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Katzenkrieg

Katzenkrieg

Titel: Katzenkrieg
Autoren: E Mendoza
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Politik gibt es keinen Platz für Subtilitäten. Darum ist sie nichts für kultivierte, sensible Menschen wie Sie, Whitelands. Fahren Sie nach London zu Ihren Bildern und Büchern zurück. Und bitten Sie Catherine um Verzeihung. Sie wird Sie mit Schmähungen überschütten, Ihnen aber verzeihen. Sie sehnt sich danach. Die Frauen sind Nervensägen, aber sie sind das Beste, was wir haben. Die Politik dagegen ist schrecklich. Die Kommunisten und die Nazis sind Ungeheuer, und wir, die Guten, sind auch nichts weiter als Schurken.»

Epilog
    Als sie die Botschaft verließen, strahlte die Sonne hoch am wolkenlosen Himmel, die Luft war lau, an den Ästen waren Knospen und in den Beeten weiße und gelbe Blumen zu sehen, Vorboten des prächtigen Frühlings 1936. Vor der Limousine schaute Harry Parker wieder auf seine Armbanduhr und hielt Anthony zurück, als dieser bereits einsteigen wollte. «Es ist noch früh», sagte der junge Diplomat, «und ich habe eben gedacht, Sie hätten vielleicht Lust auf einen letzten Besuch im Prado. Wenn Sie mir versprechen, keine Dummheiten zu machen, fahre ich Sie hin und hole Sie in einer Stunde wieder ab. Der Koffer bleibt im Auto.»
    «Danke, Parker», sagte Anthony gerührt, «das ist sehr großzügig von Ihnen.»
    Im Museum grüßte er die Kartenverkäuferin und ging geradewegs in den Velázquez-Saal. Dort blieb er unentschlossen in der Mitte stehen; er hatte nur wenig Zeit und musste sich konzentrieren, um sich nicht eine Chance entgehen zu lassen, die sich ihm vielleicht jahrelang nicht mehr bot. Bevor er aufschaute, um seinen Blick auf ein bestimmtes Werk zu richten, hörte er sacht seinen Namen, und sein Herz begann heftig zu klopfen.
    «Du hier!?», rief er. «Wie hast du gewusst, wo du mich findest?»
    «Es ist kein Geheimnis. Ich habe Señor Parker gebeten, dich herzufahren. Das schien mir ein guter Ort für den Abschied zu sein.»
    «O ja, wenn wir uns denn wirklich verabschieden müssen, gibt es keinen besseren. Lass uns durch den Saal gehen. Wenn dich ein bestimmtes Bild interessiert, kann ich es dir kommentieren.»
    Paquita fasste ihn kräftig unter, und eng beisammen begannen sie langsam durch den Saal zu spazieren. «Du wirst ja von dem Brand im Keller gehört haben», sagte sie. «Es tut mir aufrichtig leid, Anthony.»
    Der Engländer zuckte die Achseln. «Anscheinend habe ich ja Glück gehabt. Wenn das Bild wirklich von einem Maghrebinier gemalt wurde, hätte ich mich grauenhaft blamiert. Für euch hingegen ist es ein großer Verlust.»
    «Das ist egal. Wir sind reich. Und der Schrecken wegen Guillermo hat uns gezeigt, wie wenig materielle Dinge zählen.»
    «Vielleicht hast du recht. Wie geht es Guillermo? Und dem Rest der Familie? Ich bedaure sehr, mich nicht von allen verabschieden zu können.»
    «Guillermo erholt sich wunderbar. Wenn er nicht einen Rückfall hat, haben wir ihn in zwei Tagen wieder bei uns. Meine Eltern schnappen fast über vor Freude, wie du dir vorstellen kannst. Die arme Lilí dagegen ist sehr verwirrt. Sie ist noch ein Kind, und all diese Erschütterungen haben ihre Widerstandskraft gebrochen. Sie weint unaufhörlich und behauptet jetzt sogar, sie habe den Brand gelegt. Das ist natürlich hirnverbrannt. Wir werden nie erfahren, wie es dazu gekommen ist. Wie auch immer, Papa hat beschlossen, sie nach Badajoz zu schicken, aufs Gut unseres Verwandten, des Herzogs von Olivenza. Dort wird sie diese Hölle vergessen und wieder gesund und fröhlich werden.»
    Anthony öffnete den Mund, um etwas zu sagen, spürte aber den ernsten Blick des Grafen-Herzogs von Olivares auf sich, der ihn vom Pferd herab beobachtete und ihm mit dem Stab den Weg zu weisen schien. Der Engländer schüttelte den Kopf und murmelte: «Arme Lilí!» Und um das Thema zu wechseln, fragte er: «Und hast du etwas von José Antonio gehört?»
    «Frühmorgens hat er sich mit Don Alonso Mallol unterhalten, dem Leiter der Obersten Polizeidirektion. Es ist kein freundschaftliches Gespräch gewesen – offenbar hat ihn José Antonio einen Hahnrei genannt. Man hat ihn ins Modelo-Gefängnis übergeführt, und zum unerlaubten Waffenbesitz kommt jetzt noch Beamtenbeleidigung. Morgen werde ich ihn besuchen. Von ihm will ich mich auch verabschieden.»
    «Verabschieden?»
    «Ja. Man wird ihn in ein paar Tagen freilassen, dann werde ich nicht mehr hier sein. Ich gehe, Anthony. Ich bin nicht nur gekommen, um mich von dir zu verabschieden, sondern auch, um dir etwas zu erzählen, was du, glaube ich,
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