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Kay Scarpetta 16: Scarpetta

Titel: Kay Scarpetta 16: Scarpetta
Autoren: Patricia Cornwell
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und zielte mit seinem Revolver auf sie.«
      »Wir saßen hier auf dem Sofa«, ergänzte Berger, die danebenstand.
      »Eine Achtunddreißiger ohne Hammer«, fügte Marino hinzu.
      Er erläuterte alles, nahm die Schuld am Tod eines Menschen auf sich und erwartete kein Lob. Berger spielte mit, ohne mit der Wimper zu zucken. Offenbar war es ihre neue Lebensaufgabe, dafür zu sorgen, dass Lucy nicht in Schwierigkeiten geriet.
      Laut Gesetz war Lucy in New York der Waffenbesitz streng verboten, selbst in geschlossenen Räumen oder zur Selbstverteidigung. Offiziell gehörte die Pistole ja noch Marino, weil er es nie geschafft hatte, die nötigen Formulare auszufüllen, um sein Geschenk auf Lucy umzumelden. Seit dem letzten Weihnachtsfest in Charleston war so viel geschehen. Alle hatten sich einander entfremdet. Rose hatte sich plötzlich verändert, und anfangs hatte niemand gewusst, warum. Und Scarpetta war nicht in der Lage gewesen, ihre gemeinsame Welt wieder ins Lot zu bringen, die auseinanderzufliegen schien wie ein alter Golfball mit aufgeplatzter Haut. Vor noch nicht allzu langer Zeit war sie sicher gewesen, dass das der Anfang vom Ende ihrer Freundschaft war.
      Scarpetta und Lucy hielten sich an den blutigen Händen, während die Sanitäter mit der Trage zum Aufzug polterten. Einer von ihnen funkte den Krankenwagen an, der vor dem Gebäude stand. Die Türen gingen auf, und Benton trat in seinem Nadelstreifenanzug aus dem Aufzug. Er sah genauso aus wie bei CNN. Scarpetta hatte die Sendung auf ihrem BlackBerry verfolgt, während sie vor Bergers Wohnungstür wartete.
      Benton nahm Lucys andere Hand. Als er Scarpetta in die Augen blickte, malten sich unermessliche Trauer und Erleichterung in seinem Gesicht.
     
     
    35
    13. Januar
    Scarpetta hatte den Tisch im Elaine's nicht ihrer Prominenz zu verdanken. Kein Mensch, und mochte er noch so wichtig sein, genoss Privilegien oder wurde bevorzugt behandelt, wenn er der legendären Restaurantbesitzerin unsympathisch war.
      Wenn Elaine wie jeden Abend an einem ihrer Tische Hof hielt, schwebte Erwartung durch die Luft wie Zigarettenrauch aus früheren Tagen, als man hier noch über Kunst debattiert, sie kritisiert oder neu definiert hatte. Jedenfalls hatte sie stets im Mittelpunkt der Diskussionen gestanden. Außerdem hatte jeder, unabhängig von seinem Aussehen, Zutritt zum Lokal gehabt. Die Wände kündeten von einer Vergangenheit, die Scarpetta zwar betrauerte, aber nicht vermisste. Vor vielen Jahrzehnten war sie zum ersten Mal hier gewesen, und zwar während eines gemeinsamen Wochenendes mit einem Mann, in den sie sich an der Juristischen Fakultät in Georgetown verliebt hatte.
      Inzwischen war er längst aus ihrem Leben verschwunden, und sie war mit Benton verheiratet. Die Inneneinrichtung im Elaine's hatte sich seit damals nicht verändert: Alles, bis auf den roten Kachelboden, war in Schwarz gehalten, und es gab Garderobenhaken sowie Münzfernsprecher, die niemand mehr benutzte. In den Regalen standen vom Autor signierte Bücher, die kein Gast je zu berühren gewagt hätte. Die Wände waren vom Boden bis zur Decke mit Fotos von Schriftstellern und Filmstars tapeziert.
      Scarpetta und Benton blieben an Elaines Tisch stehen, um sie zu begrüßen - ein Kuss auf jede Wange und ein Ich habe Sie ja schon ewig nicht gesehen. Wo waren Sie denn so lange? Scarpetta erfuhr, sie habe gerade einen ehemaligen Außenminister verpasst. Letzte Woche sei ein früherer Quarterback der Giants hier gewesen, den sie nicht mochte. Und heute Abend sei ein Showmaster zu Gast, den sie noch weniger leiden konnte. Als Scarpetta sagte, sie erwarte noch weitere Personen, war das für Elaine keine Neuigkeit, denn die grande dame war immer bestens darüber informiert, wer in ihrem Etablissement ein und aus ging.
      Louie, Scarpettas Lieblingskellner, fand genau den richtigen Tisch für sie.
      »Ich sollte ja nicht darüber reden«, begann er, während er ihr den Stuhl zurechtrückte, »aber ich habe gehört, was vorgefallen ist.« Er schüttelte den Kopf. »Ihnen gegenüber müsste ich mir solche Bemerkungen eigentlich verkneifen, aber mir waren die Zeiten von Gambino und Bonanno lieber. Die hatten zwar auch Dreck am Stecken, doch wenigstens ihre Gründe dafür, wenn Sie verstehen, was ich meine. Sie haben ihre Mitmenschen nicht aus Jux und Dollerei kaltgemacht. Vor allem so eine arme Frau. Eine Zwergin. Und eine alte Witwe. Und dann noch die andere Frau und den Jungen. Die hatten
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