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Kauffahrers Glück

Kauffahrers Glück

Titel: Kauffahrers Glück
Autoren: C.J. Cherryh
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an, nahm seinen Arm und führte ihn durch einen mit dickem Teppichboden ausgelegten Flur zu einer bezifferten Zimmertür. Sie steckte die Karte in den Schlitz und öffnete die Tür.
    Es war ein Schlafzimmer von der Klasse, zu der auch die Bar zu rechnen war, aus der sie gerade kamen, etwas, was er sich niemals leisten konnte - alles aus cremefarbenem Satin mit einem auffälligen blauen und cremefarbenen Bett und einem cremefarben gefliesten Bad mit einer Dusche. Für einen Moment verdarb ihm dieser Luxus fast die Lust, ein Luxus, wie er ihn noch nie in seinem Leben auch nur zu Gesicht bekommen hatte. Dann ergriff der Stolz von ihm Besitz, und er legte den Arm um Allison Reilly und zog sie mit einem Ruck dicht an sich heran, der instinktiven Widerstand auslöste; er grinste dabei, und sie stieß sich mit einem Blick zurück, der warnte und doch gleichzeitig von dem Entschluss kündete, amüsiert zu sein.
    Er stellte sofort in Rechnung, dass sein Humor in der Tat nur eine Fassade war, die sie von Anfang an durchschaut hatte. Hier würde er möglicherweise nicht mehr so gut funktionieren, in einer Situation, in die ihn der Stolz einer Dublinerin und ihr Geld geführt hatten. Auf einmal überlegte er sich, dass er sich einen bösen Feind schaffen oder vielleicht sich etwas bewahren konnte, was ihm in den weiten, langen Dunkelheiten zwischen den Stationen eine schöne Erinnerung bot. Sie machte ihm Angst - das war eine simple Tatsache, denn sie besaß alle Karten, auf die es ankam; und er konnte nur allzu leicht glauben, dass sie über alles lachen oder es ihren Vettern erzählen würde, dass sie lachen würde, wenn sie ihnen erzählte, wie sie sich das Vergnügen einer Nacht gekauft und auf seine Kosten Scherze getrieben hatte. Und was am schlimmsten war, er fürchtete, bei ihr zu versagen, denn jedes Mal, wenn er sich schon halb überzeugt hatte, alles sei wirklich, empfand er doch wieder den nagenden Argwohn, dass sie wusste, wer er war; und das bedeutete Polizei.
    Er streichelte ihr Gesicht und versuchte, sie zu küssen, eine versuchsweise Bewegung, eine Höflichkeit zwischen Fremden, die sich auf dem Dock kennen gelernt hatten. Sie lehnte sich an ihn und antwortete auf gleiche Weise, bis ihm das Blut in den Adern hämmerte.
    »Sollten wir nicht die Tür zumachen?« fragte sie dann, eine praktische Erwägung, die ihn mit Macht wieder zu sich brachte. Er ließ sie los und drückte auf den Türschalter, blickte dann verzweifelt wieder zurück, denn er hatte langsam den Verdacht, dass die ganze Situation lächerlich war, und er es verdiente, ausgelacht zu werden, sogar durch sich selbst. Er war älter als sie, aber was solche Begegnungen anbetraf, vermutete er, weit jünger. Naiv und verängstigt.
    »Ich bin für Duschen«, sagte Allison Reilly fröhlich und machte Anstalten, sich ihres silbernen Overalls zu entledigen. »Du auch?«
    Er machte sich ebenfalls ans Ausziehen und verspürte dabei gleichzeitig Verlegenheit, weil ihn die Beiläufigkeit ihres Vorgehens aus dem Gleichgewicht brachte und weil er immer noch eine Laune in dem vermutete, was für ihn langsam gewaltig ernst wurde.
    Sie lachte; sie bespritzte ihn mit Seife und schaffte es, unter der Dusche zu lachen und auch lachend in das Bett mit den blauen Laken zu fallen; aber sie tat nicht nur das. Für eine sehr lange Zeit war sie wirklich außerordentlich ernst, und er ebenfalls. Sie liebten sich mit völliger Konzentration, lagen schließlich einander fest umschlungen und total erschöpft in den Armen.
    Er wachte auf. Die Lampen brannten noch, wie schon die ganze Nacht. Und Allison regte sich und murmelte etwas von ihrer Wache und der Dublin, während er sie noch mit großer und verzweifelter Melancholie festhielt und eine Frage in ihm schwelte, die dort schon die halbe Nacht gewesen war.
    »Sehe ich dich wieder?« fragte er.
»Irgendwann«, sagte sie und führ mit dem Finger über sein Kinn. »Ich fliege heute Nachmittag ab.«
    Das Herz sank ihm. »Wohin denn?«
    Ihre Stirn runzelte sich leicht. »Pell«, sagte sie schließlich.
    »Es steht nicht auf den Tafeln, aber du könntest es auf dem Amt herausfinden. Wir überqueren die Grenze. Haben dort ein Geschäft laufen. Sind... vielleicht nächstes Jahr zurück, Ortszeit.«
    Sein Herz sackte noch weiter ab. Er lag für einen Moment da und dachte an seine Papiere, seine Fracht, seine Hoffnungen. Dachte an einen alten Mann, der vielleicht redete, an ein Schicksal, das den Profit auf seinem Konto gänzlich
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