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Kay Scarpetta 16: Scarpetta

Titel: Kay Scarpetta 16: Scarpetta
Autoren: Patricia Cornwell
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immer ein wenig als Projektion empfunden. Ohne es zu ahnen, liebte er an Lucy dieselben Eigenschaften wie an sich selbst.
      »Mir ist es egal, was die Leute reden. Ich stehe auf diese dämlichen Filme«, meldete sich Bacardi zu Wort, als Louie gerade zurückkehrte. »Sogar auf den letzten, Rocky Balboa. Am Schluss muss ich immer weinen. Keine Ahnung, warum. Bei einem echten Mord oder Totschlag vergieße ich keine Träne. Aber im Kino habe ich nah am Wasser gebaut.«
      »Muss jemand Auto fahren?«, erkundigte Louie sich wieder und beantwortete dann wie immer seine eigene Frage. »Natürlich nicht. Niemand fährt mehr. Muss an der Schwerkraft liegen«, fügte er hinzu, womit er ihnen mitteilte, dass ihre Drinks ziemlich stark waren. »Wenn ich einmal mit dem Einschenken anfange, überwältigt mich die Schwerkraft. Ich kann die Flasche nicht mehr wegnehmen und gieße immer weiter.«
      »Als Kind war ich oft mit meinen Eltern hier«, sagte Berger zu Lucy. »Das ist das alte New York. Du musst dir alles ganz genau einprägen, denn eines Tages wird von dieser Ära, in der alles besser war, auch wenn es uns damals nicht so erschien, nichts mehr übrig sein. Die Leute kamen tatsächlich her, um über Kunst zu sprechen und zu philosophieren. Hunter Thompson. Joe DiMaggio.«
      »Ich hätte nicht gedacht, dass Joe DiMaggio über Kunst gesprochen und philosophiert hat. Hauptsächlich über Baseball- aber nicht über Marilyn Monroe. Wir alle wissen, dass er nie ein Wort über sie verloren hat«, erwiderte Lucy.
    »Du solltest hoffen, dass es keine Geister gibt«, sagte Benton zu seiner Beinahe-Nichte. »Nach dem, was du getan hast.« »Danach wollte ich dich auch fragen«, wandte Bacardi sich an Lucy. »Mann, sind da viele Äpfel drin.«
      Als sie Marino unterhakte und sich an ihn lehnte, lugte ein eintätowierter Schmetterling aus dem Ausschnitt ihres engen Oberteils.
      »Da das verdammte Ding aus geheimnisvollen Gründen abgestürzt ist, habe ich das Foto nie zu sehen gekriegt«, meinte Benton. »Es ist doch gefälscht, oder?«
    »Wovon redest du?«, gab Lucy mit Unschuldsmiene zurück. »Stell dich nicht dümmer, als du bist.« Grinsend nahm Bacardi einen gar nicht damenhaften Schluck von ihrem ApfelMartini.
      »Du hast hier als Kind sicher viele interessante Leute gesehen«, wandte sich Scarpetta an Berger.
      »Viele, deren Fotos an den Wänden hängen«, antwortete Berger. »Von der Hälfte hat Lucy noch nicht mal gehört.«
      »Jetzt geht das schon wieder los. Ein Wunder, dass ich überhaupt einen Drink bekomme, ohne meinen Führerschein vorzeigen zu müssen«, schimpfte Lucy. »Wahrscheinlich bleibe ich für den Rest meines Lebens zehn Jahre alt.«
      »Als John F. Kennedy, Bobby Kennedy und Martin Luther King erschossen wurden, warst du noch gar nicht auf der Welt. Nicht einmal während der Watergate-Affäre.«
    »Und, habe ich was Wichtiges verpasst?«
      »Neil Armstrongs Spaziergang auf dem Mond. Das war etwas Wichtiges«, entgegnete Berger.
      »Das habe ich mitgekriegt. Und auch den Tod von Marilyn Monroe«, schaltete Bacardi sich wieder ins Gespräch ein. »Also lass hören. Was war das für ein Virus oder wie die Medien es sonst nennen?«
      »Im Internet sind einige Fotos von ihr als Leiche im Umlauf«, erklärte Marino. »Ein paar davon. So was passiert eben. Irgendein Idiot, der in einem Leichenschauhaus arbeitet, verkauft ein Foto. Wir sollten Mobiltelefone in der Gerichtsmedizin verbieten«, schlug er Scarpetta vor. »Die Leute sollen sie im Büro hinterlegen, so wie ich meine Knarre, wenn ich einen Gefängnisbesuch mache. Man könnte sich ja einen Safe anschaffen.«
      »Es ist kein echtes Foto«, sagte Lucy. »Zumindest nicht ganz. Nur vom Kopf aufwärts. Den Rest habe ich mit einem Bildbearbeitungsprogramm hinzugefügt.«
      »Glaubst du wirklich, dass sie ermordet wurde?«, erkundigte sich Bacardi ernst.
      Scarpetta kannte das manipulierte Foto und den Text, den Eva dazu verfasst hatte. Außerdem war sie mit den Fallakten ziemlich gut vertraut. Wenn sie ihr Glas Scotch nicht schon fast zur Hälfte leer getrunken hätte, wäre sie vielleicht nicht so offen gewesen.
    »Möglicherweise«, erwiderte sie.
      »Wahrscheinlich äußerst du so etwas besser nicht bei CNN«, warnte Benton.
      Sie nahm noch einen Schluck. Der Scotch war mild mit einem torfigen Abgang, der ihr erst in die Nase und dann noch stärker als zuvor zu Kopfe stieg.
      »Die Leute wären überrascht, was ich alles
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