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Kauffahrers Glück

Kauffahrers Glück

Titel: Kauffahrers Glück
Autoren: C.J. Cherryh
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war, überlegte er, noch ziemlich gut weggekommen, wo ihn doch ein Experte übers Ohr gehauen hatte. Er lächelte sie reumütig an, als sie stehen blieb und sich zu ihm umdrehte. Danach fühlte er sich im Moment gar nicht, sondern eher danach, etwas zu zerbrechen, jedoch war gute Laune Pflicht für einen Mann mit leeren Taschen und den Drinks eines Dubliners im Bauch. Stets hielten sich ihre Vettern im Hintergrund auf, mindestens einige hundert von ihnen.
    »Funktioniert diese Masche oft?« wollte sie wissen.
    »Ich gebe Ihnen das Geld für die Rechnung«, sagte er, und er konnte selbst nicht glauben, was er sagte, vermutete aber, dass er doch noch einen Zwanziger von seinem Überschusskonto holen konnte. Er hasste es, in die Falle zu gehen und gerettet zu werden.
    »Ich habe es. Ich nehme nur nicht viel mit, wenn ich über die Docks gehe.«
    Sie starrte ihn an, als wäge sie diese Behauptung ab. Oder auch ihn. Oder als dächte sie daran, ihre Vettern zu rufen. »Ich sehe, dass all das einen Zweck verfolgte.«
    Sie machte es wieder mit ihm, brachte ihn völlig aus dem Gleichgewicht. »Vielleicht hätte es einen erreicht«, sagte er mit demselben ironischen Humor. »Aber ich muss zu meinem Schiff zurück. Sie haben mein ganzes Kleingeld, und ich fürchte, die Lucy entspricht als Unterkunft nicht ganz dem, was Sie gewöhnt sind.«
    »Oho.« Sie suchte in ihrer Tasche und brachte einen einzelnen Fünfziger zum Vorschein.
    »Bradfords. Ich kenne es. Ein erstklassiges Quartier.«
    Er blinzelte, war wiederum geschlagen, versuchte sich auszurechnen, ob sie ihm überhaupt irgend etwas geglaubt hatte, oder was sie wohl von seinesgleichen hielt. Vielleicht plante sie, ihm einen weiteren Streich zu spielen, noch schlimmer als der letzte; aber er wollte sie.
    Dieses Verlangen meldete sich jetzt schlimmer als zuvor, überdeckte alle Vorsicht und schnitt jede vernünftige Überlegung ab. Jahre des Schwelgens in einsamen Träumen und des Versuches, am Leben zu bleiben, einfach nur am Leben, worauf letztlich alles hinauslief... und dann eine Nacht in einer silbernen Bar und einem erstklassigen Schlafheim. Er war in gefährlichem Ausmaß betrunken, mahnte er sich selbst, während er in den Eindrücken überfrachteter Sinne schwelgte; und auch sie war betrunken. Sie suchte sich gezielt jemanden wie ihn aus, der ein Risiko bildete, entweder weil sie neugierig oder gelangweilt war oder weil Bradfords eine Dublin-Stammpension war und ein Schrei reichte, ihm mehr Schwierigkeiten zu verschaffen, als er zu bewältigen vermochte. Seine Hand war immer noch mit kaltem Schweiß bedeckt, als sie sich einhakten und in eine Richtung gingen, die sie wählte, und er wischte sich die Handfläche am Taschenfutter trocken, bevor er ihre kühle, trockene Hand ergriff.
    Sie wanderten über das Dock und an Signalbrücken vorbei, die zum fernen, unsichtbaren Stationskern deuteten, an senkrecht aufragenden Türmen und ein Stück weiter an schrägstehenden vorbei, die den Anlagen das Aussehen geäderter Segmente einer gigantischen Frucht verliehen, und im Dahingehen entfaltete sich das Dock wie eine graue Bandspule mit einer linken Lamekante aus neonerleuchteten Kneipen und Restaurants und Schaufenstern. Das Viking-Dock verfügte über eine Zahl ihm eigener Gerüche, gemischt aus den Ausdünstungen von Nahrung, Alkohol, Maschinen, Chemikalien und dem unfreundlichen kalten Moschusgeruch offener Frachtschleusen. Es bot auch ein Arsenal aus Geräuschen, das aus dem Lärm von Menschen und arbeitenden Maschinen bestand und auch aus Musik, die aus den Kneipen herausdrang in Kombinationen, die manchmal disharmonisch waren und manchmal seltsam zueinander passten. Alles zusammen ergab eine schwindelerregende, die Sinne betäubende Flut, wie er sich noch nie einer ausgeliefert hatte, schon gar nicht auf diese Weise, mit einer silberglänzenden Dublinerfrau Arm in Arm mit ihm, Schritt auf Schritt bei ihm, die sich mit ihm zusammen durch die Massen schlängelte.
    Sie erreichten die dezente Front von Bradfords Haus mit den ovalen Druckfenstern aus Rauchglas und der goldenen Beschriftung... gingen hinein und meldeten sich am Schalter mit dem Registrationscomputer, bedient von einem Angestellten, der ein Firmenempfangschef hätte sein können. Sie standen auf dicken Teppichen und unter einer bunten Beleuchtung, waren umgeben von Weiß und Gold, wo die Tür der Vorhalle den grellen Lärm der Docks ausschloss. Allison bezahlte und nahm die Zimmerkarte entgegen, grinste ihn
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