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Katzenkrieg

Katzenkrieg

Titel: Katzenkrieg
Autoren: E Mendoza
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der Keller wirklich betroffen. Anscheinend waren da alte Möbel gelagert, Teppiche, alter Plunder. Das alles brennt wie Zunder. Auch einige Bilder sind verbrannt … Unwiederbringlich, wie es aussieht. Ich erzähle Ihnen das, weil ich verstanden zu haben glaube, dass sich ihr angeblicher Velázquez einmal in diesem Keller befand.»
    Je weiter Lord Bumblebee mit seiner Schilderung kam, desto bleicher wurde Anthony. Er schielte zu Edwin Garrigaw hinüber und glaubte auf dessen leicht nachgezogenen Lippen ein spöttisches Grinsen zu sehen. Er bat um ein Glas Wasser. Harry Parker schlug ihm ein kräftigenderes Getränk vor, aber weder Anthonys Organismus noch sein Kopf duldeten weitere Angriffe. Während der junge Diplomat aus einem Krug ein Glas Wasser einschenkte, fuhr Lord Bumblebee fort: «Regen Sie sich nicht auf, Whitelands. Das war die schlechte Nachricht. Die gute wird Ihnen unser Freund Garrigaw geben. Bitte, Edwin.»
    Der alte Kurator ließ einige Sekunden verstreichen, in denen er schon zum Voraus den Trumpf genoss, den er gleich ausspielen würde. «Die gute Nachricht, Whitelands, ist, dass das Bild kein Velázquez war. Brausen Sie nicht auf, bevor Sie mich angehört haben. In erster Linie: Ihre Ehrbarkeit und Ihr akademisches Prestige sind gerettet. Es war keine Fälschung, und angesichts der Umstände, unter denen Sie die Untersuchung durchführen mussten, ist die Zuschreibung verständlich. Ja, ich möchte sagen, Ihre Hypothesen waren nicht abwegig. Ich bin sehr beeindruckt.»
    «Bitte, Garrigaw», sagte Anthony mit hauchdünner Stimme, «kommen Sie zur Sache.»
    «Gleich, gleich. Wenn ich mich richtig erinnere, hatten Sie die Figur auf dem Bild, einen weiblichen Akt, als Doña Antonia de la Cerda identifiziert, Gattin von Don Gaspar Gómez de Haro. Sicherlich hatten Sie recht, und wenn dem so ist, würde das die Identität der Frau bestätigen, die für die Venus vor dem Spiegel gesessen hat. Eine wichtige Entdeckung, Whitelands. Wenn Sie sie beweisen können, prophezeie ich Ihnen einen nachhaltigen Erfolg in unserem knausrigen Kreis. Aber das zweite Porträt, dasjenige, das Sie gesehen haben, das hat nicht Velázquez gemalt, sondern sein Gehilfe.»
    «Martínez del Mazo?»
    «Nein. Juan de Pareja. Für diejenigen, die nicht wissen, wer das ist», er streifte die Anwesenden mit einem Blick, «sage ich, dass es sich um einen Nordafrikaner handelt, einen in Sevilla gekauften Sklaven, der jahrelang in Velázquez’ Atelier gearbeitet hat, seit Beginn von dessen künstlerischer Karriere, und der von Velázquez die technischen Grundlagen der Malerei lernte. Velázquez schätzte ihn sowohl in beruflicher Hinsicht wie als Menschen – er hat ihn auf seine Italienreisen mitgenommen. Man weiß nicht, wann und wo genau Juan de Pareja geboren wurde, aber er war jünger als Velázquez. Er hatte ein gewisses natürliches Talent und lernte nicht nur von seinem Herrn, sondern auch von den großen italienischen Meistern, die er in Italien sehen und sogar kennenlernen konnte. Er hat einige Porträts und Bilder religiösen Inhalts gemalt; als Sklave konnte er sie zu Lebzeiten nicht ausstellen, aber heute sind sie im Prado, in Valencia und sogar in internationalen Museen zu sehen. Durch seine Nähe zu Velázquez stand er logischerweise stark unter seinem Einfluss, weshalb ab und zu Werke von ihm irrtümlich Velázquez zugeschrieben worden sind.»
    Er legte eine Pause ein, damit die Zuhörer das verarbeiten konnten, und fuhr dann im selben didaktischen Ton fort: «Auf seiner zweiten Italienreise malte Velázquez ein Porträt von Pareja. Bei seiner Rückkehr blieb das Bild in Italien, und derzeit ist es in England in der Sammlung von Sir William Hamilton. Ich habe es gesehen und kann Ihnen versichern, dass es ein Meisterwerk ist. Vielleicht haben Sie ja Kopien gesehen. Wenn ja, dann wissen Sie, wie Juan de Pareja war: hübsch, wie man nur hübsch sein kann. Dunkle Haut, glühende Augen, Kraushaar, stolzes Auftreten. Velázquez soll ihn als Vorstudie für sein Porträt von Papst Innozenz X. gemalt haben. Ich bin nicht gleicher Meinung. 1650 hatte Velázquez viele Porträts von Philipp IV. und der Königsfamilie gemalt, er brauchte weder zu üben noch Sicherheit zu gewinnen. Er malte Juan de Pareja aus dem einfachen Grund, weil er die Bilder von Kardinälen satt hatte und weil die beiden Freunde und Kumpane waren. Aus diesem Grund hat er ihm auch die Freiheit zurückgegeben. Wenn Velázquez in Madrid Don Gaspar Gómez de Haros
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