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Kaylin und das Reich des Schattens

Kaylin und das Reich des Schattens

Titel: Kaylin und das Reich des Schattens
Autoren: Michelle Sagara
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gewesen?”
    “Noch nicht.”
    “Sesti hat einen Jungen geboren. Gesund, aber seine Federn waren das reinste Chaos. Hat drei Stunden gedauert, sie zu richten.”
    “Das tut es immer”, sagte er mit einem liebevollen Schulterzucken. “Geh lieber. Eisenbeißer beißt heute nach jeden, der ihm zu nahe kommt.”
    Sie nickte, ging an den beiden vorbei und drehte sich dann noch einmal um. Sie streckte die Hand aus, um Clints weiche, aschegraue Flügel zu berühren. Sie zuckten unter ihren Fingern zurück.
    “Du hast dich in sieben Jahren kein bisschen verändert”, sagte er und drehte sich zu ihr um. “Die Flugfedern werden nicht angefasst.”
    Das Innere der Gesetzeshallen wirkte kaum weniger abschreckend als ihre Außenmauern. Das Tor führte in eine Halle, mit der nicht einmal Kathedralen mithalten konnten. Sie erhob sich über drei Stockwerke, und ihre gewölbte Decke war mit Fresken von Falke, Wolf und Schwert bemalt, die durch die düstere Darstellung verschiedener Jagden Licht und Schatten hinterherstrebten. Durch ein Fenster, das fast genauso hoch und mindestens so beeindruckend war, strömte Sonnenlicht hinein. Die Farben der Malereien waren vor Sonnenlicht geschützt und die Bilder immer sichtbar, um Neulinge daran zu erinnern, was die Hallen für diejenigen bedeuteten, die in die Missgunst ihrer Herrscher gerieten.
    Aber die Halle sollte nicht nur einschüchtern, sie war aus einem praktischen Grund gebaut worden, wie viele der kaiserlichen Bauten. Die Aerianer, die den Lords der Gesetze dienten, konnten sich in den normalen, beengten Grenzen menschlicher Gebäude nicht frei bewegen. Clint, selbst in voller Rüstung und bewaffnet, konnte sich innerhalb der riesigen Steinwände leicht in die Luft erheben, und weit hoch über ihr ragte die Sitzstange des Falkenhorsts in die Halle. Sie hatte schon viele Male dabei zugesehen, wie er sich dort niedergelassen hatte. Über ihr kreisten die Aerianer vor dem Hintergrund des bunten Freskos, und wie immer beneidete sie sie um die Fähigkeit, wahrhaftig fliegen zu können.
    Alles, was sie vorweisen konnte, war ein langer Fall, der ihrem Leben fast ein Ende bereitet hätte. Sie war nicht wild darauf, die Erfahrung zu wiederholen.
    Und wenn der Falkenlord wirklich schon drei – nein, fast vier – Stunden auf sie wartete, standen ihre Chancen nicht gut. Sie fing an zu rennen.
    Im Osten der Aerianerhalle, wie man sie umgangssprachlich nannte – und niemals in Hörweite einer der drei Lords – befand sich ein weiteres hohes Tor, vor dem zwei weitere Wachen standen.
    Sie erkannte beide: Teela und Tain. Manchmal wurden sie von Leuten Zwillinge genannt, die keine Erfahrung mit den feinen Launen und der Grausamkeit der Barrani hatten. Kaum jemand nannte sie ein zweites Mal so. Sie waren schmal gebaut, etwas größer als Clint und etwas kleiner als Tanner.
    Es gab Menschen, die die Barrani schön fanden, aber Kaylin war sich dessen nicht so sicher. Sie sahen ätherisch aus, zart und ein klein wenig zu perfekt. Im Gegensatz zu ihnen fühlte sie selbst sich derb, unscheinbar und schmuddelig. Nicht gerade die beste Art, beliebt und einflussreich zu werden.
    Sie trugen das Grau und Gold der Falken an einem Band um ihre Stirn. Ihre Haare – wunderschön, lang, schwarz wie die sprichwörtlichen Rabenfedern – hatten sie zurückgenommen und ordentlich daruntergeschoben. Das Haar der Menschen – jedenfalls in den Rängen der Falken – durfte nicht bis auf diese Länge wachsen, es war bei fast allem im Weg. Aber den Barrani wurden solche Vorschriften nicht gemacht.
    Natürlich hatte Kaylin sie bereits kämpfen sehen und war sich schmerzlich bewusst, dass alle Einschränkungen nutzlos gewesen wären.
    Teela pfiff. Sie war einen Meter neunzig groß und trug eine Rüstung, die ihrem Kampfstil angemessen war – gar keine. Aber sie führte einen langen Stab. “Du bist zu spät”, sagte sie.
    Kaylin musste nach oben sehen, um ihrem smaragdgrünen Blick zu begegnen. Und smaragdgrün? Waren ihre Augen wirklich. Hart, scharf, und ein wenig spröde an den zu perfekten Rändern. Das, und dazu noch die unglaubliche, endlos scheinende blaugrüne Farbe. “Ist das was Neues?”
    “Nein. Das ist das Geräusch, das ich mache, weil ich die Wette gewonnen habe.”
    “Gut. Du warst mein Favorit – und jetzt will ich meinen Anteil.”
    “Den bekommst du”, sagte sie mit einem Grinsen, “wenn du den guten alten Eisenbeißer überlebst.”
    “Ich mache mir keine Gedanken wegen
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