Brille zu benötigen.
    Er ging noch einen Schritt näher in Richtung Wand.
    Er dachte daran zurück, wie er bei seiner letzten Augenkontrolle vor ein paar Monaten die immer kleiner werdende Buchstabenreihen hatte vorlesen müssen. Damals konnte er lediglich die untersten Zeilen nicht mehr fehlerfrei erkennen und hatte sich einreden können, dass alles noch im grünen Bereich sei – doch jetzt waren bereits die Konturen der einige dutzend Zentimeter großen Zeichen vor ihm unscharf, auch wenn er die Buchstaben selbst natürlich noch entziffern konnte.
    Das beunruhigte ihn, denn in letzter Zeit hatte er sich immer häufiger dabei ertappt, wie er Kleingedrucktes möglichst weit von sich entfernt hielt. Die vorher unscharfen kleinen Buchstaben wurden dadurch etwas schärfer – wegen der zusätzlichen Entfernung jedoch natürlich auch noch kleiner, sodass er sie erst recht nicht mehr lesen konnte.
    Er seufzte.
    Bisher hatte er einen erneuten Besuch beim Augenarzt ständig vor sich hergeschoben. Er ging langsam aber sicher auf die Fünfzig zu und hatte sich immer eingebildet, für sein Alter ziemlich gut in Form zu sein.
    Seine zwei Jahre jüngere Ehefrau wiederum benutzte schon länger eine Lesebrille, wirkte sonst jedoch noch sehr jugendlich - von daher wäre es wohl kein Zeichen von Schwäche, wenn er sich auch bald eine anschaffen würde. Allerdings bemerkte Edward gerade einen eitlen Wesenszug an sich: wenn er zugeben müsste, dass er ebenfalls – altersbedingt – eine Sehhilfe benötigte, dann käme es dem Eingeständnis gleich, dass er … nun ja, dass er eben alt wurde. Und er hätte nie geglaubt, dass ihm das einmal so schwer fallen würde.
    Vielleicht ist hier oben ja auch nur die ungenügende Beleuchtung schuld, dachte er hoffnungsvoll.
    Um herauszufinden, in welcher Nähe die Konturen letztendlich scharf sein würden, ging er noch einige Schritte in Richtung Wand – doch die Buchstaben blieben verschwommen.
    Das kann doch nicht sein, schoss es ihm durch den Kopf. Er stand jetzt vielleicht zwei Meter von der Wand entfernt. Waren seine Augen denn wirklich schon so schlecht? Jetzt wollte er es aber genau wissen! Energisch schritt er weiter auf die Mauer zu und hatte sie bereits fast erreicht - als von unten eine laute Stimme zu vernehmen war: „He, Edward!“
    Das unverwechselbare Organ von Herbert Bliss dröhnte durch das Haus.
    „Bist du da oben irgendwo?“
    Edward blieb stehen, drehte sich um und ging zurück ins Treppenhaus.
    „Ich komme gleich zu dir“, rief er und warf noch einen letzten, wehmütigen Blick auf das verschwommene Graffiti-Geschmiere.
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