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Kay Scarpetta 16: Scarpetta

Titel: Kay Scarpetta 16: Scarpetta
Autoren: Patricia Cornwell
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nicht in allen Einzelheiten ausführen, weil das nicht meine Aufgabe ist. Allerdings möchte ich Ihnen auf die Bitte ihrer Familie hin Folgendes ausrichten: Sie hat dem Amerikanischen Verband der Kleinwüchsigen eine beträchtliche Summe hinterlassen, die in einen Fonds fließen soll und zwar mit dem Zweck, nötige medizinische Behandlungen (wie zum Beispiel korrektive Operationen) zu finanzieren, die von den Krankenkassen nicht übernommen werden. Wie Sie sicher wissen, werden viele dringend notwendige Therapien ungerechtfertigterweise ausgeschlossen, zum Beispiel kieferorthopädisehe Maßnahmen oder Knochenverlängerungen.
    Terri hatte ein gutes Herz...
    Scarpetta konnte nicht mehr weiterlesen, denn sie wurde erneut von Trauer ergriffen. Sie faltete die Seiten zusammen und steckte sie wieder in den Umschlag.
      Louie erschien mit ihren Getränken und zog sich diskret zurück. Als Scarpetta einen Schluck nahm, rann ihr ein warmes Gefühl die Kehle hinunter, und die Dünste machten ihren Verstand frei, als hätte er sich in eine Klosterzelle zurückgezogen und müsste nun ans Licht gelockt werden.
      »Könntest du dafür sorgen, dass er das bekommt, falls es den Therapieplan deines Patienten nicht stört?« Sie reichte Benton den Umschlag.
      Benton verstaute ihn in der Innentasche seiner weichen schwarzen Lederjacke.
      Sie war neu, ebenso wie der Gürtel von Winston, dessen Schließe einen Adlerkopf darstellte, und die handgearbeiteten Stiefel. Lucys Art zu feiern, wenn sie wieder einmal, so ihre Worte, dem Tod von der Schippe gesprungen war, bestand darin, ihre Mitmenschen großzügig zu beschenken. Scarpetta hatte sie eine neue Uhr gekauft, die sie wirklich nicht brauchte, eine Breguet aus Titan mit einem Zifferblatt aus Glasfaser, passend zu dem schwarzen Ferrari F430 Spider, den sie angeblich auch für Scarpetta besorgt hatte - zum Glück nur ein Scherz. Scarpetta wäre lieber auf einem Fahrrad gefahren als in so einem Geschoss. Marino war Besitzer eines neuen Motorrads, einer knallroten Ducati 1098, die Lucy für ihn in ihrem Hangar in White Plains aufbewahrte, weil er ihrer Ansicht nach in der Stadt nichts fahren sollte, was weniger als vier Räder hatte. Ziemlich unhöflich hatte sie hinzugefügt, er müsse sein Gewicht halten, weil er sonst nicht auf das schicke Superbike passen würde.
      Scarpetta hatte keine Ahnung, was sie Berger geschenkt hatte. Sie wollte keine Fragen stellen, solange Lucy sie nicht dazu aufforderte. Stattdessen übte sie sich in Geduld, während Lucy weiter auf ein Urteil von Scarpetta wartete. Doch das würde sie nicht bekommen, weil Scarpetta keinen Grund dafür sah. Nicht den geringsten. Nachdem sie den anfänglichen Schock überwunden hatte, war ihr klar geworden, dass es auch hierfür keinen Anlass gab. Inzwischen freute sie sich sehr für Lucy.
      Letzte Woche waren sie und Berger tatsächlich zum Mittagessen gegangen, und zwar allein ins Forlini's unweit von Hogan Place N r. 1. Der Tisch, an dem sie saßen, trug einen Namen, der dem von Scarpetta ähnelte. Laut Berger handelte es sich um einen Glückstisch, weil es ein Trennungstisch war. Scarpetta hatte geantwortet, sie könne darin kein Glück erkennen. Doch Berger, die sich als Fan der Yankees entpuppte, früher häufig zu Spielen gegangen war und dies vielleicht bald wieder tun würde, hatte erwidert, es hänge davon ab, wer am Ende der Partie am Schlag sei.
    Scarpetta brauchte sich kein Baseballspiel anzuschauen, um zu verstehen, was sie damit meinte. Denn nur wenige Menschen wussten so viel über Scarpetta wie Jaime Berger. »Ich habe deine Frage nicht beantwortet«, sagte Benton mit einem Blick zur Tür. »Entschuldige.«
    »Ich habe die Frage vergessen.«
      »Danke, dass du mir deinen Brief vorgelesen hast. Aber den anderen würde ich ihn nicht zeigen.«
    »Ich glaube, du hast recht.«
      »Sie brauchen keinen Beweis dafür, dass du ein anständiger Mensch bist.« Benton musterte sie eindringlich.
    »Ist es so offensichtlich?«
      »Alle wissen, dass das Geschmiere im Internet, die E-Mails, die Morales unter deinem Namen verschickt hat, und auch der Rest erstunken und erlogen waren. Schließlich kennen wir dich zu gut, um dir so etwas zuzutrauen. Was geschehen ist, war nicht deine Schuld, und wir beide müssen noch viele Gespräche darüber führen, in denen wir uns ständig wiederholen werden. Es dauert eine Weile, bis die Gefühle den Verstand eingeholt haben. Außerdem sollte ich es sein, der ein
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