Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Katzenkrieg

Katzenkrieg

Titel: Katzenkrieg
Autoren: E Mendoza
Vom Netzwerk:
Frau als Venus gemalt hatte, darf man davon ausgehen, dass sein Gehilfe die Bekanntschaft des Modells gemacht hat, und daraus ist zweifellos etwas mehr geworden. Juan de Pareja hat sie heimlich gemalt, wie er alle seine Bilder heimlich gemalt hat. Vielleicht wurde in Madrid etwas gemunkelt, und da für die Vergehen eines Sklaven sein Herr verantwortlich ist, sind Velázquez und Pareja nach Rom geflohen.» Er verstummte und schaute Anthony an, um zu sehen, wie der reagieren würde.
    «Woher haben Sie diese Theorie, Garrigaw? Sie haben das Bild ja gar nicht gesehen.»
    «Pedro Teacher wusste es. Er hat es nie jemandem gesagt, und ich weiß auch nicht, wie er es herausgefunden hat. Nach seinem Tod hat der britische Geheimdienst in London seine Galerie und seine Wohnung durchsucht und die Dokumentation gefunden. Eben heute Morgen ist es uns mitgeteilt worden. Ob es der Herzog von Igualada wusste oder das Bild guten Glaubens für einen Velázquez hielt, wissen wir nicht, und jetzt, da es verbrannt ist, hat es auch keine Bedeutung mehr.»
    David Ross, der Erste Botschaftssekretär, hielt es für seine Pflicht, sein Wissen beizusteuern. «Pedro Teacher war ein Agent im Dienste Deutschlands. Das wissen wir schon seit längerem, und wir haben ihn verfolgt. Er hat für die Abwehr von Admiral Canaris gearbeitet. Vielleicht auch für andere Mächte. Doppelagent. Das sind fast alle.»
    «Ist er deswegen umgebracht worden?»
    «Das glaube ich nicht. Spione bringen sich nicht gegenseitig um. Sie sind Kollegen. Sie helfen einander und arbeiten zusammen, wenn es ihren eigenen Interessen nicht zuwiderläuft. Und die Regierungen ebenso. Wenn die Spionageabwehr einen Agenten entdeckt, versucht man ihn zu überreden, die Seite zu wechseln, und normalerweise gelingt das. Flexible Leute, wie es ihre Arbeit erfordert. Ein lebender Spion ist nützlich, tot dient er zu gar nichts. Manchmal hält es sogar ihre eigene Regierung für angezeigt, sie aus dem Verkehr zu ziehen. Aber wie gesagt, das ist selten. Wir wissen nicht, wer Pedro Teacher ermordet hat, und noch weniger, warum.»
    «Er wollte mir gerade ein hochwichtiges Geheimnis verraten, als er umgebracht wurde», sagte Anthony.
    «Das dürfen Sie nicht ernst nehmen», erwiderte David Ross. «Er war ein Schwätzer. Sicherlich wollte er sich Ihr Vertrauen erschmeicheln, um dann Informationen aus Ihnen herauszuholen. Er war besorgt wegen des Verkaufs des Bildes. In letzter Zeit waren seine Beziehungen zum Herzog erkaltet, und er fühlte sich ausgeschlossen von einem Geschäft, das er mit sehr viel Umsicht in die Wege geleitet hatte.»
    «Und Kolja?»
    Jetzt ergriff Lord Bumblebee das Wort. «Unsere Informanten haben seine Spur verloren. Und seine wirkliche Identität kennen wir immer noch nicht. Vielleicht war Kolja Pedro Teacher. Er kann auch irgendeiner der hier Anwesenden sein. Diese verdammten Spione dringen überall ein. Unwichtig. Vergessen Sie Kolja. Nachdem es das Bild nicht mehr gibt, sind Sie nicht mehr von geringstem Interesse. Weder für ihn noch für Moskau. Und für uns auch nicht, seien Sie nicht beleidigt.»
    «Aber er hat mich umzubringen versucht.»
    «Nein», sagte David Ross. «Wenn Kolja sie hätte töten wollen, wären Sie jetzt nicht hier. Die Sache bei der Puerta de Toledo war eine Pantomime. Higinio Zamora Zamorano arbeitet für uns.»
    Harry Parker schaute auf die Uhr. «Die Zeit vergeht», sagte er in neutralem Ton. «Vielleicht sollten wir uns auf den Weg machen, außer Sie wollen noch was sagen oder fragen, Whitelands.»
    Anthony stellte das leere Glas auf einen Beistelltisch und erhob sich vom Sessel. Der Kopf schmerzte ihn, und sein Magen war durcheinander. Als er sein Unbehagen sah, legte ihm Lord Bumblebee die Hand auf die Schulter. «Parker hat recht. Fahren Sie nach Hause, vergessen Sie Madrid. Es ist eine schmutzige, aufgewühlte Stadt, die Leute können einfach nicht an dem Ort bleiben, der ihnen zusteht. Und machen Sie sich keine Sorgen um Ihren Freund Primo; es wird ihm nichts geschehen. Der Faschismus ist eine ärgerliche Geschichte, aber kein Problem. Das Problem kommt von Russland. Früher oder später wird sich England mit Deutschland verbünden müssen, um der kommunistischen Bedrohung zu trotzen.» Er wandte sich zum Porträt Seiner Majestät Edwards VIII. um und deutete mit dem Pfeifenstiel darauf. «Seine Majestät versteht es so und hält mit seiner Sympathie für Hitler nicht hinterm Berg. Hitler ist zwar kein vollendeter Demokrat, aber in der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher