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Kay Scarpetta 16: Scarpetta

Titel: Kay Scarpetta 16: Scarpetta
Autoren: Patricia Cornwell
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schlechtes Gewissen hat. Morales hätte diesen Dreck niemals von Nancy Soundso erfahren, und Marino wäre niemals bei einer unfähigen Therapeutin wie ihr gelandet, wenn ich ihn nicht in diese verdammte Therapieklinik geschickt und sogar meine Zeit damit vergeudet hätte, sie zu beraten.«
    »Sie hatte wirklich kein Recht, mit Morales zu sprechen.
    Aber ich kann mir schon denken, wie er sie dazu gekriegt hat.«
      »Nein«, entgegnete Benton. »Es hätte nie geschehen dürfen. Wahrscheinlich hat er sie am Telefon um den Finger gewickelt. Keine Ahnung, was er zu ihr gesagt hat, aber sie hätte ihm kein Sterbenswörtchen von dem verraten sollen, was Marino ihr anvertraut hat. Das war ein schwerer Verstoß gegen die Standesordnung, und dafür wird sie büßen. Ich kümmere mich darum.«
      »Wir wollen niemanden bestrafen. Es hat schon genug Leid gegeben. Menschen, die sich nicht vertragen, einander bekämpfen, über den Kopf des anderen hinweg entscheiden und es sich mit gleicher Münze heimzahlen. Deshalb mussten Terri und Eva unter anderem sterben. Wenn Terri sich nicht an der ganzen Welt hätte rächen wollen ... Aber falls Marino seine ehemalige Pseudo- Therapeutin verklagen will, ist das seine Sache.«
    »Das stimmt wohl«, erwiderte Benton. »Da sind sie ja.«
      Er stand auf, damit Marino ihn in dem dunklen, vollbesetzten Raum erkennen konnte. Die vier - Marino, seine neue Freundin Bacardi, die übrigens auf den Vornamen Georgia hörte, Berger und Lucy - schlängelten sich durch das belebte Restaurant, begrüßten Elaine und wechselten mit ihr einige Worte, die Scarpetta nicht hören konnte. Dann rückten alle ihre Stühle zurecht, plauderten und schienen bester Stimmung zu sein. Lucy trug eine Baseballkappe der Red Sax, vermutlich, um Berger zu ärgern, die als Yankees-Fan die Sax natürlich nicht leiden konnte. Der Hauptgrund jedoch war, dass sie die kleine kahlrasierte Stelle verdecken wollte.
      Inzwischen litt Lucy nur noch an gekränkter Eitelkeit. Die Schusswunde an ihrem Hinterkopf heilte, die leichte Gehirnerschütterung war überstanden. Marino hatte, typisch für ihn, angemerkt, Lucy sei nur deshalb wieder auf dem Damm, weil es außer Knochen an ihrem Kopf nichts zu beschädigen gebe.
    Louie servierte Teller mit Elaines berühmten Calamari und nahm die Bestellungen entgegen, ohne sich etwas aufzuschreiben. Berger und Lucy wollten den Scotch aus seinem speziellen Vorrat ebenfalls kosten. Bacardi strafte ihren Namen Lügen und bestellte einen Apfel-Martini. Marino zögerte und schüttelte dann mit betretener Miene den Kopf. Niemand achtete darauf. Nur Scarpetta, die den Grund kannte, berührte Marino hinter Lucys Rücken am Arm.
      Als er sich zurücklehnte, knarzte der Holzstuhl. »Wie geht es dir?«, erkundigte er sich.
    »Warst du schon mal hier?«, fragte sie.
      »Ich doch nicht. Solche Läden sind nichts für mich. Ich habe keine Lust, Privatgespräche zu führen, wenn Barbara Walters nur zwei Tische weiter sitzt.«
      »Das ist nicht Barbara Walters. Übrigens gibt es hier Red Stripe, Buckler und alkoholfreies Sharp's. Ich weiß nicht, welches Bier du zurzeit trinkst«, meinte Scarpetta.
      Sie wollte ihm das Trinken weder ausreden noch ihn dazu ermutigen, sondern ihm nur mitteilen, dass es sie nicht kümmerte und ganz allein seine Angelegenheit war. Und dass es ihr nur auf sein Wohlbefinden ankam.
    »Führen Sie Red Stripe? «, erkundigte sich Marino bei Louie. »Aber natürlich.«
    »Vielleicht später«, meinte Marino.
      »Vielleicht später«, wiederholte Louie, ratterte noch einmal die Bestellungen herunter und war verschwunden.
    Berger sah Scarpetta an und blickte dann zu dem Mann mit dem weißen Stetson am Fenster hinüber. »Du weißt, was ich denke«, sagte Berger zu ihr. »Er ist es nicht«, erwiderte Scarpetta.
      »Als ich reinkam, habe ich fast einen Herzanfall gekriegt«, fuhr Berger fort. »Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie ich erschrocken bin. Ich habe meinen Augen nicht getraut.«
    »Ist er noch da, wo er hingehört?«
      »In der Hölle?«, mischte sich Lucy ein, die zu erahnen schien, wovon die beiden redeten. »Da wäre er nämlich genau richtig.«
    »Werd bloß nicht übermütig, Rocky«, neckte sie Marino. Das war sein Spitzname für Lucy gewesen, weil sie schon als Kind gern die Fäuste geschwungen und ihn, bis sie mit zwölf ihre Periode bekam, zum Boxen und zu Ringkämpfen herausgefordert hatte. Da er mit zweitem Namen Rocco hieß, hatte Scarpetta das
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