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Kay Scarpetta 16: Scarpetta

Titel: Kay Scarpetta 16: Scarpetta
Autoren: Patricia Cornwell
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liegt bei ihr, nicht bei dir. Mich interessiert eher, ob du dir selbst vertraust.«
      »Ich weiß nicht, warum du ständig darauf herumhackst«, protestierte Benton.
      »Seit deiner Hochzeit hat sich dein Sexualverhalten verändert. Das hast du mir wenigstens bei unserem ersten Gespräch erzählt. Du suchst Ausflüchte, nicht mit ihr zu schlafen, wenn die Gelegenheit dafür günstig wäre, und würdest es gern tun - ich zitiere -, wenn es gerade gar nicht passt. Ich wiederhole nur deine Worte. Trifft das noch zu?« »Wahrscheinlich schon«, antwortete Benton. »Das ist eine Form von Rache.«
      »Ich räche mich nicht für Marino. Mein Gott, sie hat doch nichts falsch gemacht.« Benton bemühte sich, sich seinen Zorn nicht anmerken zu lassen.
      »Nein«, entgegnete Dr. Thomas. »Ich denke, du rächst dich eher dafür, dass sie deine Frau ist. Du willst nämlich gar keine Frau. Das wolltest du noch nie, und du hast dich auch nicht in eine Frau verliebt, sondern in die beruflich erfolgreiche Kay Scarpetta.«
      »Sie ist Kay Scarpetta und gleichzeitig meine Frau. Und in vielerlei Hinsicht hat sie mehr Einfluss als je zuvor.«
    »Mich brauchst du nicht zu überzeugen, Benton.«
      Dr. Thomas fasste ihn stets härter an als ihre übrigen Patienten. Sie und Benton verband etwas, das über das Verhältnis zwischen Therapeut und Patient hinausging. Sie verstanden beide, wie der andere Informationen verarbeitete, und außerdem durchschaute Dr. Thomas Bentons verbale Täuschungsmanöver. Leugnen, Vermeiden oder passive Kommunikation ließ sie ihm nicht durchgehen. Lange Sitzungen, in denen man sich schweigend anstarrte, während der Therapeut wartete, dass der Patient endlich mit der Sprache herausrückte, kamen bei ihm nicht in Frage. Eine Minute Stille, und schon bekam Benton den nächsten Schubs. Genau wie beim letzten Mal: Bist du hier, damit ich deine Hermes-Krawatte bewundere? Oder hast du mir etwas zu sagen? Vielleicht sollten wir beim Thema von letzter Woche weitermachen. Wie geht es denn deiner Libido?
      »Wirst du mit Marino reden?«, erkundigte sich Dr. Thomas.
    »Vermutlich nicht«, antwortete Benton.
      »Nun, offensichtlich gibt es eine Menge Leute, die du lieber anschweigst. Ich möchte dich mit meiner vielleicht abwegigen Theorie bekannt machen, dass wir in gewisser Weise alles mit Absicht tun. Deshalb ist es sehr wichtig, unseren Absichten an die Wurzeln zu gehen, bevor sie Gelegenheit haben, uns zu entwurzeln. Gerald wartet. Wir müssen einiges erledigen. Wir haben heute Abend Gäste zum Essen eingeladen und etwa so viel Lust darauf wie auf ein Loch im Kopf.«
      Damit wollte sie ausdrücken, dass es für heute genug war und dass Benton das Gespräch überdenken sollte.
      Er stand vom Schreibtisch auf, schlenderte zum Fenster und blickte in den bleigrauen Nachmittag hinaus. Der Krankenhausgarten neunzehn Stockwerke unter ihm war kahl. Der Betonbrunnen trocken.
     
     
    3
    Gotham Gotcha - erwischt im guten alten New York!
    Frohes Neujahr an alle!
    Ich habe, was euch angeht, gute Vorsätze und will euch im neuen Jahr etwas wirklich Spannendes bieten. Also habe ich gründlich nachgedacht. Ihr kennt doch alle diese Jahresrückblicke, die uns alle Scheußlichkeiten der letzten Monate wieder vor Augen führen, um uns noch einmal damit zu frustrieren. Und jetzt ratet mal, wen ich gerade in meinem Samsung-Fernseher mit Achtundfünfzig-ZollHD-Plasmabildschirm gesehen habe, für den ihr vermutlich einen Mord begehen würdet.
       Es war die Königin höchstpersönlich: Dr. Kay Scarpetta, die gerade die Stufen des Gerichtsgebäudes hinaufstieg, um wieder einmal in einem sensationellen Mordfall auszusagen. Und da sie ihren treuen Gefolgsmann Pete Marino im Schlepptau hatte, heißt das, dass die Verhandlung vor etwa sechs oder sieben Monaten stattgefunden haben muss. Wie ihr sicher alle wisst, ist diese bedauernswerte fette Made inzwischen nämlich nicht mehr ihr edler Ritter. Hat ihn jemand in letzter Zeit gesehen? Sitzt er irgendwo in einem kosmischen Gefängnis? (Stellt euch nur vor, wie es sein muss, für eine Diva wie Scarpetta zu arbeiten. Ich würde in diesem Fall Selbstmord begehen, in der Hoffnung, nicht ausgerechnet von ihr obduziert zu werden.)
      Aber lasst mich zu ihrem Auftritt vor dem Gerichtsgebäude zurückkommen. Überall Kameras, Journalisten, Möchtegern-Promis und Schaulustige. Sie ist ja schließlich die Expertin, oder? Düst zwischen den Staaten und Italien hin und her, also muss
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